Englischsprachige Musiker, die auf Deutsch gesungen haben
Die verschiedensten Umfragen und Studien haben die deutsche Sprache zu einer der unromantischsten überhaupt erklärt. Zwar liegt Chinesisch im weltweiten Ranking noch weiter hinten, aber sogar der russische Akzent wird im internationalen Vergleich mehr geschätzt als der deutsche. Kaum zu glauben, dass sich ausgerechnet einige der bekanntesten, internationalen Stars der Musikwelt an diese unbeliebte Sprache getraut haben. Welche Musiker das sind, die dieses sprachliche Experiment gewagt haben, lest Ihr hier!
Passende Musik: Die Originale hört Ihr in unserem Oldies-Musikstream, die Hits von Muttersprachlern im Deutsch-Pop-Stream:
Elvis Presley – Volkslied wird zum Chartstürmer
Bereits zwei Jahre vor der Aufnahme seiner eigenen Version wurde Elvis Presley während seiner Armeezeit in Deutschland auf das Volkslied „Muss i denn zum Städtele hinaus?“ aufmerksam. 1960 nahm er „Wooden Heart“ – eine aus englischem Text und deutschen Passagen bestehende Version des Volksliedes – im Studio auf (im Video ab Minute 0:54). Der Song war nicht nur Filmsoundtrack des Films „Café Europa“, sondern vor allem Single-Chart-Stürmer in Deutschland und Großbritannien. Ob dies nun an den deutschen Einlagen oder an der filmischen Umsetzung, in welcher der Song als "Duett" mit Puppen eines Kasperletheaters performt wird, lag, wird wohl ein Rätsel bleiben.
The Beatles – wenig Begeisterung, viel Erfolg
Auch die Beatles bandelten 1964 mit der deutschen Sprache an. Über zwei Jahre hinweg spielten sie sogar in Hamburg und bauten so eine Bindung zu Deutschland auf. Die Songs „Sie liebt dich“ und „Komm, gib‘ mir deine Hand“ sind die einzigen deutschen Songs, die in Paris aufgenommen wurden. Sie sind aber auch die einzigen, die gegen den Willen der Band aufgenommen wurden. Tatsächlich weigerten sich die Bandmitglieder am Aufnahmetag, im Studio zu erscheinen, indem sie einfach in ihrem Hotelzimmer blieben.
Doch weshalb das ganze Theater? Zum einen gefiel der Musikgruppe die deutsche Übersetzung des englischen Originals durch einen bekannten Radiomoderator nicht, zum anderen hatten die Bandmitglieder Schwierigkeiten, das deutsche „ch“ auszusprechen. Dabei waren die deutschen Songs eigentlich dafür gedacht, auf dem deutschen Musikmarkt Fuß fassen zu können. Und obwohl die englischen Originalversionen von John Lennon und Paul McCartney in die amerikanischen Charts Einzug hielten, wurden die deutschen Versionen hierzulande als nicht erfolgreich genug bewertet – so waren diese beiden Songs die ersten und gleichzeitig letzten fremdsprachigen Versionen von Beatles-Titeln.
Connie Francis – Sprachtalent und Ohrwurmflüsterin
Dahingegen veröffentlichte die US-amerikanische Musikerin Connie Francis sehr viele deutschsprachige Songs. Ihre eigens gecoverten US-Hits gibt es so zum Teil in 15 Sprachen – ihre Beobachtung ist es, dass Menschen in bestimmten Ländern, darunter Deutschland, lieber Songs in der eigenen Sprache hören. Während der 1960er Jahre nimmt Francis deshalb „Schöner fremder Mann“, „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“, „Barcarole in der Nacht“ sowie „Paradiso“ und „Napoli“ auf. Songs, aus denen drei Jahrzehnte später ihr bekanntes Tanzmedley „Jive Connie“ entstanden.
Cliff Richard – Der Mann mit dem Welthit
Mindestens genauso populär sind auch die folgenden beiden Songs: „Rote Lippen soll man küssen“ und „Das ist die Frage aller Fragen“. Mit dem englischen Original des ersteren landete Cliff Richard 1963 einen Welthit. Auf Wunsch der Partner seiner Plattenfirma nahm er der Musiker anschließend die deutsche Version auf – trotz dessen, dass die Sprache für ihn eine große Herausforderung war. Doch als einer der erfolgreichsten britischen Sänger mit Nr.1-Hits in fünf aufeinanderfolgenden Jahrzehnten und weiteren musikalischen Rekorden stellte dies offensichtlich keinen Hinderungsgrund für das Erreichen der deutschen Chart-Spitze dar.
David Bowie – eigene Hymne aus Berliner Studio
Mit seiner „Berliner Trilogie“ erzielte Pop- und Rock-Legende David Bowie, der selbst einige Zeit in Berlin lebte, große Erfolge. Der Hit „Heroes“ entstand 1977 so sogar in einem Berliner Studio, das 200 Meter von der Mauer entfernt war und deshalb als „Studio by the Wall“ („Studio an der Mauer“) bezeichnet wurde. Laut eigenen Aussagen war ein sich küssendes Liebespaar bei der Mauer der Anlass für die Entstehung des Songs. Ab dem dritten Vers singt Bowie in einer Version von „Heroes“ auf Deutsch – und entwickelt auf diese Weise langfristig die „Bowie-Hymne“.
Johnny Cash – Melancholie auf Deutsch
Auch Johnny Cash, der in einer weitgehend mittellosen Familie aufwuchs, sang Ende der 70er zwei Songs auf Deutsch. „Wer kennt den Weg“ ist ein melancholischer Song, in dem das lyrische ich zurück in die Vergangenheit möchte. Sein zweiter Hit „Kleine Rosmarie“ drückt die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach „Rosmarie“ aus. Die meisten deutschsprachigen Songs Johnny Cashs wurden zwischen 1959 und 1965 eingespielt.