Original Ostermann: Keine Erinnerungen

Original Ostermann: Keine Erinnerungen

Da ich im Alter von einem Jahr ins Kinderheim gekommen bin, gibt es aus meinen ersten neun Lebensjahren nur Kinderbilder aus dem Heim. Oder besser gesagt: es gab sie...

30.05.2025

Keine Erinnerungen

Neulich kam eine Kollegin zu mir und fragte, ob ich ein Kinderfoto von mir hätte. Da ich aber im Alter von einem Jahr ins Kinderheim gekommen bin, gibt es aus meinen ersten neun Lebensjahren nur Kinderbilder aus dem Heim.

Oder besser gesagt: es gab sie!

Damals haben die Erzieherinnen Fotoalben gemacht, in denen sich zum Beispiel Bilder von Kindergeburtstagen oder besonderen Schultagen befanden. Als ich das Heim verlassen durfte, habe ich diese einzigen Kindheitserinnerungen mitgenommen. Und als wäre es nicht schlimm genug gewesen, in „Gefangenschaft“ aufzuwachsen, schlug das Schicksal wieder zu: Als ich Mitte zwanzig aus dem Urlaub in meine Wohnung zurückkam, offenbarte mir der Hausmeister des Mehrfamilienhauses, dass die Keller in meiner Abwesenheit alle unter Wasser gestanden hatten. Ich hatte dort die meisten meiner persönlichen Sachen gelagert – unter anderem auch das Fotoalbum. Nun war es nur noch ein Block aus zusammengeklebter Pappe und unkenntlicher Bilder.

Meine komplette Kindheit ausradiert!

Das hat mich sehr traurig gemacht, weil ich meinen Kindern gerne gezeigt hätte, wie Papa früher mal aussah. Natürlich ist das sehr schade, aber irgendwie auch ein Zeichen, Dinge hinter sich zu lassen und nach vorne zu schauen.

Die Zeit im Kinderheim war nicht schön, liegt aber hinter mir. Vor mir liegt das, was ich daraus mache! Und das fühlt sich auch ohne Kinderbilder gut, fröhlich und freundlich an!

Lasst auch ihr Dinge hinter euch und blickt positiv nach vorn – auch wenn es manchmal schwerfällt!

Euer Ostermann