Squid Game - Alles, was Ihr wissen müsst, um bei Euren Kindern mitreden zu können
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Squid Game - Alles, was Ihr wissen müsst, um bei Euren Kindern mitreden zu können

02.11.2021

Das Internet in Euphorie, die Kids im Kampf auf dem Schulhof, und die Eltern verunsichert irgendwo dazwischen. Der Hype um die Netflix-Serie Squid Game wirft gerade bei Eltern viele Fragen auf. Worum geht es eigentlich? Was findet mein Kind an der Gewalt? Und wie kann ich mir die Situation selbst klar machen?

Wir haben Euch die wichtigsten Fakten zur Serie und ihre Faszination bei den Kids zusammengefasst:

Ich will mitreden können: Um was geht es in Squid Game?

Die Kurzfassung: Gi-Ghun ist hoch verschuldet und benötigt dringend Geld. Deswegen macht er bei einem makabren Wettkampf mit, bei dem er sich gegen 455 weitere Teilnehmende behaupten muss und dem Gewinnenden ein kolossaler Geldpreis winkt. Die zu absolvierende Spiele sind bekannte Kinderspiele – beispielsweise „Ochs am Berg“, Tauziehen, Himmel und Hölle, Murmelspielen und vielen mehr. Wer verliert, kommt sofort brutal zu Tode. Ghi-Gun gelingt es, alle Spiele für sich zu gewinnen, er ist also letztendlich Sieger und letzter Überlebende zugleich.

Was bedeuten die Kostüme?

Auffallend ist die Bekleidung der einzelnen Rollen. Besonders bei den „Wächtern“ mit ihren roten Trainingsanzügen und schwarzen Masken bedarf es ein wenig Hintergrundwissen: Die Masken, die klassischen Fechtmasken sehr ähneln, haben je nach Aufgabe der Wächter unterschiedliche Symbole. Ein Kreis bedeutet, dass diese Wächter die Verlierenden töten und deren Leichen einsammeln. Diejenigen mit einem Dreieck auf der Maske sind für die Aufrechterhaltung der Ordnung zuständig und ein Quadrat auf der Maske bedeutet, dass diese Wächter direkt dem alles kontrollierenden Anführer unterstellt sind.

Die Teilnehmenden tragen einen grünen Trainingsanzug, der sich nur anhand von den Nummern voneinander unterscheidet.

Wieso fahren Kinder so auf die Serie ab?

Egal ob sie die Serie wirklich ganz oder in Teilen gesehen haben oder nur aus Erzählungen kennen – die Faszination für Squid Game auf den Schulhöfen ist sehr groß. Das liegt vor allem daran, dass sich der Handlungsstrang ausschließlich in ihrer Lebenswelt abspielt. Anders als in anderen Serien, bei denen die klassischen Erwachsenen-Themen behandelt werden (Büroleben, Liebeskummer, Partyleben etc.) können sich die Kinder bei SquidGame mit dem Handlungsstrang identifizieren. Der Elternratgeber für  TV, Streaming, Youtube und Kino, FLIMMO beschreibt es so:

Squid Game“ richtet sich – trotz der Altersempfehlung von „16 Jahren“, die von bekannten Filmkritikern als zu niedrig hinterfragt wurde – durch unzählige Elemente indirekt an Kinder: bekannte Kinder- und Computerspiele als Handlungsstrang, visuelle Elemente aus Video-Spielen (die Playstation-Buttons), die Trainingsuniformen der Protagonisten, überdimensionale Kinderpuppen, rosa-pinke Farbwelten, die sonst in Kinderserien vorkommen – all das sind Berührungspunkte, die an die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen anknüpfen. Aber auch die Themen auf der Meta-Ebene von „Squid Game“ kommen überproportional in klassischen Kinderfilmen vor: Freundschaft, Familie, Wettkampf, Überleben, Gut gegen Böse.

Dazu kommt, dass Kinder je nach Alter mit diversen Rollenspielen lernen, Selbst- und Fremdbestimmung auseinander zu halten und jeweils damit umzugehen – beim Cowboy- und Indianer-Spielen genau so wie im Sport oder dem Nachspielen von Superhelden.

Mein Kind würde sowas nie schauen! Oder doch?

Die Medienwelt ist lange nicht mehr eindimensional, sondern konvergent. Bedeutet: Mit dem Internet und der deutlich leichteren Kopierbarkeit von Inhalten (sei es via Youtube oder der App für Videoschnitt) sind Themen nicht mehr auf eine Plattform beschränkt. Heißt: Selbst wenn Eltern ihren Netflixaccount vorbildlich für Kinder eingestellt haben, so können via Youtube, TikTok und Co. eben doch auf den verschiedensten Wegen auf die Geräte der Kids kommen – sei es nur durch die Netflix-Werbung, die an die IP-Adresse geschickt wird, weil mehrere Personen im Haus sie nutzen.

Und dann gibt es ja noch die Klassiker: Die Freunde mit den großen Geschwistern, die wissen wie man an die Infos kommt, die man sucht oder eben auch die große Neugier auf das, wovon alle reden.

Verbote (auch rein technisch) bringen nicht viel

In Sachen Medienkonvergenz empfiehlt die Baden-Württemberg-Initiative Kindermedienland, nicht allein auf technische Lösungen und Verbote zu setzen:

„Rein technische Lösungen wie Inhaltsfilter, Jugendschutz-Apps oder Zeitschaltuhren können nicht verhindern, dass ältere Geschwister, Klassenkameraden oder Freunde ungeeignete, gewaltverherrlichende oder sexualisierte Inhalte weiterleiten oder auf ihren eigenen Geräten zeigen. Eltern sollten verstehen, dass mitreden zu können und von der Peer-Group nicht ausgeschlossen zu werden für Kinder ein hohes Gut darstellt! Um zu beweisen, wie mutig sie sind, konsumieren oder verbreiten sie problematische oder gewalthaltige Inhalte. Kinder geben sogar regelmäßig damit an! Besorgte Eltern, die Kindern problematische Filme verbieten oder sogar technisch verweigern, gelten als peinlich und werden verschwiegen.“

Wie rede ich mit meinem Kind darüber?

Aus mehreren Gründen solltet Ihr also definitiv auf Dialog setzen und nicht auf Verbote. Angst vor dem Handyverbot kann leicht dazu führen, dass sich Eure Kids Euch nicht mehr anvertrauen, wenn sie befürchten, dass sie ihr Smartphone abgeben müssen.

Ganz wichtig ist auch, dass Ihr bei den Gesprächen zu Themen wie SquidGame sachlich und authentisch bleibt.

Eigentlich kann man es schöner als die Kollegen vom Kindermedienland nicht sagen:

Eltern sollten bei den Gesprächen vermitteln, dass Mut nicht im Aushalten von Gewalt besteht, sondern im Nein-Sagen, Abwenden oder Verhindern von Gewalt. Zu zeigen, dass ihre Familie ein sicherer und liebevoller Ort ist, in dem man Unterstützung erfährt, stärkt Kinder langfristig gegenüber medialer Verunsicherung.

Weiterführende Informationen:

Mehr Informationen zum Themen Medienkonvergenz und Co. bekommt Ihr hier:

Interview zum Thema Squid Game mit Benjamin Thull von der LFK aus dem Bereich Jugendmedienschutz:

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