Streit um "Tauben im Gras": Weitere Abitur-Lektüre wird angeboten, © Shutterstock
 Shutterstock

Streit um "Tauben im Gras": Weitere Abitur-Lektüre wird angeboten

05.07.2023

Für die einen ist es eine Demütigung, für andere ein literarischer Schatz. Wolfgang Koeppens "Tauben im Gras" spaltet die Gemüter. Im Abi an beruflichen Gymnasien soll es zur Pflicht werden. Aber nach der scharfen Kritik an dieser Auswahl, wird es eine Alternative geben.

Alternative zur Abitur-Lektüre gefunden

Nach der Kritik an der Abitur-Lektüre "Tauben im Gras" ist das Kultusministerium auf der Suche nach einer Alternative fündig geworden. Ab dem Abitur 2025 können Lehrkräfte an beruflichen Gymnasien selbst entscheiden, ob sie statt Wolfgang Koeppens umstrittenem Roman aus dem Jahr 1951 das Buch "Transit" von Anna Seghers lesen lassen und besprechen. Das teilte ein Sprecher der baden-württembergischen Kultusministerin Theresa Schopper am Mittwoch in Stuttgart mit.

Rassistische Diskriminierung scharf in Kritik

Koeppens Werk wird wegen seines rassistischen Vokabulars scharf kritisiert. Eine Ulmer Lehrerin hatte die Debatte ausgelöst, weil sie sich geweigert hatte, das Buch im Unterricht zu behandeln. Ihrer
Ansicht nach ist das Buch nicht für den Unterricht geeignet, da betroffene Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte während dessen Besprechung immer wieder rassistischer Diskriminierung ausgesetzt würden, "indem rassistische Begriffe, in diesem Fall "Das N-Wort", laut in der Unterrichtssituation vorgelesen werden". Mit dem Begriff "N-Wort" wird heute eine früher gebräuchliche rassistische
Bezeichnung für Schwarze umschrieben.

Eine der bekanntesten deutschen Schriftstellerinnen soll Alternative werden

Im baden-württembergischen Abitur kann damit in Zukunft Katharina Hackers "die Habenichtse" (2006) entweder mit Wolfgang Koeppens "Tauben im Gras" oder mit Anna Seghers "Transit" aus dem Jahr 1948 verglichen werden. Seghers, eine der bekanntesten deutschen Schriftstellerinnen, erzählt in dem von persönlichen Erlebnissen inspirierten Roman von einem deutschen Flüchtling, der vor den Nazis von Paris nach Marseille flieht, um von dort mit einem Schiff aus Europa entkommen zu können. "Der Roman ermöglicht im Hinblick auf den geforderten Werkvergleich vielfältige Vergleichsaspekte, sie nehmen eine Gesellschaft in historischen Umbruchzeiten und damit auch die Welt der heutigen Leserinnen und Leser in den Blick", argumentiert das Ministerium.

Weitere Nachrichten: