Die Staatsanwaltschaft prüft Vorwürfe gegen einen Tiervermarkter. (Symbolbild), © Sina Schuldt/dpa
Die Staatsanwaltschaft prüft Vorwürfe gegen einen Tiervermarkter. (Symbolbild) Sina Schuldt/dpa, dpa
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Ermittlungen nach Betrugsvorwurf gegen Tiervermarkter

08.06.2025

Nach Vorwürfen gegen einen Viehvermarkter, bei dem die Papiere von mehr als 1.100 Rindern vor der Einlieferung in Schlachthöfe manipuliert worden sein sollen, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Bielefeld. Bereits Mitte März sei ein Verfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch eingeleitet worden, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Zur Anzahl der Beschuldigten oder zum genauen Stand der Ermittlungen wurden keine Angaben gemacht. Die Raiffeisen Viehzentrale (RVZ) hatte die Staatsanwaltschaft selbst eingeschaltet.

Falsche Haltungsstufe angegeben

Nach früheren Angaben der RVZ sind die Rinder zwischen November 2023 und Januar 2024 «fälschlich als Tiere der Haltungsform 3 (HF 3) deklariert» worden. In der Folge kamen so nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» von Mitte April mutmaßlich mehrere Hundert Tonnen falsch deklariertes Fleisch und falsch deklarierte Wurst in den Handel.

Die Haltungsform ist ein freiwilliges Kennzeichnungssystem für Fleisch und verarbeitete Produkte von Schwein, Rind und Geflügel. Es gibt vier Stufen mit wachsenden Anforderungen an die Haltung der Tiere.

Betrieb im Münsterland betroffen

Der Vorfall betreffe die Gesellschaft RVG mit Sitz im Münsterland, die nach der Fusion mit der Viehzentrale Südwest in der RVZ mit Sitz im baden-württembergischen Wolpertshausen aufgegangen sei. Kontrolleure der bundesweit für Qualitätssicherung in der Fleischwirtschaft zuständigen QS Qualität und Sicherheit GmbH hatten die Manipulationen aufgedeckt.

Die RVZ hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG eingeschaltet und deren Gutachten an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Laut der Expertise gab es offensichtliche wiederkehrende Täuschungsmuster in insgesamt 43 Fällen, die maßgeblich mit zwei RVZ-Mitarbeitern zusammenhingen. Diese hatten demnach Zugriff auf Lieferpapiere und Standarderklärungen zu Lebensmittelketten-Informationen und waren in der Lage, diese zu manipulieren. Gegen den mutmaßlich verantwortlichen Mitarbeiter hat die RVZ arbeitsrechtliche Maßnahmen eingeleitet, hatte der Viehvermarkter erklärt.

Nur Rinder betroffen

Es seien keine anderen Tiergattungen (Lämmer, Schafe, Schweine) betroffen gewesen, teilte die RVZ weiter mit. Außerdem sei weder ihr ein Schaden noch ein finanzieller Vorteil durch die Täuschungen der mutmaßlich beteiligten Mitarbeiter entstanden. «Die Tochterunternehmen und Beteiligungen der RVZ waren zu keinem Zeitpunkt in die Vorgänge involviert.»

Die RVZ zog eigenen Angaben zufolge Konsequenzen. Das Qualitätsmanagement wurde demnach überarbeitet, Abläufe in der Lieferkette neu strukturiert, und die Haltungsformen wurden durchgehend digital erfasst, kontrolliert und dokumentiert, hatte das Unternehmen mitgeteilt.

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