«Hi, Joel»: Erstes Mobilfunkgespräch wird 50 Jahre alt
Das Telefonat, das eine Revolution auslösen sollte, war an sich eher schnöde. «Hi, Joel», sagte Motorola-Ingenieur Martin Cooper zu seinem Kollegen.
«Ich rufe dich von einem Mobiltelefon aus an. Aber ein richtiges Mobiltelefon. Ein persönliches, tragbares Mobiltelefon», erinnert Cooper sich an den ersten Anruf von einem Mobilfunkgerät jemals. Kollege Joel sei so verblüfft gewesen, dass es am anderen Ende der Leitung erst einmal still blieb. Am Montag ist der erste Anruf von einem Handy genau 50 Jahre her.
An diesem Tag im Jahr 1973 stand Cooper an der 6th Avenue im Herzen New Yorks. Sein Team hatte für diesen Tag eine Pressekonferenz für die Vorstellung des ersten Mobiltelefons angekündigt, erzählte er vor einigen Jahren. Dann habe ihn aber ein Journalist auf das Gerät angesprochen. Cooper entschied kurzentschlossen, dem Journalisten eine «schillernde Demonstration» zu geben.
50 Jahre später sieht DynaTAC, das erste funktionale Handy, im Vergleich zu modernen Geräten aus wie ein Monstrum: Knapp ein Kilo war Coopers Prototyp mit großer Antenne schwer und 25 Zentimeter lang. Die Infrastruktur für mobile Anrufe existierte in den USA bereits seit einigen Jahren - in Form von Mobilfunkzellen für Autotelefone.
Cooper und sein Team packten die Technik in ein tragbares Gerät, in Serie ging es erst über zehn Jahre später: 1983 brachte Motorola das DynaTAC 8000X raus, das für 4000 Dollar verkauft wurde - was heute deutlich über 10.000 Dollar entspricht. Dafür bekam der zahlende Kunde ganze 30 Minuten Akku-Laufzeit. Kein Wunder, dass der Absatz sich zunächst in Grenzen hielt.
Digitaler Mobilfunk in Deutschland seit 1992
In Deutschland wurde im Sommer 1992 der digitale Mobilfunk eingeführt. Am Markt setzte sich zunächst der legendäre «Knochen» durch, das Motorola International 3200 - mehr als 500 Gramm schwer mit einer Akkuleistung für maximal 120 Minuten Gesprächszeit und einem Preis von rund 3000 DM, wie die Technik-Chefin von Vodafone Deutschland, Tanja Richter, einmal ausführte. «Für damalige Verhältnisse war das ein kleines Vermögen.» Im April 1993, also ein knappes Jahr nach dem Start, waren aber immerhin schon mehrere Hunderttausend Teilnehmer in den D-Netzen von Deutscher Telekom und Mannesmann unterwegs.
Ein neuer Dienst machte Mobiltelefone dann insbesondere für junge Leute attraktiv: der «Short Message Service» (SMS) mit seinen 160 Zeichen. Die erste SMS mit der Botschaft «Merry Christmas» ging am 3. Dezember 1992 an den Vodafone-Mitarbeiter Richard Jarvis. 1994 kam die Einführung hierzulande, fünf Jahre später verschickten die Deutschen bereits rund 3,6 Milliarden SMS. Der Duden nahm das Wort «Simsen» in seinen Wortschatz auf.
Immer klarer wurde: Die Zukunft gehörte dem Handy sowie Nachrichten und Gesprächen von unterwegs. Ein Sprung folgte 2007, als Steve Jobs einer staunenden Weltöffentlichkeit das iPhone vorstellte. Mit innovativen Funktionen und einer neuartigen Bedienoberfläche verhalf es den Smartphones zum Durchbruch. Mit dem ersten Samsung Galaxy begann 2009 schließlich das Duell zwischen dem iPhone und dem Google-Betriebssystem Android, das die Smartphone-Welt bis heute prägt.
Mittlerweile gibt es mehr Handys als Menschen auf der Welt, die Geräte sind bis in fast jeden Winkel der Welt vorgedrungen. Neben iPhone und Android-Smartphones gibt es massenhaft einfache Feature-Phones in Ländern wie Indien. In Deutschland kommen derzeit auf jeden Menschen knapp zwei Mobilfunkanschlüsse.
Texten statt telefonieren
Dabei hat allerdings das Telefonat, das persönliche Gespräch, extrem an Bedeutung verloren. Das Texten - ob nun via Instagram, Whatsapp, iMessage oder andere Plattformen - hat das Sprechen zu großen Teilen abgelöst. Jemanden anrufen gilt vor allem unter jungen Menschen mitunter sogar als aufdringlich. Eher würden so einige eine Sprachnachricht verschicken. Was heute ganz normal erscheint, wäre vor einigen Jahren noch damit vergleichbar gewesen, dass Menschen sich gegenseitig ausschließlich auf den Anrufbeantworter sprechen.
Die Kommunikation über das Handy generell ist heute aber quasi für niemanden mehr aus dem Leben wegzudenken, während Festnetzanschlüsse immer mehr an Bedeutung verlieren. Dabei war Martin Cooper einst vor der zukunftsweisenden Vorstellung nicht mal sicher, ob die Mobilfunkrevolution tatsächlich starten würde: «Wir machten uns Sorgen, ob das Telefon funktionieren würde, wenn wir es einschalten. Glücklicherweise tat es das.»
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