Kretschmann eröffnet Testfeld für Windkraft
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat am Freitag ein Testfeld für Windkraft am Rande der Schwäbischen Alb eröffnet. «Forschung ist das A und O», sagte Kretschmann bei der Eröffnung. Baden-Württemberg bleibe ein Zukunftsstandort für Windenergie. Auch Umweltministerin Thekla Walker war vor Ort. «Der Ausbau der Windenergie und der Erneuerbaren ist essenziell», sagte sie. Dabei gehe es nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg.
Das Testfeld «Winsent» (Wind Science and Engineering in Complex Terrain)zwischen Geislingen an der Steige und Donzdorf (Landkreis Göppingen) soll Forschung zu Windkraft in bergigem Gelände ermöglichen. Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) betreibt das Testfeld und errichtete es in Zusammenarbeit mit Universitäten aus dem süddeutschen Windenergie-Forschungscluster «WindForS». Involviert sind die Universitäten Stuttgart und Tübingen, die Technische Universität München, das Karlsruher Institut für Technologie und die Hochschulen Aalen und Esslingen. Den Betreibern zufolge ist es das einzige Testfeld weltweit in bergig-komplexem Gelände.
«Wir müssen uns verlagern in komplexe Gebiete», sagte Projektleiter Andreas Rettenmeier mit Blick auf den Ausbau der Windenergie bei der Eröffnung. Aus wissenschaftlicher Sicht bestünden dort noch Schwierigkeiten. Das Testfeld soll Ergebnisse für technische Innovationen liefern. So geht es etwa darum, Windkraftanlagen effizienter zu machen und ihre Lebensdauer zu verlängern. Ergebnisse werden auch bei Fragen zum Naturschutz erwartet. Außerdem sollen die Anlagen leiser werden.
«Die mechanischen Lasten, die auf die Rotorblätter wirken, sind nicht so konstant wie im flachen Land, sondern wechselnd», erklärte Projektleiter Andreas Rettenmeier im Vorfeld des Termins. Unter anderem deswegen sei Forschung in bergigem Gelände wie auf der Schwäbischen Alb so wichtig. Die Windkraftanlagen auf dem Testfeld seien nur halb so groß wie moderne Anlagen. Ein Problem sei das nicht. Die Forschungsergebnisse lassen sich laut dem Projektleiter auf größere Anlagen skalieren.
Beim Naturschutz gehe es etwa Faktoren, die Auswirkungen auf Flugbewegungen von Vögeln und Fledermäusen haben, schilderte Rettenmeier. «Fledermäuse fliegen wahrscheinlich nur, wenn Insekten fliegen», sagt er. «Aber wann fliegen die denn?» Mit diesen Erkenntnissen ließen sich Abschaltzeiten für Windkraftanlagen optimieren.
Zu dem Testfeld gehören dem ZSW zufolge zwei baugleiche Anlagen, so dass Ergebnisse von Veränderungen an einer Anlage mit der anderen abgeglichen werden können. Meteorologische Messmasten vor und hinter den beiden Windkraftanlagen erfassen demnach zahlreiche Daten zum Beispiel zu den Flugbewegungen von Vögeln und Fledermäusen.
Er sehe viel Potenzial bei der Betriebsführung, erklärte Rettenmeier vorab. Rotorblätter ließen sich individuell steuern, das könne man nutzen, um Schall und Verschleiß zu minimieren. Die mechanische Belastung durch eine Böe sei teilweise hoch. Wenn die Anlage rechtzeitig von der Böe wisse, könne sie die Rotorblätter so drehen, dass die Belastung weniger stark ist. «Damit würden wir die Anlage intelligenter machen.»
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie förderte das Projekt mit rund 12,7 Millionen Euro. Vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg kamen weitere 1,9 Millionen Euro.
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