Tropische Seerosen-Divas gedeihen in exotischem Ambiente
Hauptblütezeit im Maurischen Garten
Der Sommer strahlt, der Urlaub steht bevor, aber die Reiseziele fehlen während der Pandemie? Die Wilhelma in Stuttgart stillt das Fernweh mit ihrer eigenen Exotik. Im Maurischen Garten entfalten sich in diesen Wochen die Reize ferner Länder von ihrer schönsten Seite rund um die Blüte der tropischen Seerosen. Baden im Mineralwasser der eigenen Quelle bei einer Wassertemperatur von 28 Grad, während sich auf der Oberfläche des 650 Quadratmeter großen Pools die verspielte Ornamentik orientalischer Architektur spiegelt: Die Diven unter den Wasserpflanzen haben es gut im Zoologisch-Botanischen Garten. Rund 40 Arten und Sorten der Gattung Nymphaea sind zu einem Motiv arrangiert, wie es dem impressionistischen Maler Claude Monet zu Ehren gereicht hätte.
Von Mitte Juli bis Ende September ist es am prachtvollsten zu erleben
Ausgewählt sind die Naturschönheiten nicht nur nach der Palette ihrer Farben, sondern auch der Abfolge ihrer Blüte. Nachtblüher mit zumeist weißen oder rötlichen Blüten bleiben bis in den Vormittag offen. Dagegen öffnen sich Tagblüher mittags bis in den späteren Nachmittag. Sie zeigen auch gelbe und blaue Töne. So ändert sich das Erscheinungsbild in einem täglichen Reigen.
Eintauchen in das verlockende Becken dürfen allerdings ausschließlich die Gärtnerinnen und Gärtner. Sie tun dies nicht zum eigenen Vergnügen, sondern als Servicepersonal der anspruchsvollen botanischen Badegäste. Zweimal pro Woche steigen dafür Marcus Hoffmann und Jasmin Langhammer in die Fluten, denn – anders als die rosa leuchtenden Lotosblumen am Beckenrand – ist der Seerosenteich nicht selbstreinigend. Die beiden entfernen dann verwelkte Blätter, schneiden ausladende Pflanzen zurück, damit alle Seerosen genug Platz haben, und fischen Algen heraus. Das ist nicht ohne Tücken. Nicht sichtbar unter den vielen Blättern müssen sie die 71 Pflanztröge umgehen und über das Heizgestänge steigen, welches das Becken durchzieht, damit für die Tropengewächse immer „Warmbadetag“ ist. Gut 800.000 Liter Wasser gilt es, auf Temperatur halten. Bei der Arbeit kommen Hoffmann und Langhammer kräftig ins Schwitzen, denn, um sich vor den Stacheln der Victorien zu schützen, tragen sie trotz des warmen Wassers Neoprenanzüge.
Zu diesen als Riesenseerosen bekannten Victorien musste Hoffmann vor kurzem zu einem Sondereinsatz ausrücken. Der große Sturm im Juni hatte den Teich aufgepeitscht und es geschafft, die wagenradgroßen Blätter, die dank ihrer kräftigen Struktur eine Tragkraft von über 40 Kilo haben, von der Wasseroberfläche anzuheben und zusammenzufalten. Ohne sie zurückzuklappen, wären sie für die Photosynthese verloren gewesen und wären abgestorben.
Fotos: Wilhelma