Wird das Wasser knapp? So entwickeln Seen, Flüsse und Grundwasser bei uns, © shutterstock_Valentyn Irin
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Wird das Wasser knapp? So entwickeln Seen, Flüsse und Grundwasser bei uns

16.07.2025

In Baden-Württemberg verändert sich unser Wasser. Und zwar spürbar. Was früher selbstverständlich war, wird heute zur Herausforderung. Der Klimawandel macht auch vor unseren Seen, Flüssen und dem Grundwasser nicht Halt. Wer genau hinschaut, erkennt die Folgen bereits heute. Der Bodensee wird wärmer, der Neckar führt im Sommer weniger Wasser und die Grundwasserspiegel sinken in vielen Regionen.

Unsere Seen: wärmer, stiller, problematischer

Nehmen wir den Bodensee. Er hat sich in den vergangenen Jahrzehnten um mehr als drei Grad erwärmt. An heißen Sommertagen erreicht er heute Spitzenwerte von über 25 Grad. Das mag für uns Badegäste angenehm sein, ist für das Ökosystem aber eine Belastung. Denn wärmeres Wasser speichert weniger Sauerstoff. Gleichzeitig wird die Zirkulation im See gestört, also der Austausch zwischen Oberfläche und Tiefe. In der Folge kann es in tieferen Schichten zu Sauerstoffmangel kommen, was besonders Fischen wie dem Felchen oder der Trüsche zu schaffen macht.

Auch kleinere Seen im Land verändern sich. Sie frieren im Winter seltener zu und haben im Sommer längere Hitzephasen. Algen und invasive Wasserpflanzen breiten sich aus. Das alles führt dazu, dass die Wasserqualität leidet und Lebensräume schrumpfen.

Unsere Flüsse: weniger Wasser, mehr Hitze

Der Neckar, die Donau, der Rhein und viele Nebenflüsse wie die Jagst, Murr oder Kocher zeigen ebenfalls klare Veränderungen. Ihre Temperaturen sind seit Mitte der 1980er Jahre um etwa 1,5 bis 2 Grad gestiegen. Im Sommer kommt es immer häufiger zu Hitzetagen mit über 25 Grad Wassertemperatur. Besonders in heißen Jahren wie 2018 oder 2020 sanken die Pegel vieler Flüsse auf Rekordtiefs.

Warmes Wasser kann nicht nur weniger Sauerstoff binden, es bringt auch das Gleichgewicht im Fluss durcheinander. Fische, die kühles Wasser bevorzugen, wandern ab oder sterben. Kleinlebewesen, die auf sauerstoffreiche Bedingungen angewiesen sind, verschwinden. Gleichzeitig erschwert niedriger Wasserstand die Schifffahrt und beeinträchtigt die Stromerzeugung in Kraftwerken.

Unser Grundwasser: der stille Rückzug

Das größte Problem spielt sich unsichtbar unter unseren Füßen ab. In Baden Württemberg stammen rund 70 Prozent des Trinkwassers aus dem Grundwasser. Doch dieses wichtige Reservoir schrumpft. Heiße Sommer, weniger Schnee im Winter und eine veränderte Vegetation führen dazu, dass weniger Wasser in den Boden sickert. Das Grundwasser wird nicht mehr ausreichend neu gebildet.

In vielen Regionen liegt der Pegel bereits dauerhaft unter dem langjährigen Mittel. In besonders belasteten Landkreisen wird mehr Grundwasser entnommen als nachfließen kann. Auch die Landwirtschaft trägt dazu bei. Sie braucht in trockenen Sommern mehr Wasser, um Felder zu bewässern. Der tatsächliche Verbrauch ist oft höher als gedacht.

Was das für uns bedeutet

Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, wird Wasser in Zukunft knapper. Die Modellrechnungen zeigen, dass wir mit deutlich längeren Hitzephasen, trockeneren Sommern und weniger Wasser in Flüssen und im Grundwasser rechnen müssen. Seen werden sich weiter erwärmen, Flüsse häufiger Niedrigwasser führen und das Grundwasser wird sich langsamer erholen.

Für uns heißt das: bewusster mit Wasser umgehen. Ob im Garten, im Haushalt oder in der Landwirtschaft. Wir müssen unsere Infrastruktur anpassen, neue Speichertechnologien nutzen und unsere Gewässer besser schützen. Denn Wasser ist nicht nur eine Selbstverständlichkeit. Es ist unsere Lebensgrundlage. Und sie gerät ins Wanken, wenn wir nicht aufpassen.