BWIHK fordert Ende von Kosten für internationale Studierende
Angesichts des Fachkräftemangels fordert der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) die Abschaffung der Studiengebühren für ausländische Studierende. «Auch wenn der Löwenanteil fehlender Fachkräfte aus der dualen Aus- und Weiterbildung stammt, brauchen wir im Land bis 2035 allein 74.000 Fach- und Führungskräfte mit bestimmten Hochschulabschlüssen», sagte BWIHK-Präsident Christian Erbe der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Es sei klar, dass man diesen Mangel nicht ohne zahlreiche ausländische Fachkräfte bremsen könne.
Anders als in den anderen Bundesländern sei die Zahl ausländischer Studierender seit Einführung der Gebühren um 8,8 Prozent gesunken, sagte Erbe. Sie seien daher kontraproduktiv und kein zeitgemäßes Instrument im Kampf um Fachkräfte. Vor diesem Hintergrund an den Gebühren festzuhalten, sei der falsche Weg. Prognosen zufolge könnten bis 2035 bis zu 863.000 Fachkräfte im Land fehlen.
Zugleich schlug der BWIHK-Chef vor, zusätzliche Anreizinstrumente zu schaffen, um junge Akademiker aus dem Ausland zum Bleiben zu bewegen. «Noch verlassen uns zu viele direkt nach dem Abschluss wieder. Dabei bieten unsere Betriebe mit ihrer internationalen Ausrichtung beste Karriere- und Lebensperspektiven», sagte Erbe. Damit sie der Südwest-Wirtschaft erhalten bleiben, müssen seiner Ansicht nach die Rahmenbedingungen für diese Menschen, gerade auch nach dem Studium, deutlich attraktiver gemacht werden.
Die erste grün-schwarze Landesregierung unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte die Gebühren zum Wintersemester 2017/18 eingeführt. Seitdem müssen neu eingeschriebene Studentinnen und Studenten aus Nicht-EU-Ländern zusätzlich zu den üblichen Beiträgen 1500 Euro pro Semester bezahlen. Es gibt aber Ausnahmen, etwa für Studierende aus ärmeren Regionen. Die Entscheidung hatte damals erhebliche Kritik auf sich gezogen.
Die BWIHK ist der Dachverband der Industrie- und Handelskammern im Land und vertritt nach eigenen Angaben etwa 650.000 Unternehmen.
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