Ausbruch aus Psychiatrie: Täter nutzten unvergittertes Flurfenster
Die vier aus der geschlossenen Psychiatrie in Weinsberg ausgebrochenen Männer haben für ihre Flucht ein Flurfenster genutzt, das nicht vergittert war. "Mittels eines schweren Beistelltischs mit Metallplatte wurde die Panzerglasscheibe nach außen aus dem Rahmen gedrückt und flog auf ein Grundstück der Klinik" erklärte der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha (Grüne) am Mittwoch in Stuttgart im Sozialausschuss des Landtags.
Am Mittwochabend der vergangenen Woche waren aus einer geschlossenen Station des Klinikums am Weissenhof in Weinsberg im Kreis Heilbronn vier Männer geflüchtet. Einer von ihnen wurde einen Tag später festgenommen. Die anderen drei - 24, 28 und 36 Jahre alt - sind noch auf der Flucht. Die Polizei sucht mit Hochdruck nach ihnen. 30 Beamte arbeiten an dem Fall.
Die Männer hätten sich an drei aneinander geknoteten Leintüchern nacheinander abgeseilt. "Aus Videoaufzeichnungen ist ersichtlich, dass sich das innerhalb von weniger als 30 Sekunden abgespielt hat. Woraus geschlossen wird, dass unter den Beteiligten eine vorherige Planung und Absprache stattgefunden hat." Bei drei Männern sei der Abbruch der Therapie wegen Aussichtslosigkeit bereits beantragt worden. Für einen sei der Abbruchbeschluss am nächsten Tag eingegangen. Dies bedeutet, dass den Männern eine Rückführung ins Gefängnis bevorstand. Es habe keine konkreten Hinweise auf Ausbruchspläne gegeben, sagte Lucha. Einer der Flüchtigen sei einen Tag nach dem Ausbruch gefasst worden, drei Männer seien noch flüchtig.
Die Sicherungsmaßnahmen in der Klinik seien umgehend eingeleitet worden, um weitere Ausbrüche zu vermeiden, so Lucha. So seien Übergabezeiten verschoben worden. Zudem werde das betroffene Fenster mit Stahl von außen verstärkt. "Es erfolgte Nachteinschluss, keine Besuche und keine Telefonate, um die Fahndung nicht zu behindern". Das Telefonverbot sei zwischenzeitlich aufgehoben worden wegen Patientenrechten.