Noch gibt es einige Hürden und Vorbehalte gegen E-Taxis im Land. , © Marijan Murat/dpa
Noch gibt es einige Hürden und Vorbehalte gegen E-Taxis im Land.  Marijan Murat/dpa, dpa
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Strom statt Diesel? Warum E-Taxis auf Vorbehalte stoßen

07.06.2025

In Hamburg hat die Zukunft des Taxis schon begonnen: Seit diesem Jahr dürfen dort nur noch emissionsfreie Taxis zugelassen werden. Taugt das als Vorbild für den Südwesten? Die Meinungen darüber gehen bei Taxifahrern weit auseinander. Und nicht überall sind die Voraussetzungen so gut wie in der Landeshauptstadt Stuttgart.

Wie geht das Modell Zukunftstaxi?

In Hamburg fahren fast 700 von 3000 Taxis mit vollelektrischem Antrieb. Hinzu kommt eine zweistellige Zahl von Fahrzeugen, die mit Wasserstoff betrieben werden. Nach Angaben der Hansestadt werden damit viele tausend Tonnen Kohlendioxid eingespart. Sechs exklusive Schnellader mit zwölf Ladepunkten stehen dort an Taxi-Ständen bereit.

Jedes neue Taxi muss emissionsfrei fahren. Für Großraum- und Rollstuhltaxis gilt dies aber erst ab 2027. Ältere Verbrenner dürfen weiter unterwegs sein. Die Stadt unterstützt aber Taxi-Unternehmer bei einer Umstellung auf E-Antrieb.

Wie ist der Stand in Baden-Württemberg?

Die meisten der rund 8000 Taxis im Land werden mit Diesel oder Benzin angetrieben. Im Interesse sauberer Luft fördert das grüne Verkehrsministerium den Umstieg. Für jedes E-Taxi winkt ein Zuschuss in Höhe von 3.000 Euro. Die Stadt Freiburg begrüßt das «Förderprogramm E-Taxi», hält aber eine Aufstockung des Programms für notwendig.

Eine Verpflichtung nach dem Beispiel Hamburgs ist in Baden-Württemberg nicht geplant. Das Ministerium setzt auf den Austausch mit Städten, die über Anreize die Quote an E-Fahrzeugen erhöhen möchten. «Wir werden auswerten, wie erfolgreich das ist», so ein Sprecher.

«Ich freue ich mich über jedes Taxiunternehmen, das mit einem Elektro-Taxi klimafreundliche Mobilität anbietet», sagt Minister Winfried Hermann. Taxis seien für den Umstieg prädestiniert, weil sie meist in der Stadt fahren und Wartezeiten und Pausen zum Laden nutzen könnten.

Was sagen die Taxifahrer im Land dazu?

Thomas Laschuk, Baden-Württemberg-Chef des Taxiverbands Deutschland hält nichts von einem Umstieg. Das E-Taxi, das er kurze Zeit hatte, hat er schnell wieder weggegeben. «Es war unpraktikabel.» Den Fahrgästen sei es egal, ob sie im E-Auto fahren. «Die wollen ein sauberes Auto und einen Fahrer, der Deutsch versteht - und sie wollen schnell und günstig von A nach B kommen.»

Das dürften die meisten der rund 3700 Taxi-Unternehmen im Land ähnlich sehen, schätzt Nuri Altun. Im Gegensatz zu seinem Karlsruher Kollegen fände der Vorstand des Taxiverbands Baden-Württemberg - dem anderen Branchenverband mit Sitz in Stuttgart - die Umstellung auf emissionsfreie Taxis gut. Jeder müsse etwas zur Verbesserung des Klimas beitragen, findet er.

Demnächst bekommt Altun ein E-Fahrzeug. Bis Ende des Jahres dürften nach seiner Schätzung allein in der Landeshauptstadt 50 bis 60 der rund 760 Taxis mit E-Antrieb unterwegs sein.

Woran hapert es?

Ob E- oder Wasserstoffauto: «Ich versuche seit Jahren Taxi-Unternehmen zum Umstieg zu bewegen», sagt Altun. Viele Taxifahrer hätten zu wenig Infos über E-Autos. Es sei schwierig, sie von Neuem zu überzeugen. Hinzu komme das Problem mit der Ladeinfrastruktur und der Akku-Reichweite.

Sein Kollege Laschuk rechnet vor: Mit dem Diesel-Taxi könne er 1000 Kilometer weit fahren. Mit dem E-Auto hätte er ein Problem, von Karlsruhe zum Flughafen Frankfurt zu kommen, wenn der Strom nur noch für 150 Kilometer reicht. «Soll ich sagen: Ich muss erst eine halbe Stunde laden? Da zeigen mir die Kunden den Vogel», meint Laschuk. Mehr Ladesäulen lösen für ihn das Problem nicht. «Wie viele Ladesäulen wollen Sie bei 250 Taxis in Karlsruhe hinstellen?»

Was gibt es für Anreize?

Neben der Landesförderung bemühen sich auch einige Städte um eine Umstellung. So gibt es Altun zufolge in der Landeshauptstadt Stuttgart an drei Standplätzen Ladesäulen, wo Taxis schnell, exklusiv und kostenlos Strom tanken können. «Das ist schon ein toller Anreiz.»

Die Stationen sind Teil des «E-Taxi-Aktionsplans» der Stadt. Das Angebot soll den Taxiunternehmen der Umstieg auf Elektromobilität erleichtern. Der Standort am Taxistand garantiert, dass die Ladepunkte frei sind, so ein Stadtsprecher.

Wie halten es andere Städte?

Die Stadt Karlsruhe setzt auf öffentliche Schnellladesäulen, wie es vier Säulen mit acht Ladepunkten am Südeingang des Hauptbahnhofs gibt. Weitere öffentliche Schnellladesäulen sollen neben einem Taxistand in der Innenstadt entstehen. Die Stadt ist gegen eine eigene Lademöglichkeit für eine spezielle Gruppe, weil damit öffentliche Fläche exklusiv zur Verfügung gestellt würde. Taxiunternehmer könnten Fahrzeuge auch bei sich außerhalb der Arbeitszeiten laden.

Das sieht man in Freiburg ähnlich, wo es auch keine exklusive Ladeinfrastruktur für E-Taxis gibt. Die Stadt verweist auf 561 öffentliche Ladepunkte für Elektroautos, darunter viele Schnellladestationen. Weil bei einer Umstellung ein hohes Potenzial zur CO₂-Einsparung gesehen wird, will man andere Möglichkeiten aber prüfen.

In Heilbronn, wo bereits E-Taxis im Einsatz sind, hat das Taxigewerbe bislang keinen Bedarf an Ladesäulen bei der Stadt angemeldet. Im Bestfall, so der ADAC, sollte die eigene Ladeinfrastruktur schon bei der Anschaffung eines E-Autos eingeplant werden. «Für Taxiunternehmen könnte es also durchaus interessant sein, eine eigene Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof zu haben», so der Autoclub.

Einige Taxifahrer würden gerne auf E-Antrieb umstellen - wenn es mehr Ladesäulen an den Taxiständen gäbe., © Marcus Brandt/dpa

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