Vingegaard hält mit Pogacar mit und prallt gegen Fotografen
22.07.2025
Am geschichtsträchtigen Mont Ventoux ließ sich Jonas Vingegaard nicht von seinem großen Konkurrenten Tadej Pogacar abhängen, nach der Ziellinie aber von einem Fotografen unsanft stoppen. Der Mann sei auf ihn zugerannt und es sei zu einem Sturz gekommen. «Leute im Zielbereich sollten ihre Augen mehr benutzen», kritisierte der zweimalige Tour-Champion. Auch Konkurrent Pogacar bezeichnete den Vorfall als «unglücklich», obwohl er ihn nicht gesehen habe.
Dennoch zeigte sich der Däne versöhnlich. Vingegaards Attacken gegen Pogacar blieben zwar wirkungslos. Aber er kam statt zuletzt knapp zwei Minuten in den Pyrenäen auf dem legendären Giganten der Provence nur zwei Sekunden nach dem Titelverteidiger Pogacar ins Ziel. «Ich habe mich heute eigentlich richtig gut gefühlt. Ich war ganz glücklich mit den Attacken. Ich nehme daraus viel Motivation mit», sagte Vingegaard nach dem spannenden Kletterspektakel, bei dem sich beide Tourfavoriten mit Attacken bekämpft hatten.
Am Ruhetag hatte der 28-Jährige zuvor erklärt, dass er weiter an den Tour-Sieg glaube - trotz des Abstands von mehr als vier Minuten. Beide gaben mit ihrem Zweikampf einen Vorgeschmack auf die demnächst anstehenden Alpen-Etappen.
Paret-Peintre feiert ersten Tour-Etappensieg in diesem Jahr
Der Franzose Valentin Paret-Peintre feierte den Tageserfolg auf dem legendären Berg - es war der erste französische Tour-Tagessieg in diesem Jahr. Nach 171,5 Kilometern mit Start in der südlichen Stadt Montpellier siegte der 24-Jährige Paret-Peintre in einem spannenden Finale auf der 16. Etappe vor dem Iren Ben Healy und dem Kolumbianer Santiago Buitrago. «Ich wusste, dass ich Ben auf den letzten Metern schlagen konnte», sagte der glückliche Tagessieger.
Lipowitz baut Vorsprung auf Podiums-Konkurrenten aus
In der Gesamtwertung steht Pogacar als Träger des Gelben Trikots weiter an der Spitze mit einem Vorsprung von 4:15 Minuten vor Jonas Vingegaard. Der deutsche Hoffnungsträger Florian Lipowitz, der das Weiße Trikot als bester Nachwuchsfahrer trägt, verteidigte das Outfit erfolgreich und bleibt auf dem dritten Gesamtrang. Er kam dabei sogar 36 Sekunden vor dem derzeitigen Tour-Vierten Oscar Onley ins Ziel und baute so seinen Vorsprung auf den Briten auf insgesamt 2:01 Minuten aus.
Der Berg mit karger Vegetation und ungemütlichen Temperatur- und Windverhältnissen brachte nach und nach mehrere Fahrer an ihre Grenzen. Der gebürtige Schwabe Lipowitz hielt aber gut mit. Routinier Primoz Roglic, der eigentliche Kapitän des Red-Bull-Teams, kam zwei Sekunden früher als Lipowitz ins Ziel - der Slowene steht als Fünfter in der Gesamtwertung knapp zweieinhalb Minuten hinter dem deutschen Youngster.
«Als Pogi und Jonas attackiert haben, hatten wir heute überhaupt nicht die Beine, da irgendwie mitzugehen, da haben wir uns fokussiert, die Jungs auf Distanz zu bringen, die noch fürs Podium kämpfen», sagte Lipowitz der ARD.
Red-Bull-Chef ist stolz und blickt auf die Alpenetappen
Ralph Denk, Teamchef von Lipowitz' Red-Bull-Team, machte schon am Morgen im ZDF-Morgenmagazin in der Kapitänsfrage weiter deutlich, dass am Ende die Beine entscheiden würden und wer von beiden als Erster in der Favoritengruppe mithalten könne. «Bin stolz auf das Team», sagte er nach der Etappe. «Roglic hat sich verbessert und Florian Zeit gutgemacht. Wir werden uns einen Plan für die beiden schweren Alpenetappen zurechtlegen.»
Van der Poel steigt vom Rad
Der frühere Weltmeister Mathieu van der Poel konnte das Kletterspektakel am Berg nicht mehr als Teils der Fahrerriege erleben. Der 30 Jahre alte Gewinner von Paris-Roubaix stieg vor der Etappe wegen einer Lungenentzündung gar nicht mehr auf das Rad.
Am Mittwoch sind die Sprinter gefragt. Angesichts der Montmartre-Überquerungen am letzten Tag in Paris könnte es schon die letzte Chance auf einen Tageserfolg für die schnellen Radprofis sein. Auf dem 160,4 Kilometer langen Abschnitt zwischen Bollène und Valence müssen sie nur zwei kleine Berge der vierten Kategorie passieren.
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