Original Ostermann: Bis dass der Tod uns scheidet
Bis dass der Tod uns scheidet
Ich war neulich gemeinsam mit Freunden in einem thailändischen Restaurant essen und hatte Ente bestellt. Wahrscheinlich hat sich unser Gespräch deshalb irgendwann der Ornithologie zugewandt. Einer meiner Freunde erzählte, dass Hochzeitstauben nur für diesen einen wunderschönen Tag gezüchtet werden. Wunderschön ist der Tag allerdings nur für das Hochzeitspaar, nicht für die weißen und possierlichen Tierchen. Die fliegen zwar bei Traumhochzeiten romantisch in den blauen Himmel, sind damit aber dem Tod geweiht! Ich wollte das erst gar nicht glauben und habe es deshalb direkt gegoogelt:
Die Tierschutzorganisation PETA schreibt auf ihrer Seite, dass die Täubchen oftmals nur für diesen Zweck auf der Welt sind. Sie werden aus ihrem Heimatschlag geholt und zu einem unbekannten Ort transportiert. In viel zu kleinen Boxen harren sie über Stunden aus und werden dann von fremden Menschen in die Hand genommen. Das sei für die Tiere, so PETA, sehr strapazierend. Und wenn sie dann in die vermeintliche Freiheit entlassen werden, beginnt der Todeskampf: Sie versuchen, zu ihrem Heimatschlag zurückzufliegen, sind dabei aber zum Beispiel Greifvögeln hilflos ausgeliefert. Sie kennen diese Gefahr ja überhaupt nicht. Viele Tauben sind außerdem so orientierungslos, dass sie sich gar nicht mehr zurechtfinden und letztlich verhungern oder verdursten.
Die meisten Hochzeitspaare haben davon noch nie etwas gehört. Deshalb hoffe ich, dass ihr, liebe Paare, diese Kolumne lest und auf Tauben verzichtet! Ich konnte meine Ente nach dieser Story nicht mehr essen. Ich habe sie mir einpacken lassen und am Neckar freigelassen. Ente gut, alles gut.
Euer Ostermann