Eichenprozessionsspinner
Ihre Nester erinnern an gewaltige Spinnennetze und die Brennhaare reizen Haut und Atemwege. Die flauschigen Raupen des Eichenprozessionsspinners sind in Baden-Württemberg im Sommer weit verbreitet. Die Nachtfalterart ist bei uns heimisch, der Bestand hat in den Neunziger Jahren aber stark zugenommen. Wie Ihr euch am besten davor schützt und wie in der Region gegen die Raupen vorgegangen wird, lest Ihr weiter unten. Warum wir dennoch nicht in Panik verfallen sollten, hört Ihr im Interview mit Naturschutzreferentin Lilith Stelzner vom BUND Baden-Württemberg.
Steckbrief
Eichenprozessionsspinner sind bei uns in Mitteleuropa heimisch. Die Raupen bilden an Eichen Gespinstartige Nester. Nachts wandern sie gemeinsam einer Prozession gleich hintereinander her auf Nahrungssuche. Daher auch der Name. Aus den Raupen werden nach der Verpuppung unscheinbare Nachtfalter.
Was sind die Symptome?
Bereits im Larvenstadium bilden die Eichenprozessionsspinner feine, spitze Härchen. Diese Brennhaare enthalten ein Nesselgift, können beim Menschen in die Haut eindringen und leicht abbrechen. Das Gift führt zu Juckreiz oder einem allergischen Schock, die Haut rötet sich und bildet Quaddeln. Gelangen die Härchen ins Auge, kann das Gift eine Bindehautentzündung auslösen, die Lider schwellen an. Werden sie eingeatmet kann im Extremfall Atemnot eintreten. Nase, Rachen und Bronchien können sich entzünden, auch Asthmaanfälle sind möglich. Kommt Ihr mit den Härchen in Berührung, tritt die Reaktion teils erst Stunden später auf. Die Beschwerden können mehrere Wochen andauern.
Was tun bei Kontakt?
Grundsätzlich solltet Ihr euch von den Nestern der Eichenprozessionsspinner fernhalten. Die Brennhaare der Raupen können allein durch den Wind schon hunderte Meter durch die Luft getragen werden, auf die Haut gelangen oder eingeatmet werden. Auch wenn Ihr mit Hunden unterwegs seid, solltet Ihr aufpassen.
Kommt Ihr mit den Brennhaaren der Eichenprozessionsspinner in Kontakt, duscht Euch am besten gründlich ab, spült die Haare aus, wechselt und wascht die Kleidung. Die gereizte Haut kühlt Ihr am besten, bei stärkeren Beschwerden helfen Medikamente oder Salben – am besten sprecht Ihr in dem Fall mit einem Arzt.
Nester im Garten solltet Ihr auf keinen Fall selber entfernen. Holt stattdessen einen Schädlingsbekämpfer. Auch abspritzen oder abflammen ist keine gute Idee, das wirbelt nur die Härchen der Raupen auf. Wenn Ihr die Nester der Eichenprozessionsspinner an öffentlichen Orten seht, dann meldet Euch am besten beim Garten- oder Forstamt Eurer Gemeinde.
Vor allem Süddeutschland ist seit den Neunzigerjahren von einer starken Zunahme der Raupen betroffen. Städte in Baden-Württemberg wie Stuttgart oder Tübingen gehen schon seit Jahren gegen die Eichenprozessionsspinner vor. Rund 2600 Eichen hat das Forstamt der Landeshauptstadt 2019 behandelt, vor allem an Schulen, Kindergärten und viel genutzten Straßen. Im April oder Anfang Mai werden die Blätter der Bäume dazu mit einem Biozid behandelt, die Raupenpopulation wird so schon früh stark reduziert. Für Menschen und andere Tiere sei das Mittel ungefährlich. Was dann später noch an Raupen-Nestern auftaucht, wird mit Spezialstaubsaugern entfernt.
Für die Eichen können die Tiere zur echten Gefahr werden. Der Ostalbkreis ist daher schon mit Hubschraubern gegen Eichenprozessionsspinner vorgegangen, die Schädlingsbekämpfungsmittel aus der Luft versprüht haben. Zahlreiche Bäume wären sonst abgestorben.