Original Ostermann: Warum Kindergebrüll eigentlich schön ist

Original Ostermann: Warum Kindergebrüll eigentlich schön ist

Sonntag früh um 6:42 Uhr: Ein markerschütterndes „Nein!“ dröhnt durch die Wohnung, gefolgt von Getrampel und noch mehr Geschrei – und all das, weil das Nutellabrot schief geschnitten wurde.

27.06.2025

Warum Kindergebrüll eigentlich schön ist

Sonntag früh um 6:42 Uhr: Ein markerschütterndes „Nein!“ dröhnt durch die Wohnung, gefolgt von Getrampel und noch mehr Geschrei – und all das, weil das Nutellabrot schief geschnitten wurde. Da stehe ich also mit zerzausten Haaren und noch nicht ganz wach in der Küche und frage mich: Warum wollten wir nochmal Kinder?

Doch eigentlich ist das Geschrei gar nicht so schlimm. Vielmehr sollte ich mich sogar freuen, denn Kinder, die laut sind, die sich aufregen, die widersprechen oder sogar mal „Ich hasse dich!“ brüllen, machen das nicht, weil sie uns zerstören wollen, sondern weil sie uns vertrauen. Weil sie in unserer Nähe alle Masken fallen lassen.

Weil sie noch nicht gelernt haben, ihre Gefühle klein zu halten, damit es für andere bequemer ist. Klar, manchmal nervt es. Aber stellt euch mal ein Kind vor, das immer still ist, nie widerspricht und keine eigenen Bedürfnisse anmeldet – das wäre doch beängstigend. Kinder sind kleine Persönlichkeiten im Wachstum. Und Wachstum ist nun mal chaotisch, laut und emotional.

Natürlich dürft ihr genervt und müde sein. Aber versucht, beim nächsten kindlichen Wutanfall nicht nur den Lärm zu hören, sondern das Leben dahinter. Denn irgendwann wird es still. Sie werden älter, ziehen sich zurück, machen die Tür zu und reden plötzlich kaum noch mit uns. Dann denken wir zurück an die Zeit, in der uns jemand wutentbrannt „blödeste Mama oder blödester Papa der Welt“ nannte.

Und dann lächeln wir, weil das bedeutete: „Ich bin da. Ich brauche dich. Und ich traue mich, ich selbst zu sein.“

Also schreit ruhig zurück oder lacht drüber.

Und sagt euch: Wie schön, dass mein Kind so viel Gefühl hat – und keine Angst, dies zu zeigen!

Papa Ostermann