Delikatessen, die früher Arme-Leute-Essen waren
Delikatessen, die früher als Arme-Leute-Essen galten
Nicht alle kulinarischen Gaumenfreuden, die heute in Feinschmecker-Restaurants serviert werden, erfreuten sich schon immer solcher Beliebtheit. Manches schmeckte den Menschen nicht, anderes galt als Arme-Leute-Essen oder Schweinefutter. Vieles davon sind Meeresfrüchte, die nur an der Küste frisch gegessen werden konnten und somit im Landesinneren wenig attraktiv war. Sechs überraschende Beispiele haben wir Euch hier zusammengestellt.
Kaviar als kostenloser Snack
Er gilt als Inbegriff kulinarischer Dekadenz und wird auch als Meeresgold bezeichnet. Zwischen 1.000 und 5.000 Euro pro Kilogramm zahlt man je nach Sorte für die Delikatesse. Früher haben ihn in Russland selbst ärmliche Fischer gegessen. Bei Kaviar handelt es sich um Rogen (Fischeier) des Störs. In den USA war dieser Fisch in so großer Menge vorhanden, dass Kaviar kostenlos als Snack in Bars angeboten wurde, ähnlich wie heutzutage Erdnüsse. Erst gegen Ende des 19 Jahrhundert wurde er dort zum Luxusgut, als auch die Bevölkerung landeinwärts sich für diese exotische Speise begeisterte.
Maroni als Brot der Armen
Esskastanien galten lange Zeit in vielen Teilen Europas als Grundnahrungsmittel. Vor allem in Südeuropa ersetzten sie in vielen Anbaugebieten das Getreide – getrocknet können die Früchte zu Mehl verarbeitet werden. Im Mittelalter konnten Mittel- und Oberschicht der Nuss wenig Gutes abfinden. Als „Brot der Armen“ wurde die Esskastanie bezeichnet und mit Verdauungsproblemen und Kopfschmerzen assoziiert. Die arbeitende Bevölkerung aß sie, Schweine wurden damit gefüttert. Im Anstehen ist sie seitdem deutlich gestiegen, heute gehört eine Tüte dampfender Maronen zu jedem guten Weihnachtsmarkt dazu.
Hummer für Häftlinge
Die Krebse mit ihren beeindruckenden Scheren und dem dunklen, glänzenden Panzer waren in Europa zwar nie verpönt, galten früher aber zumindest in den Küstenregionen nicht als Besonderheit. Erst später wurden sie zur Delikatesse, vor allem landeinwärts. Im 15. Jahrhundert wurden sie beispielsweise in Großbritannien allmählich in Gehobenen Kreisen populär, auch, weil die Kirche vorschrieb, an bestimmten Tagen nur Fisch zu essen.
Ganz anders sah es auf der anderen Seite des Atlantiks aus. Die Hummerart dort trägt ihre Rüstung in Rot und war zur Zeit, als die europäischen Siedler ankamen, im Überfluss vorhanden. An der Nordostküste schwemmte das Meer sie in solchen Mengen an, dass sie als billigstes Nahrungsmittel an Bedienstete, Häftlinge und sogar Schweine verfüttert wurden – so erzählen es zumindest die Geschichten. Erst, als Touristen aus dem Landesinneren, wo die Krustentiere unbekannt waren, ans Meer kamen, wandelte sich das Image des Hummers auch in Amerika.
Austern als billiger Fleischersatz
Schon wieder eine Delikatesse aus dem Reich der Meeresfrüchte – an den Küsten wurden die Muscheln schon lange auch von gewöhnlichen Menschen gegessen. In Großbritannien galten sie sogar als billiger Fleischersatz und wurden Eintöpfen untergemengt, um diese zu strecken. Wie beim Hummer und dem Kaviar wurden die Austern erst im Landesinneren zum begehrten Luxusgut, da sie leicht verderblich waren und schnell gegessen werden mussten. Frische Austern konnte sich daher nicht jeder leisten.
Rucola als Unkraut
Die Rauke führte lange ein Schattendasein. In den Küchen war das Kraut wenig beliebt, zu scharf der Geschmack. Für viele galt die Pflanze schlicht als Unkraut. Erst mit zunehmender Beliebtheit der mediterranen Küche erlebte auch die Rauke einen Trend – und ist mittlerweile wohlklingend unter ihrem italienischen Namen bekannt: Rucola. Heute ziert er Pizzen und Pastagerichte oder wird direkt in Salate gemischt.
Bouillabaisse zur Resteverwertung
Die leuchtend orangene Fischsuppe aus dem französischen Marseille wird heute in Restaurants auf der ganzen Welt angeboten. Ursprünglich kochten die Fischer im Hafen sie jedoch, um Fischreste und kleine Fische, die sie nicht loswurden, zu verwerten. Angerührt wurde sie wohl mit Meerwasser. Im Laufe der Jahre verfeinerten Köche das Gericht, der Suppe wurden Safran, Orange und teurerer Fisch zugefügt. Die heutige Variante beruht jedoch auf dem schlichten Eintopf der Fischer von Marseille.