87. Masters: Showdown der rivalisierenden Golf-Touren
Die Jagd nach dem Grünen Jackett wird beim Masters zum Showdown der zerstrittenen Golf-Touren PGA und LIV.
18 Spieler der umstrittenen, von Saudi-Arabien finanzierten Tour dürfen beim ersten Major-Turnier des Jahres im Augusta National Golf Club abschlagen. Die PGA-Tour-Profis Tiger Woods, Scottie Scheffler und Rory McIlroy treffen ab diesem Donnerstag auf die früheren Kollegen und heutigen LIV-Aktiven Phil Mickelson, Dustin Johnson und Cameron Smith - die große Frage ist, gehen die Stars aufeinander zu oder bleiben die Fronten verhärtet?
Das traditionsreiche Masters ist das dritte Major, das Spieler der LIV-Serie mit Golfern zusammenbringt, die trotz millionenschwerer Offerten der PGA-Tour und der DP World Tour treu geblieben sind. Für die Turniere der PGA-Tour sind die LIV-Spieler gesperrt - bei den vier Majors dürfen sie aber starten, sofern sie sich dafür qualifiziert haben. LIV-Boss Greg Norman hat bereits eine riesige Party am 18. Loch angekündigt, sollte einer seiner Spieler am Sonntag das Masters gewinnen. «Ich wäre der glücklichste Mann der Welt, der Erste, der anruft und gratuliert und für eine unfassbare Party zahlt», sagte er zuletzt.
LIV Golf hatte im vergangenen Jahr Profis von der PGA-Tour und der DP World Tour mit enorm hohen Antritts- und Preisgeldern angelockt. Unter ihnen so prominente Golfer wie Johnson, Bryson DeChambeau, Smith, Mickelson, Sergio Garcia oder Deutschlands Top-Golfer Martin Kaymer. Die LIV-Tour steht wegen des Millionen-Investments aus Saudi-Arabien in der Kritik. Hintergrund ist, dass das wegen Menschenrechtsverletzungen kritisierte Land mit lukrativen Sportveranstaltungen versucht, sein Ansehen aufzubessern.
Superstar Woods schlägt wieder in Augusta ab
Auch Woods ist kein Freund der Tour, die mit den Traditionen des Sports bricht, der ihn zu einem der bekanntesten Athleten des Planeten gemacht hat. Bei der Übungsrunde mit McIlroy am Montag beeindruckte der 47-Jährige vor seiner 25. Teilnahme mit starken Schlägen und demonstrierte, dass seine Fähigkeiten noch immer konkurrenzfähig sind. Ausdauer und Kondition sind seit den Operationen an beiden Beinen infolge seines schweren Autounfalls das Problem und der Grund, dass er nur noch sehr wenige ausgesuchte Turniere spielt. «Wenn er nicht diese ganzen Hügel rauf und runter laufen müsste, würde ich sagen, er zählt zu den Favoriten. Seine Schläge sind alle da», sagte McIlroy.
Nach dem zu Beginn heftigen Disput mit persönlichen Anfeindungen und Klagen vor Gericht scheinen sich die Wogen in beiden Lagern etwas zu glätten. Einige LIV-Spieler beteuern, dass die Kluft zwischen den Spielern der einzelnen Touren nicht annähernd so groß ist, wie manche glauben. Australiens Golfstar Cameron Smith betonte auf der Pressekonferenz vor dem Masters, dass «es keinen Hass» zwischen den LIV-Spielern und denjenigen gibt, die der PGA-Tour treu geblieben sind. «Es war schön, einige bekannte Gesichter zu sehen», sagte der British-Open-Champion. «Es wurde viel gelacht und viele Hände geschüttelt.»
Reformen auf der PGA-Tour für die Saison 2024
Auch von Nordirlands Golfstar McIlroy, der zu Beginn der Streitigkeiten fast nur harte Worte für die neue LIV-Serie übrig hatte, sind nun versöhnliche Töne zu hören. Allein durch die Präsenz der neuen Konkurrenz sei die PGA-Tour gezwungen worden, ihr «antiquiertes» Format zu überdenken. Das Auftauchen von LIV sei der PGA-Tour zugutegekommen. «Das hat zu einer Menge Innovationen bei der PGA Tour geführt», sagt der Nordire.
Anfang März kündigte PGA-Tour-Chef Jay Monahan Umstrukturierungen für die Saison 2024 an, um im Kampf mit der konkurrierenden LIV-Tour wettbewerbsfähig zu bleiben. Nach den Plänen der US-Tour soll es eine bestimmte Anzahl an Turnieren mit einer begrenzten Teilnehmeranzahl, ohne Cut und noch höheren Preisgeldern geben. Auf der LIV-Tour wird nach einem ähnlichen Format gespielt: 48 Profis spielen an drei Tagen um den Sieg, einen Cut gibt es nicht. Es gibt eine Einzel- und eine Teamwertung. Der Einzel-Wettbewerb ist mit 20 Millionen US-Dollar dotiert - der Sieger bekommt vier Millionen US-Dollar.
Golf-Idol Langer zum 40. Mal beim Masters dabei
Einer, den die Tour-Streitigkeiten nur am Rande interessieren, feiert auf der prachtvollen Anlage des Augusta National Golf Clubs ein Jubiläum. Deutschlands Golf-Legende Bernhard Langer schlägt zum 40. Mal beim Masters ab. Dank seiner beiden Masters-Triumphe von 1985 und 1993 genießt der inzwischen 65 Jahre alte Anhausener ein lebenslanges Startrecht bei dem Major-Turnier.
Doch wer darf sich am Sonntag das grüne Sieger-Jackett überstreifen? Der große Favorit auf den Masters-Titel ist Scottie Scheffler. Der Titelverteidiger ist derzeit der dominante Spieler. Wo immer der 26 Jahre alte Weltranglistenerste aus den USA abschlägt, spielt er um den Sieg mit. Spaniens Top-Golfer Jon Rahm und Rory McIlroy befinden sich ebenfalls in Form. Oder sorgt am Ende ein Spieler aus den Reihen der LIV-Tour an der Magnolia Lane doch für eine Überraschung?
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