Albtraum bei Einbruch: Lange Haft nach Angriff auf Mädchen
03.07.2025
Bei einem Beutezug in Stuttgart reißt ein Einbrecher eine 15-Jährige in ihren eigenen vier Wänden aus dem Schlaf und verletzt sie mit einem Messer schwer. Was für viele Menschen sicher ein Alptraum wäre, bringt einen jungen Mann in Stuttgart nun für eine lange Zeit ins Gefängnis. Das Landgericht wirft ihm einen besonders schweren Raub in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor und verurteilte den 24-Jährigen zu zwölf Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung.
«So ein Angriff im häuslichen Umfeld ist das Schwerwiegendste, das Schlimmste, das man sich überhaupt vorstellen kann», sagte der Vorsitzende Richter. Verbunden mit dem Urteil und dem Ende des Prozesses sei auch die Hoffnung, dass das Mädchen «aus der Rolle des Objekts zurück in die Rolle des Subjekts finden» könne, fügte er an die Eltern gerichtet hinzu.
Nach Gerangel zog er Messer
Die Strafkammer zeigte sich überzeugt, dass der wohnsitzlose Mann - gerade aus viereinhalb Jahren Haft entlassen - in einer Nacht im vergangenen August nach einer ganzen Reihe von gescheiterten Einbrüchen auch in das Haus im Stuttgarter Stadtteil Kaltental einstieg.
Dort stahl er zunächst Handtaschen und Wertgegenstände aus einer anderen Wohnung, bevor er bei der Familie des Mädchens einbrach. Er raffte unter anderem zwei Uhren, eine Halskette und Tausende Euro Bargeld zusammen, stieß dann aber ungeplant auf das schlafende Mädchen, das allein in der Wohnung war. Nach einem Gerangel zog er ein Messer und stach zu.
Einbrecher wollte einzige Zeugin beseitigen
Es sei seine Absicht gewesen, mit der Beute zu entkommen und die einzige Zeugin zu beseitigen, warf ihm der Richter vor. Rund ein halbes Dutzend Mal habe der Deutsche zugestochen, um den Einbruch zu verdecken. Vom Opfer ließ er erst ab, als es sich mit Tritten wehrte und nach dem Hund rief.
«Perspektivisch ist das Urteil ein hartes Urteil. Das ist aber auch so gewollt», sagte der Vorsitzende zum Angeklagten, der regungslos auf die Ausführungen reagierte. Bei dem Mann sei auf seinem schwierigen Lebensweg «offenbar etwas ganz fürchterlich schiefgegangen», sagte er und ergänzte: «Sie hatten miserable Voraussetzungen und sind in eine Gewaltspirale hineingeraten.»
Was bedeutet die Sicherungsverwahrung für den Mann?
Mit dem Strafmaß folgte die Kammer der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigerin des Angeklagten hatte auf dessen ausdrücklichen Wunsch keinen Antrag gestellt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Anders als die Haft ist die Sicherungsverwahrung aber keine Strafe. Sie dient dazu, die Allgemeinheit vor Straftätern zu schützen, die ihre Strafe bereits verbüßt haben, aber weiter als gefährlich gelten.
Da die Verwahrung keine Strafe ist, müssen die Bedingungen deutlich besser sein als die im regulären Gefängnis. Es muss auch ein größeres Therapieangebot geben. Regelmäßig muss geprüft werden, ob die Sicherungsverwahrung noch erforderlich ist.
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