Entlarvt: Alltagsmythen und die Wahrheit dahinter
15.07.2025
Jeder kennt sie – die gut gemeinten Ratschläge von Oma, die Tipps aus dem Freundeskreis oder die Weisheiten, die sich hartnäckig halten: Zucker macht Kinder wild, Kaffee trocknet aus und Kaugummis bleiben ewig im Bauch. Aber was davon stimmt wirklich? Wir nehmen die bekanntesten Alltagsmythen unter die Lupe – und trennen Fakten von Fantasie.
Hibbelig oder Zufall? Zucker macht Kinder hyperaktiv
Viele Eltern berichten, dass ihre Kinder nach einer Portion Süßigkeiten wie wild umherspringen. In Wahrheit haben Studien jedoch gezeigt, dass Zucker Kinder nicht hyperaktiv macht. Verantwortlich für das aufgedrehte Verhalten sind meist Aufregung, Feierstimmung oder sogar die Erwartung der Eltern, nicht der Zucker fast aller Süßigkeiten.
Hatschi: Vitamin C schützt vor Erkältung
Häufen sich Husten und Schnupfen im Herbst, greift manch einer zu Orangen oder Zitruspresssaft. Aber Fakt ist: Vitamin C kann Erkältungen weder verhindern noch zuverlässig heilen. Es ist zwar wichtig fürs Immunsystem, doch nur bei massivem Mangel fehlt es unserem Abwehrsystem wirklich an diesem Stoff. In der Regel hilft es gesunden Menschen nicht mehr, dicke Erkältungen zu verhindern.
Kühles Nass: Man muss täglich zwei Liter Wasser trinken
Wir alle kennen den Rat: „Zwei Liter Wasser pro Tag!“ In Wahrheit hängt der individuelle Bedarf jedoch von Alter, Aktivität und Wetter ab. Wer normalen Durst hat und sich abwechslungsreich ernährt, trinkt meist genug. Viel trinken schadet zwar nicht, zwingt man sich aber zu viel, gibt es keinen zusätzlichen Gesundheits-Pluspunkt. Verlasst Euch auf Euren Durst - das reicht meistens.
Schwarzes Gold: Kaffee entwässert den Körper
Nach einer Tasse Kaffee legen viele das Glas Wasser daneben: „Damit der Kaffee nicht austrocknet.“ Dabei ist das ein Irrglaube. Kaffee zählt ganz normal zu unserer Flüssigkeitsbilanz. Er enthält zwar Koffein, aber die trinkbare Menge versorgt den Körper mit ungefähr genauso viel Flüssigkeit, wie er ihm eventuell über den Kaffeegenuss wieder entzieht.
Ein verschlucktes Kaugummi bleibt sieben Jahre im Magen
Ein kleines Stück Kaugummi schlucken die meisten schon mal aus Versehen. Ein hartnäckiges Gerücht sagt, es bleibe dann ewig im Körper. Richtig ist aber: Das Verdauungssystem fördert fast alles nach 1–2 Tagen weiter. Ein Kaugummi gleitet im Regelfall genauso mit Stuhlgang ab wie Kerne oder Säfte. Er „klebt“ nicht jahrelang irgendwo fest.
Kuh vadis: Milch verstärkt Erkältungssymptome
Der Rat von Großmüttern lautet gern: „Keine Milch, sonst wird’s schlimmer!“ Mediziner wissen: Das ist eine Legende. Milch trinken reizt nicht die Schleimhäute im Hals, und sie bildet im Körper auch keinen überflüssigen Schleim. Möglicherweise fühlt man nach einem Glas Milch das gewohnt-cremige Gefühl im Mund, aber das ist keine krankhafte Verschleimung.
Wartezeit: Nach dem Essen darf man nicht schwimmen gehen
Den Einhornspruch „Warte erst eine Stunde nach dem Essen!“ kennen viele. Wissenschaftlich ist jedoch klar: Bei normaler körperlicher Verfassung ist das Schwimmen keine Gefahr. Nur wenn man sich wirklich prallvoll gegessen fühlt, kann intensives Schwimmen etwas unangenehm sein. Das Risiko, direkt nach einer Mahlzeit zu ertrinken, gibt es für gesunde Menschen praktisch nicht.
Bibber: Kalte Füße machen krank
Wenn im Winter die Zehen frieren, heißt es schnell „Du wirst dich noch erkälten!“ Tatsache ist: Erkältungsviren sorgen für Schnupfen und Husten. Kalte Füße allein lösen keinen Schnupfen aus. Was passieren kann: Frieren schwächt kurz das Immunsystem ein wenig, und Viren nutzen dann vielleicht ihre Chance. Aber direkt durch Auskühlen krank werden ist nur ein alter Aberglaube.
Haddu Möhrchen? Karotten verleihen übernatürliche Nachtsicht
Manche Kinder bekommen Karotten als Vorwand vorgesetzt, damit sie Gemüse essen.„Iss deine Möhren, dann siehst du im Dunkeln besser!“. Karotten enthalten zwar Vitamin A, das für die Netzhaut wichtig ist. Doch richtiges Nachtsehen bekommt man davon nicht als Superkraft. Nur wer extrem Vitamin-A-arm ist, könnte durch mehr davon etwas Nachtsehvermögen zurückgewinnen. Gesunde Menschen brauchen aber keine Berge von Möhren, um im Dunkeln klarzukommen.
Bittere Pille: Antibiotika helfen bei Erkältungen
Wer einen grippalen Infekt hat, wünscht sich schnell Medizingegenstände: „Ein Antibiotikum und alles ist wieder gut!“ Leider ist das ein Trugschluss. Die meisten Erkältungen und Grippen entstehen durch Viren. Antibiotika bekämpfen aber nur Bakterien, keine Viren. Sie bringen also bei Schnupfen oder Erkältungs-Husten gar nichts, außer unerwünschten Nebenwirkungen.