St. Martin – Ein Fest der Nächstenliebe und des Lichts, © Shutterstock_mpix foto
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St. Martin – Ein Fest der Nächstenliebe und des Lichts

06.11.2024

Der Martinstag am 11. November gehört zu den schönsten und herzerwärmendsten Traditionen im Jahreskalender. Besonders in diesen Tagen ziehen Kinder in allen Teilen Baden-Württembergs mit selbstgebastelten Lichtern und Laternen durch die Straßen und begehen den Brauchtumstag auf ihre ganz eigene, leuchtende Weise. Sie singen traditionelle Lieder und erinnern sich an die berühmte Geschichte, um die es bei diesem besonderen Tag geht: die Legende vom heiligen Martin, der einem frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels schenkte. Diese Geschichte des Teilens und der Mitmenschlichkeit ist der Kern des Martinstags und lehrt uns wichtige Werte, die heute aktueller sind denn je. Doch hinter diesen Bräuchen steckt mehr – eine Geschichte, die an Mitgefühl, Großzügigkeit und Nächstenliebe erinnert. Wer war eigentlich St. Martin, und warum feiern wir ihn bis heute?

Wer war St. Martin? Eine Geschichte der Mitmenschlichkeit

Der heilige Martin von Tours, wie er vollständig genannt wird, wurde um das Jahr 316 in Ungarn geboren und wuchs im Römischen Reich auf. Er war ein Soldat, bis ihn eine berühmte Begegnung auf einen anderen Weg führte. Der Legende nach ritt Martin eines kalten Winterabends durch die Straßen, als er auf einen frierenden Bettler traf. Der Mann war nur in Lumpen gehüllt und bat um Hilfe. Ohne zu zögern, nahm Martin sein Schwert, teilte seinen warmen Mantel und gab dem Bettler eine Hälfte. In der Nacht erschien ihm der Bettler im Traum und offenbarte sich als Jesus Christus. Diese Erfahrung bewegte Martin zutiefst, und er beschloss, sein Leben dem christlichen Glauben und der Hilfe für die Armen zu widmen.

Seine Hingabe blieb nicht unbemerkt, und die Bewohner von Tours wählten ihn schließlich zu ihrem Bischof. Doch Martin, bescheiden wie er war, hielt sich nicht für würdig und versuchte sich – der Legende nach – in einem Gänsestall zu verstecken. Doch die schnatternden Gänse verrieten ihn, und so wurde er doch zum Bischof geweiht. Sein Leben war von zahlreichen Wundern und guten Taten geprägt, und er gilt als Schutzpatron der Armen, Soldaten und Bettler.

Die Tradition des Martinstags: Laternen, Gänse und Lichter

Wenn der Martinstag näher rückt, zieht es Kinder und Familien mit Laternen auf die Straßen. Diese bunten Laternenumzüge haben eine lange Tradition und symbolisieren das Licht, das St. Martin in die Welt brachte. In vielen Regionen basteln Kinder die Laternen selbst, und bei Einbruch der Dunkelheit ziehen sie singend durch die Straßen. Das bekannteste Lied dabei: „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne…“.

Die Laternenumzüge haben ihren Ursprung in den Lichterprozessionen der frühen Christen, die den heiligen Martin an seinem Gedenktag ehrten. Doch auch in der landwirtschaftlichen Tradition hat der November eine Bedeutung. Früher entzündeten die Menschen Feuer auf den Feldern, um das Erntejahr abzuschließen und die Dunkelheit zu vertreiben. Die Laternen der Kinder symbolisieren heute diese Lichter und bringen Helligkeit in die kalte Novembernacht.

Der Martinstag und die Martinsgans: Eine herzhafte Tradition

Ein weiterer Brauch, der mit dem Martinstag untrennbar verbunden ist, ist der Gänsebraten. Die Martinsgans hat gleich mehrere Ursprünge. Einerseits besagt die Legende, dass die Gänse Martin durch ihr Schnattern verrieten, als er sich vor der Ernennung zum Bischof versteckte. Andererseits gibt es auch eine ganz praktische Erklärung: Der 11. November war der Tag, an dem die Bauern früher ihre Abgaben in Form von Naturalien, oft einer Gans, entrichten mussten. Zudem war der Martinstag der letzte Tag vor einer 40-tägigen Fastenzeit vor Weihnachten, sodass sich die Menschen noch einmal ein festliches Mahl gönnten.

Auch heute noch wird in vielen Familien oder auf Dorffesten am Martinstag eine Gans serviert, die mit Knödeln und Rotkohl zu einem Festmahl wird. Die Martinsgans ist nicht nur eine kulinarische Tradition, sondern auch ein Symbol für die Großzügigkeit und Nächstenliebe, die St. Martin verkörpert.

St. Martin und das Teilen – Eine Botschaft, die heute aktueller denn je ist

St. Martins Geschichte vom Teilen seines Mantels berührt bis heute viele Menschen und erinnert daran, wie wichtig es ist, Mitgefühl zu zeigen und anderen zu helfen. Der Martinstag ist eine schöne Gelegenheit, Kinder und auch Erwachsene daran zu erinnern, wie wertvoll Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft sind. Besonders in einer Zeit, in der Individualismus und materielle Werte oft im Vordergrund stehen, ist das Teilen ein einfaches, aber kraftvolles Zeichen der Menschlichkeit.

In Kindergärten und Schulen wird die Geschichte von St. Martin oft nachgespielt, und viele Einrichtungen nutzen den Martinstag, um soziale Projekte zu fördern. Kinder bringen kleine Spenden für Bedürftige mit oder organisieren Aktionen, bei denen sie gesammelte Lebensmittel oder Kleidung an Wohltätigkeitsorganisationen spenden. Diese Tradition vermittelt schon den Kleinsten wichtige Werte und fördert das Bewusstsein für andere.

Aktivitäten rund um den Martinstag in Deutschland und Europa

Der Martinstag wird nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern gefeiert. Besonders in katholisch geprägten Regionen wie Österreich, der Schweiz oder den Niederlanden sind die Martinsumzüge fest verankert. In Belgien ziehen Kinder mit Laternen von Haus zu Haus, singen Martinslieder und bekommen dafür Süßigkeiten oder kleine Geschenke – ähnlich wie beim Halloween.

In Frankreich, wo St. Martin als Nationalheiliger gilt, finden große Prozessionen statt. Die Stadt Tours, in der Martin als Bischof wirkte, zieht am 11. November zahlreiche Pilger an, die das Grab des Heiligen besuchen und an feierlichen Gottesdiensten teilnehmen.

Wie Ihr St. Martin im Alltag leben könnt

St. Martins Botschaft des Teilens und der Nächstenliebe lässt sich nicht nur einmal im Jahr feiern. Jeder von uns kann diese Werte im Alltag leben und so die Welt ein Stückchen besser machen. Hier ein paar Tipps, wie Ihr den Geist von St. Martin auch außerhalb des Martinstags pflegen könnt:

1. Teilen im Kleinen Teilen muss nicht immer etwas Großes sein. Ihr könnt schon im Kleinen anfangen, zum Beispiel, indem Ihr einem Kollegen helft oder ein Stück Kuchen mit einem Freund teilt. Es sind die kleinen Gesten, die oft viel bewirken.

2. Anderen zuhören Oft braucht es nicht viel, um einem anderen Menschen zu helfen – manchmal reicht ein offenes Ohr. Seid für Eure Mitmenschen da und hört zu, wenn sie Hilfe brauchen oder einfach nur über etwas reden möchten.

3. Spenden und unterstützen Ob Kleidung, Essen oder eine kleine finanzielle Unterstützung – es gibt viele Organisationen, die auf Eure Hilfe angewiesen sind. Auch Sachspenden oder ein wenig Zeit für ehrenamtliches Engagement können viel bewirken und Menschen in Notlagen unterstützen.

4. Kinder für das Thema sensibilisieren Nutzt den Martinstag, um Euren Kindern die Geschichte von St. Martin näherzubringen. Es gibt viele schöne Kinderbücher oder Lieder, die erklären, warum Teilen und Nächstenliebe wichtig sind.

5. Gelebte Nächstenliebe im Alltag Jeder von uns kann Nächstenliebe zeigen, indem er freundlich und hilfsbereit ist. Ob im Supermarkt, auf der Straße oder bei der Arbeit – kleine Gesten der Freundlichkeit kosten nichts und machen den Alltag für alle schöner.

St. Martin – Ein Fest für Groß und Klein

Der Martinstag ist mehr als nur ein Tag mit Laternenumzügen und Gänsebraten. Er ist eine Erinnerung daran, dass Mitgefühl und Großzügigkeit zeitlose Werte sind, die uns alle verbinden. Die Geschichte von St. Martin inspiriert dazu, auch im hektischen Alltag innezuhalten und an andere zu denken. Feiern wir also nicht nur am 11. November, sondern tragen wir das Licht der Nächstenliebe das ganze Jahr in unseren Herzen.