Original Ostermann: Und plötzlich war's ein Kompliment
Sonntag früh um 6:42 Uhr: Ein markerschütterndes „Nein!“ dröhnt durch die Wohnung, gefolgt von Getrampel und noch mehr Geschrei – und all das, weil das Nutellabrot schief geschnitten wurde.
04.07.2025
Und plötzlich war's ein Kompliment
Es gibt Worte, die treffen uns wie ein schlecht gezielter Bumerang: erst sind sie schmerzhaft, dann überraschend nützlich.
Meine Friseurin zum Beispiel – eine Frau mit Kamm, Charme und Charakter – hat mal zu hören bekommen, dass sie nie Männerhaarschnitte hinkriegen würde. Das war kein subtiler Seitenhieb, sondern ein Frontalangriff auf die Schere.
Heute steht sie mit einer Präzision am Herrenhaupt, bei der selbst Edward mit den Scherenhänden vor Neid erblassen würde! Ich selbst wurde einst gefragt, ob denn Verwaltungsfachangestellter wirklich alles sei, was ich erreichen wolle. Autsch, das saß!
Ich dachte kurz darüber nach, ob ich einfach kündigen und Yogalehrer in Bali werden sollte. Stattdessen habe ich mich entschieden, Lehrer zu werden. Wurde ich aber nicht. Heute bin ich Radiomoderator. Immerhin bringe ich Menschen jetzt auf andere Weise zum Zuhören – und zwar ohne Tafel, dafür mit Mikro.
Und genau darum geht’s doch im Leben: Diese fiesen, manchmal unfreiwillig motivierenden Kommentare sind wie die Menschen, die beim Umzug zuschauen, aber wenigstens sagen: „Du machst das falsch.“ Sie helfen nicht direkt, aber sie bringen dich dazu, es allen zu zeigen. Vielleicht sollten wir uns bei diesen „gut gemeinten" Sprüchen bedanken. Sie sind wie schlechtes WLAN: nervig, aber sie bringen uns dazu, den Stecker zu ziehen und neu zu starten.
Also an alle, die schon mal gehört haben, sie seien nicht kreativ genug oder zu ruhig oder „Das schaffst du eh nicht“: Antwortet einfach innerlich: „Warte es nur ab! Ich werde das Ding rocken! Und dann moderiere ich’s auch noch im Radio.“
Euer Ostermann