Süßes oder Saures? So steuert Zucker und Fett Euer Gehirn
05.03.2025
Schokolade, Chips und Gummibärchen – wir alle greifen mal zu. Doch wusstet Ihr, dass schon wenige Tage mit zu viel Zucker und Fett Euer Gehirn langfristig verändern können? Eine aktuelle Studie der Uniklinik Tübingen zeigt, dass eine ungesunde Ernährung nicht nur auf die Waage schlägt, sondern auch das Sättigungsgefühl beeinflusst. Das kann Heißhungerattacken auslösen und das Risiko für Übergewicht und Diabetes erhöhen. Hier erfahrt Ihr, was genau passiert – und was Ihr dagegen tun könnt.
Euer Gehirn entscheidet mit, wann Ihr satt seid
Wenn Ihr esst, schüttet Euer Körper Insulin aus – das Hormon, das den Blutzucker reguliert. Aber Insulin wirkt nicht nur im Körper, sondern auch im Gehirn: Es signalisiert Euch, dass Ihr satt seid und bremst das Verlangen nach weiterem Essen.
Doch genau hier setzt das Problem an: Laut der Tübinger Studie verändert sich die Insulinempfindlichkeit des Gehirns schon nach wenigen Tagen mit viel Zucker und Fett. Heißt: Das natürliche Sättigungsgefühl funktioniert schlechter – und Ihr habt schneller wieder Hunger, auch wenn Euer Körper eigentlich genug Kalorien bekommen hat.
Warum Süßigkeiten Euch langfristig hungrig machen können
Die Forschenden haben herausgefunden, dass eine zucker- und fettreiche Ernährung das Hunger- und Sättigungsgefühl durcheinanderbringt.
Schon nach wenigen Tagen reagiert das Gehirn weniger empfindlich auf Insulin. Das Sättigungsgefühl setzt später ein – Ihr esst also mehr, als Ihr eigentlich braucht. Euer Körper speichert Fett eher im Bauchraum – das steigert das Risiko für Diabetes.
Besonders alarmierend: Der Effekt hält auch nach einer Woche mit normaler Ernährung an. Das heißt, dass kurzfristige Ernährungssünden länger nachwirken, als Ihr vielleicht denkt.
Adipositas ist weiter auf dem Vormarsch
In Deutschland und weltweit nehmen immer mehr Menschen zu. Übergewicht ist längst nicht mehr nur ein optisches Problem, sondern eine anerkannte Krankheit.
In Deutschland sind rund 16 Millionen Menschen adipös. Weltweit sind es über eine Milliarde Menschen. Seit 2020 gilt Adipositas als eigenständige Krankheit.
Die Ursachen sind vielfältig – neben ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel spielen auch biologische Prozesse eine große Rolle. Euer Körper und Gehirn arbeiten nicht immer in Eurem Sinne, wenn es um Essverhalten und Gewichtszunahme geht.
Könnt Ihr die Insulinempfindlichkeit wieder verbessern?
Die gute Nachricht: Der Effekt lässt sich umkehren! Ihr müsst aber aktiv etwas dafür tun.
Sport kann helfen! Laut der Studie verbessert regelmäßige Bewegung die Insulinempfindlichkeit des Gehirns wieder. Schon acht Wochen Sport reichen aus, um die negativen Effekte einer ungesunden Ernährung abzubauen. Ernährungsumstellung allein reicht nicht immer. Ob nur gesünderes Essen die Insulinempfindlichkeit verbessert, ist noch unklar – Bewegung spielt auf jeden Fall eine Schlüsselrolle. Bauchfett abbauen lohnt sich doppelt. Gerade Fett am Bauch ist besonders stoffwechselaktiv und beeinflusst die Insulinresistenz stark.
Warum wurden nur Männer untersucht?
Die Studie wurde ausschließlich mit Männern zwischen 19 und 27 Jahren durchgeführt. Aber warum eigentlich keine Frauen?
Das hormonelle System von Frauen ist komplexer, besonders durch den Menstruationszyklus. Der Zyklus beeinflusst, wie das Gehirn auf Insulin reagiert – das macht Studien komplizierter. Für eine verlässliche Untersuchung müssten alle Teilnehmerinnen in derselben Zyklusphase sein oder hormonell verhüten – beides ist sehr aufwendig.
Aber keine Sorge: Die Forschenden planen bereits, die Studie in Zukunft auch mit Frauen durchzuführen.
Kann man der Insulinresistenz vorbeugen?
Ja! Genau das wollen die Forschenden jetzt genauer untersuchen. Besonders spannend sind Fragen wie:
Welche Sportarten sind besonders effektiv? Gibt es bestimmte Ernährungsformen, die helfen? Wie wirken sich Abnehmspritzen auf das Gehirn aus?
Falls Ihr Interesse habt: Die Uniklinik Tübingen sucht aktuell Teilnehmerinnen und Teilnehmer für eine neue Studie! Alle aktuellen, bzw. laufenden Studien der Uniklinik findet Ihr unter dem nachfolgenden Link: https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/kontakt/klinische-studien/aktuelle-studien
Euer Essverhalten beeinflusst mehr als nur Euer Gewicht
Die neue Studie zeigt klar: Süßes und Fettiges in Maßen genießen – sonst verändert sich langfristig Euer Hungergefühl. Das bedeutet nicht, dass Ihr komplett auf Schokolade verzichten müsst, aber regelmäßige „Süßigkeiten-Orgien“ können Euer Essverhalten dauerhaft beeinflussen.
Das Beste, was Ihr tun könnt: Bewegung in Euren Alltag integrieren! Denn Sport hilft nicht nur beim Abnehmen, sondern bringt auch Euer Gehirn wieder auf Kurs.