Martin Sheen ist mit 85 Jahren noch immer im Geschäft. (Archivbild) , © Richard Shotwell/Invision/dpa
Martin Sheen ist mit 85 Jahren noch immer im Geschäft. (Archivbild)  Richard Shotwell/Invision/dpa, dpa
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Kämpferischer Star - Martin Sheen gibt mit 85 keine Ruhe

03.08.2025

Nur wenige Hollywood-Stars sprechen öffentlich über ihre Festnahmen. Martin Sheen hält sich damit nicht zurück. Es seien bisher etwa 60 gewesen, gab der Schauspieler und Aktivist Mitte April in dem Podcast «My Legacy» bekannt. Einen Ausschnitt aus der Gesprächsrunde mit weiteren Bürgerrechtlern und Pazifisten, die kämpferisch auf die Straße gehen und Festnahmen wegen zivilen Ungehorsams in Kauf nehmen, postete Sheen auf Instagram.

Der ergraute Hollywood-Star, der heute 85 Jahre alt wird, macht bei Protestaktionen und als Schauspieler mit unermüdlicher Energie weiter. Seit den 1980er Jahren geht Sheen auf die Straße und setzt sich gegen Kriege, Menschenrechtsverletzungen, Aufrüstung und Umweltzerstörung ein. Die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd Conservation Society hat eines ihrer Schiffe nach Sheen benannt.

Durch Festnahmen in die Schlagzeilen

Für Schlagzeilen sorgte Sheens Festnahme im Januar 2020 bei einer Klimaschutz-Demonstration in der US-Hauptstadt Washington, als er zusammen mit seinem Kollegen Sam Waterston in Gewahrsam genommen wurde. Sie waren der Einladung von Jane Fonda gefolgt, an einem ihrer «Fire Drill»-Proteste teilzunehmen.

Mit der Oscar-Preisträgerin und Klimaschutzaktivistin Fonda verbindet Sheen noch mehr. In der beliebten Netflix-Serie «Grace and Frankie» (2015 - 2022) spielte er den alternden Anwalt Robert, der mit seinem Kollegen Sol (Sam Waterston) schon lange eine Liebesbeziehung hat, von der die Ehefrauen Grace (Fonda) und Frankie (Lily Tomlin) zunächst nichts wissen. Es kommt zu Scheidungen und turbulenten Verwicklungen.

Als Gastmoderatorinnen der «Ellen DeGeneres»-Show flachsten Fonda und Tomlin mit ihren Ex-Leinwandgatten 2020 im US-Fernsehen. Wie habe er sich den Lebensunterhalt verdient, bevor er ein «großartiger» Schauspieler wurde, fragte Fonda ihren Kollegen Sheen. Er habe ohne jegliches Talent zig Jobs gemacht, antwortete Sheen - als Verkäufer von Weihnachtsbäumen, Caddie auf dem Golfplatz, Hilfskellner, Fahrstuhlführer und Zeitungsjunge.

Schwieriger Aufstieg

Tatsächlich musste sich Sheen anfangs mit wenig Geld durchschlagen. Ramón Antonio Gerardo Estévez war eines von zehn Kindern eines spanischen Einwanderers, seine irischstämmige Mutter starb früh. Der Vater war gegen die Schauspielpläne des Sohnes. Doch der schaffte es von der Provinzstadt Dayton im US-Bundesstaat Ohio zur Ausbildung nach New York.

Dort legte er sich zuerst einen neuen Namen zu. Er nannte sich nach dem Erzbischof Fulton J. Sheen, dessen «Katholische Stunde» der junge Schauspieler im Radio und Fernsehen verfolgt hatte. In New York lernte er die legendäre Dorothy Day kennen, eine radikale Journalistin, Feministin, Pazifistin und Katholikin, die den jungen Mann schon früh zum Aktivisten machte.

Mit Theaterauftritten und Filmen wie der Kriegssatire «Catch-22» und dem Triller «Pursuit» wurde Sheen nach und nach als Schauspieler bekannt. Der noch unbekannte Terrence Malick holte ihn 1973 für sein Regiedebüt «Badlands» vor die Kamera. Sheen und Sissy Spacek spielen ein junges, mörderisches Paar im ländlichen Amerika.

Durch ein Kriegsepos berühmt

«Apocalypse Now» (1979) machte Sheen dann über Nacht zum Star. In Francis Ford Coppolas Epos über den Vietnamkrieg verkörperte er den US-Captain Benjamin Willard, der den abtrünnigen Colonel Kurtz (Marlon Brando) ausschalten soll. Während der nervenaufreibenden Produktion im Dschungel tobten schwere Stürme, die Schauspieler gerieten an ihre körperliche und psychische Grenze, Sheen erlitt einen Herzinfarkt. Die Dreharbeiten waren ein Alptraum, das Ergebnis ein Meisterwerk. Das Schreckensgemälde gewann die Goldene Palme in Cannes, bekam zwei Oscars und war für sechs weitere Oscars nominiert.

Zu dem Zeitpunkt war Sheen bereits vierfacher Vater. 1961 hatte er die junge Kunststudentin Janet Templeton geheiratet, schnell kamen ihre drei Söhne Emilio, Ramon und Carlos (später Charlie) und Tochter Renée zur Welt. Sohn Charlie (59) feierte seinen Durchbruch mit dem Vietnamfilm «Platoon». Zusammen traten Vater und Sohn für Regisseur Oliver Stone in «Wall Street» (1987) vor die Kamera. Emilio Estevez (63) drehte Filme wie «St. Elmo’s Fire», «Young Guns» und «Men at Work».

Estevez, der die Dreharbeiten für «Apocalypse Now» als Teenager mit seiner Familie auf den Philippinen miterlebte, beschrieb im April in einem Podcast die dramatischen Umstände. Sein Vater habe an seinem Geburtstag am Set viel getrunken und einen völligen Ausraster gehabt. Sheen hat in Interviews offen über frühere Suchtprobleme gesprochen.

Als TV-Präsident im Weißen Haus

TV-Zuschauer kennen Sheen vor allem als Jed Bartlet. In mehreren Staffeln spielte er in «The West Wing - Im Zentrum der Macht» (1999 - 2006) den fiktiven Präsidenten der USA. Bartlet ist liberal, diplomatisch und weltgewandt - Qualitäten, die der Aktivist Sheen dem 2000 gewählten echten Präsidenten absprach. Der Schauspieler kritisierte damals George W. Bush und dessen Politik scharf.

Steven Spielberg holte Sheen an der Seite von Leonardo DiCaprio für die Gaunerkomödie «Catch Me If You Can» (2002) vor die Kamera. Martin Scorsese gab ihm in seinem Thriller «Departed – Unter Feinden» (2006) eine Rolle. In «The Amazing Spider-Man» (2012) verwandelte sich Sheen in den Onkel Ben Parker. In dem Bürgerrechtsdrama «Judas and the Black Messiah» (2021) verkörperte er den FBI-Direktor J. Edgar Hoover.

«Avatar»-Regisseur James Cameron (70) hat Sheen kurz vor dessen 85. Geburtstag ein neues Projekt übertragen. Der Schauspieler vertont das Hörbuch «Ghosts of Hiroshima» (von US-Autor Charles Pellegrino), das Cameron später verfilmen will. Das Anfang August erscheinende Buch befasst sich mit den Folgen des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki. Mit Sheen als Sprecher des Hörbuchs habe sich für ihn ein Traum erfüllt, sagte Cameron im Mai dem Filmportal «Deadline.com». Einem so düsteren Thema würde Sheen die nötige «Ernsthaftigkeit und Menschlichkeit» verleihen.

Martin Sheen regierte in der TV-Serie «West Wing» als Präsident Jed Bartlett. (Archivbild) , © Manuel Balce Ceneta/AP/dpa
Aktivist Martin Sheen wurde bei Protestaktionen Dutzende Male festgenommen. (Archivbild) , © Jacquelyn Martin/AP/dpa
Martin Sheen ist ein kämpferischer Hollywood-Star. (Archivbild) , © Monica_M._Davey/AFP/epa/dpa

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