Wenn der Rollator zur Büroausstattung gehört

Könnt ihr euch vorstellen, mit siebzig noch zu arbeiten? Das wurde zuletzt ja immer häufiger gefordert.

Beim Gerüstbauer bekäme der Begriff „rüstiger Rentner“ dann eine völlig neue Bedeutung.

In der Grundschule würden sich die Schüler freuen, dass die Lehrerin das Diktat langsamer vorliest als die Kinder schreiben.

Influencerin mit 70 ist auch ein Spaß: Content über Bluthochdruck, Rheuma-Yoga und die besten Filter gegen Altersflecken. Kooperationen mit Apotheken, Treppenlift-Herstellern und dem Deutschen Hörgerätebund. Statt Selfies im Bikini gibt es Selfies beim Bingo. Schwieriger wird’s für den Paketboten. Die Pakete kann er nur noch ausliefern, wenn der Empfänger bereit ist, beim Tragen zu helfen.

Klar, heute sind wir mit siebzig fitter als vor dreißig Jahren die 50-Jährigen. Viele 70-Jährige laufen Halbmarathon, klettern auf Berge und tanzen Zumba. Aber machen wir uns nichts vor: Wenn man morgens mehr Medikamente einnimmt als ein mittelgroßes Rennpferd, ist vielleicht nicht mehr die optimale Zeit, um an Schichtarbeit zu denken.

Außerdem arbeiten viele Menschen schon jetzt am Limit, weil immer weniger Mitarbeiter mehr Arbeit erledigen sollen. Psychische Probleme nehmen zu und Burnout hört man öfter als Husten oder Schnupfen. Die Forderung, noch länger zu arbeiten, kommt dabei meist von Menschen, die sich über ihre Pension wenige bis keine Sorgen machen müssen.

Ich bin gespannt, ob ich vor dem Siebzigsten in Rente darf.

Ihr hört es ja dann bei Hitradio antenne 1!

Euer Ostermann