Auch im Nationalpark schrumpft die Auerhahn-Population
Das vom Aussterben bedrohte Auerhuhn lässt auch im Nationalpark Schwarzwald Federn. Während 2014 noch 56 balzende Auerhähne auf der Fläche des Schutzgebiets gezählt wurden, waren es in diesem Jahr nur noch 23, wie das Umweltministerium in Stuttgart auf einen Antrag aus der SPD-Landtagsfraktion mitteilte. Im Nationalpark (NLP) lebt demnach rund ein Fünftel der Auerhuhnpopulation des Schwarzwaldes. Immerhin: In diesem Frühjahr zählten Beobachter sechs balzende Hähne mehr als noch ein Jahr zuvor, nachdem der Trend in den Jahren 2014 bis 2022 negativ war.
«Unabhängig von den Maßnahmen, die im NLP zugunsten des Auerhuhns getroffen werden, sind Maßnahmen zugunsten dieser Vogelart im gesamten Schwarzwald weiterhin erforderlich, um den Abwärtstrend der Population zumindest aufzuhalten», heißt es in dem Schreiben.
Seit 2008 gibt es einen Aktionsplan Auerhuhn als umfassendes Artenschutzkonzept zum Erhalt der unter strengem Schutz stehenden Tierart im Schwarzwald. Im Nationalpark werden zudem unter anderem die Entwicklung der Auerhuhnpopulation und der Reproduktionsrate überwacht. «Zusätzlich werden derzeit ein genetisches Monitoring und eine Lebensraumbewertung in Bezug auf die Ansprüche des Auerhuhnes durchgeführt.» Auf Grundlage der Ergebnisse hat die Parkverwaltung vergangenes Jahr einen «Auerhuhn-Notfallplan» zum Schutz und zur Stabilisierung der Population innerhalb des NLP aufgestellt.
Auch der Bestand an Rothirschen hat nach Angaben des Ministeriums seit der Parkgründung nicht zugenommen, obwohl mehr als 3000 Hektar als jagdfreie Wildruhezone ausgewiesen wurden. Die Rotwilddichte sei im Nationalpark sogar geringer als in vielen Jagd- und Forstrevieren außerhalb des Areals. Ein bundesweites Forschungsprojekt des Bundesamtes für Naturschutz in neun deutschen Nationalparks und einem Wildnisgebiet habe darüber hinaus gezeigt, dass die Dichte an Schalenwild - also zum Beispiel Hirsche, Rehe und Wildschweine - im NLP im Vergleich der untersuchten Gebiete am geringsten war.
Im Nationalpark werde seit mehreren Jahren regelmäßig ein Wolf (GW852m) nachgewiesen. Im Januar dieses Jahres habe man erstmals Spuren eines weiteren Wolfs (GW2672m) festgestellt. Genetische Nahrungsanalysen hätten gezeigt, dass sich die Wölfe im Nationalpark vorwiegend von Reh- und Rotwild ernähren. «Obwohl es sich bisher nur um ein einzelnes Tier handelt, leistet der Wolf einen wichtigen Beitrag zur Schalenwildregulation», erklärte das Ministerium. Mehrmals im Jahr würden Risse von erwachsenen Rothirschen entdeckt.
Seit 2020 werde zudem ein Luchs regelmäßig im Nationalpark-Gebiet nachgewiesen. Er ernähre sich hauptsächlich von Rehwild.
Den Nationalpark gibt es seit 2014. Hier wird der Wald sich selbst überlassen und nicht bewirtschaftet; Totholz bleibt beispielsweise liegen. Das Schutzgebiet ist rund 10.000 Hektar groß und besteht aus zwei Teilen, die zusammengeführt werden sollen. Dafür müssen Wald- und Grundbesitzern die dazwischen liegenden Gebiete abgekauft werden.
Zuletzt hatte es eine öffentliche Diskussion gegeben, weil Forstminister Peter Hauk (CDU) möglichst wenig von der im Koalitionsvertrag vereinbarten Erweiterung des Parks wollte. Das Umweltministerium hält aber daran fest und hat dafür Rückendeckung von Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) bekommen.
Aus der Antwort an die SPD geht hervor, dass Verhandlungen mit der Murgschifferschaft, einer seit dem späten Mittelalter bestehenden Holzhandelsgesellschaft im Nordschwarzwald, in Vorbereitung sind. Es gehe um einen Tausch der zwischen den beiden NLP-Teilen liegenden Flächen der Murgschifferschaft gegen entsprechende Staatswaldflächen.
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