Ein Borkenkäfer im Nationalpark Bayerischer Wald., © Armin Weigel/dpa
Ein Borkenkäfer im Nationalpark Bayerischer Wald. Armin Weigel/dpa, dpa
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Regen kann den Borkenkäfer kaum bremsen

31.05.2024

Es ist nicht viel mehr als eine kurze Verschnaufpause: Die vergangenen kühleren und feuchten Wochen haben die nächste große Borkenkäfer-Welle in den baden-württembergischen Nadelwäldern lediglich kurz gebremst. Die mäßigen Temperaturen und anhaltenden Regenschauer hätten zu einem leichten Rückgang der Fänge in den Monitoring-Fallen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz geführt, sagte Markus Kautz von der Abteilung Waldschutz der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg. Es würden aber auch weiterhin vierstellige Fangzahlen aufgezeichnet.

Die höheren, sommerlichen Temperaturen in den kommenden Wochen würden die Buchdrucker erneut intensiv schwärmen lassen und für frischen Befall sorgen, warnte er. «Der Regen hatte minimale Effekte, das reißt das Ruder nicht rum», sagte Kautz. Die Käferdichte sei derzeit an vielen Orten sehr hoch.

Sorgen machen sich die Experten der FVA besonders, weil die vor allem auf Fichten spezialisierten Buchdrucker in diesem April wegen der sommerlichen Temperaturen bereits früh unterwegs gewesen sind. Auch durch den zwischenzeitlichen Temperatursturz im wechselhaften Aprilwetter seien die bereits angelegten Bruten nicht abgestorben. «Das Befallsrisiko wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach also weiter erhöhen», erklärte Kautz.

Künftig dürfte der frühe Schwärmstart die Regel werden, schätzte der FVA-Fachgebietsleiter für Borkenkäfer: Durch den Klimawandel könne sich der Beginn in Richtung März verschieben, der Borkenkäfer wäre also länger aktiv und könnte mehr von Dürre betroffenen Bäumen den Rest geben. Durch die längere Phase hätten Borkenkäfer auch ausreichend Zeit für eine dritte Generation, die zunehmend zur Regel werde. Es überwintert also eine zunehmend größere Zahl, die auf immer schwächere Bäume trifft.

Schwerpunkte des Befalls liegen nach Angaben von Kautz im südlichen Schwarzwald, im Odenwald und Teilen des Hunsrücks. Die FVA beobachtet aber eine langsame Verlagerung aus dem Süden. Dort gebe es zwar nach wie vor die höchsten Schadzahlen, doch werde ein Befall nun zunehmend auch im mittleren und nördlichen Schwarzwald erwartet. Der Grund: Der Fichtenbestand im Süden ist laut FVA durch den jahrelangen Befall lückenhaft geworden. «Sobald die Fichtenanteile unter einen Schwellenwert sinken, ziehen die Borkenkäfer schrittweise weiter.» Im Mittelschwarzwald gebe es allerdings vor allem mehr Privatwald, der schwer zu beobachten und nur kostspielig zu schützen sei. Gefundenes Fressen für den Borkenkäfer.

«Auch wir hören von unseren Betrieben, dass sie Lebendbefall haben und Käfer in die frischen Bäume gehen», sagte der Geschäftsführer der Forstkammer Baden-Württemberg Jerg Hilt. Er appellierte weiter an die Politik, zeigte sich aber auch frustriert: «Alleine schaffen es die privaten und kommunalen Waldbesitzer nicht. Es ist aber ein Trauerspiel, dass es insbesondere vom Bund keine Signale gibt», sagte er. Der Bund habe sich Ende des Jahres aus der auf fünf Jahre angelegten Sonderfinanzierung verabschiedet - das sind Mittel, die für die Wiederaufforstung ebenso wie für die Lagerung von Schadholz und für die Suche von Borkenkäfern genutzt wurden. «Das ist ein verheerendes Signal für viele Waldbesitzer und alles andere als motivierend. Dabei kommt es auf die Zeit an.»

Denn sommerliche Tage sind ganz nach dem Geschmack des Borkenkäfers: Je wärmer und trockener die Tage daherkommen, desto stärker vermehren sich die Schädlinge. Sie bohren sich in die Bäume und legen ihre Eier unter der Rinde ab. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Larven von der Bastschicht des Baums. Diese dünne Schicht unter der Rinde ist aber das lebenswichtige Adersystem des Baums. Darin werden Wasser und Nährstoffe transportiert. Wenn die Schicht zerstört wird, stirbt der Baum. Schon 200 Borkenkäfer genügen, um einen einzigen Baum so zu schädigen, dass er nicht weiterleben kann.

Deshalb müssen befallene Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald gebracht werden, damit nicht andere Bäume in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie kommen entweder zunächst in Trocken- oder Nasslager oder gleich in Sägewerke. «Man kann das nur noch bedingt in den Griff bekommen und den Schaden begrenzen», sagt Kautz. Die Ressourcen seien nur begrenzt. «Da rennen sie konstant hinterher.»

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