Kleines Haus, große Möglichkeiten: Leben im Tiny House, © shutterstock_Pazyuk
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Kleines Haus, große Möglichkeiten: Leben im Tiny House

29.04.2025

Weniger Ballast, mehr Freiheit: davon träumen viele. In Burgrieden, einem kleinen Ort im Kreis Biberach, wird dieser Traum jetzt Wirklichkeit. Hier, rund 20 Kilometer südlich von Ulm, ist Baden-Württembergs erstes Tiny-House-Quartier entstanden. Ein Wohnprojekt, das zeigt: Auch auf 48 Quadratmetern kann man richtig glücklich wohnen.

Inzwischen stehen 17 dieser kleinen Holzhäuser auf dem neuen Areal. Jeder, der hier lebt, hat sich ganz bewusst für ein einfacheres, entschleunigtes Leben entschieden. Statt vollgestopfter Keller und aufwendiger Gärten geht es hier um das Wesentliche: weniger Besitz, dafür mehr Zeit, mehr Gemeinschaft und mehr Bewusstsein.

Was die Bewohner eint, ist der Wunsch nach Reduktion. Viele von ihnen haben früher in großen Häusern gelebt und festgestellt, dass Größe nicht gleich Zufriedenheit bedeutet. Gerade ältere Bewohnerinnen und Bewohner schätzen die überschaubare Wohnfläche. Pflegeleicht, übersichtlich und trotzdem mit allem ausgestattet, was man zum Leben braucht.

Doch in Burgrieden geht es um mehr als nur Wohnen. Gemeinschaft wird hier großgeschrieben. Bei regelmäßigen Treffen beraten die Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam, wie sie ihre kleine Nachbarschaft gestalten wollen. Von einer nachhaltigen Energieversorgung über einen Gemeinschaftsgarten bis hin zu Apfelbäumen auf dem Gelände, alles wird gemeinschaftlich entschieden. Die Idee dahinter: keine versiegelten Flächen, bewusster Umgang mit Ressourcen und ein echtes Miteinander.

Dieses neue Wohnkonzept wirkt sich übrigens auch positiv auf den Wohnungsmarkt aus. Viele, die in das Tiny-House-Dorf ziehen, geben ihre bisherigen, oft größeren Immobilien frei. So entstehen neue Chancen für Familien und Menschen, die dringend Wohnraum suchen. Ein Modell, das durchaus Vorbildcharakter für andere Regionen haben könnte.

Die Idee des Tiny Houses stammt ursprünglich aus den USA. Dort entwickelte sich die Bewegung aus dem Wunsch nach einem kostengünstigen, flexiblen und nachhaltigen Wohnen heraus. Tiny Houses sind meistens auf Rädern oder Punktfundamenten gebaut und stehen damit für maximale Mobilität und minimale Bodenversiegelung. Auch in Deutschland wächst das Interesse an dieser Wohnform stetig – nicht nur in Baulücken, sondern zunehmend auch in eigenen Siedlungen wie jetzt in Burgrieden.

Damit Ihr genau wisst, was ein Tiny House ausmacht, hier die wichtigsten Infos:

Was genau ist ein Tiny House?

Ein Tiny House ist ein kleines, voll ausgestattetes Wohnhaus auf einer Fläche zwischen etwa 15 und 55 Quadratmetern. Manche Modelle stehen auf Rädern und sind damit mobil, andere werden auf festen Fundamenten gebaut. Typisch ist die clevere Raumnutzung: Klappbare Möbel, hochgebaute Schlafgalerien, multifunktionale Küchen, jedes Detail ist darauf ausgelegt, wenig Platz optimal zu nutzen.

Welche Vorteile bietet ein Tiny House?

Tiny Houses ermöglichen ein einfacheres, günstigeres und oft nachhaltigeres Leben. Ihr spart Energie, reduziert Eure Fixkosten und lebt bewusster. Gleichzeitig bietet Euch ein Tiny House mehr Flexibilität: wer auf Rädern wohnt, kann seinen Wohnsitz sogar verlegen, wenn das Modell dafür ausgelegt ist.

Auch ökologisch haben Tiny Houses Vorteile: Sie benötigen weniger Baufläche, weniger Rohstoffe und können oft autark betrieben werden, etwa mit Solarenergie und Regenwassernutzung.

Gibt es auch Nachteile?

Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Weniger Platz bedeutet, dass Ihr Euch wirklich von unnötigem Besitz trennen müsst. Familien mit mehreren Kindern stoßen schnell an ihre Grenzen. Auch rechtliche Fragen, etwa zu Baugenehmigungen, Stellplätzen und Wohnsitzmeldungen, können kompliziert sein. In Deutschland ist es je nach Bundesland unterschiedlich geregelt, ob und wo Tiny Houses dauerhaft stehen dürfen.

Was kostet ein Tiny House?

Je nach Ausstattung, Größe und Bauweise starten einfache Modelle bei etwa 40.000 bis 50.000 Euro. Wer ein hochwertiges Tiny House mit kompletter Haustechnik, guter Dämmung und schönen Materialien möchte, kann aber auch leicht über 100.000 Euro investieren. Dazu kommen Kosten für den Grundstückskauf oder die Pacht, Erschließungskosten und ggf. Nebenkosten wie Strom, Wasser oder Abwasser.

Worauf solltet Ihr achten?

Bevor Ihr Euch für ein Tiny House entscheidet, solltet Ihr genau überlegen, wie viel Platz Ihr wirklich braucht. Testet das Leben auf kleinem Raum am besten in einem Tiny-House-Hotel oder bei einer Probewohnung. Achtet auf hochwertige Materialien, gute Dämmung und funktionale Grundrisse. Und klärt rechtzeitig alle rechtlichen Fragen zu Stellplatz und Baurecht.

Fazit: Klein wohnen, groß leben

Das Tiny House ist mehr als nur ein Trend. Es ist ein Statement für ein bewussteres, ressourcenschonendes und flexibleres Leben. In Baden-Württemberg geht Burgrieden mit gutem Beispiel voran. Und wer weiß: vielleicht stehen bald auch in anderen Ecken des Landes kleine Häuser, in denen ganz groß gelebt wird.

Egal ob als dauerhafter Wohnsitz, Wochenendhaus oder minimalistisches Refugium: Tiny Houses zeigen, dass weniger manchmal wirklich mehr ist. Und dass auch auf 48 Quadratmetern jede Menge Platz für Glück sein kann.