Empfingen wird Zukunftsstandort der Luftfahrt
Wahl fällt auf Empfingen
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) möchte ein europaweit einmaliges Testzentrum für Luftfahrtstrukturen aufbauen. Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Forschung soll das DLR-Center for Crash und Impact Test (CITE) in Zukunft große Komponenten und ganze Flugzeuge beziehungsweise Hubschrauber testen und zertifizieren können. Der Schwerpunkt soll auf dem Crash- und Impact-Verhalten liegen. Beides sind zentrale Elemente bei Zulassungen in der Luftfahrt. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 25 Millionen Euro. Das Land Baden-Württemberg hat eine Förderung für das Projekt mit knapp 21 Millionen Euro in Aussicht gestellt – nun fixiert im Staatshaushalt für Baden-Württemberg. Vier Millionen Euro sollen dann aus Mitteln des DLR stammen. Standort der neuen DLR-Testeinrichtung wird der Innovationscampus Empfingen im Nordschwarzwald, rund 50 Kilometer südwestlich von Stuttgart, sein.
Fliegen mit Batterie, Brennstoffzelle und Hybrid: Innovationssprung für die Luftfahrt
Um Fliegen ohne Emissionen möglich zu machen, setzen Luftfahrtindustrie und Luftfahrtforschung auf neue Energieträger, wie Wasserstoff oder erneuerbare Kraftstoffe für Mittel- und Langstreckenflugzeuge, hybrid-elektrisch und rein elektrisch angetriebene Regionalflugzeuge und elektrisch betriebene Flugtaxis. Alle diese neuen Fluggeräteklassen erfordern komplett neue Designansätze sowie innovative konstruktive und materialtechnische Lösungen. Es gilt alternative Antriebsstränge inklusive der benötigten Batterien, Wasserstofftanks, Leitungen und Steuerungselementen in die Flugzeugstruktur zu integrieren und dabei möglichst leicht zu bauen. Antriebe können anders verteilt sein, folglich ändert sich auch die aerodynamische Auslegung und damit auch das ganze Aussehen von Luftfahrzeugen. Prof. Heinz Voggenreiter, Leiter des DLR-Institut für Bauweisen und Strukturtechnologie in Stuttgart, wird für das Projekt verantwortlich zeichnen. Bereits vor ein paar Jahren reifte diese Idee bei Voggenreiter, der nun endlich die Zielgerade für dieses Projekt vor Augen hat.
Aufbau und ökologisches Konzept des CITE-Testzentrums
Für das DLR-Testzentrum CITE werden auf dem Innovationscampus Empfingen in den nächsten Jahren zwei ökoeffiziente Gebäude entstehen: eine Crash-Halle mit einer Fläche von 450 Quadratmetern und eine Impact-Halle mit 816 Quadratmetern Fläche. Zum Großteil werden beide aus recycelten und wiederverwendbaren natürlichen Materialien wie Holz und Flachs bestehen. Die Stromversorgung soll hauptsächlich über Solarzellen erfolgen. Bis Ende/Mitte des Jahres 2023/2024 soll das Testzentrum fertig aufgebaut und bis spätestens Mitte 2027 vollständig in Betrieb genommen sein.
Auf dem Innovationscampus Empfingen ist das DLR bereits mit der Ausgründung msquare und einem Forschungsobservatorium, das im Frühjahr 2022 eröffnet werden soll, vertreten. Ebenfalls entsteht dort aktuell ein Testfeld für Brennstoffzellen in der Luftfahrt und Mobilität generell.
Gemeinde und Landkreis sind begeistert vom Großprojekt
Bürgermeister Ferdinand Truffner, der von der ersten Idee an das Projekt eng begleiten durfte, konnte das Grinsen nicht mehr verbergen: „Mit diesem Projekt steigt der Wirtschaftsstandort Empfingen in die Champions League auf. Der Innovationscampus wird nun ein wichtiger DLR-Standort für Luftfahrt und unsere geplanten Flächen im interkommunalen Gewerbegebiet KOMPASS81 jetzt Premiumflächen für Weltfirmen direkt an der Lebensader A81. Wir werden hierzu auch unser Ansiedlungsprofil schärfen.“ Truffner bedankte sich ausdrücklich bei der hiesigen CDU-Landtagsabgeordneten Katrin Schindele, die stets den Kontakt zwischen Gemeindeverwaltung, Innovationscampus und zuständigen Ministerien gepflegt hatte und immer zur Stelle war. Auch dem CDU-Fraktionschef im Landtag, Manuel Hagel, wie auch Rezzo Schlauch von den Grünen zollte Truffner Respekt für dessen persönlichen Einsatz in enger Abstimmung mit ihm. Das Projekt der DLR sei zudem im grün-schwarzen Koalitionsvertrag für Baden-Württemberg ausdrücklich enthalten, da allerdings noch ohne Nennung des Standorts Empfingen. Großen Dank sprach Truffner dem ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretär und Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Fuchtel für dessen Zusammenarbeit in diesem Projekt aus. „Es ist nicht immer selbstverständlich, wenn ein „kleiner“ Flecken-Schultes in der „großen“ Politik agiert und dann für so ein Projekt solch unkomplizierte Unterstützung erfährt“, so Truffner an die Adresse der Abgeordneten.
Bilder: DLR