ZF-Proteste: Betriebsrat erwartet mehr als 4.000 Menschen
29.07.2025
Die Belegschaft des angeschlagenen Autozulieferers ZF will am Dienstag ein Zeichen gegen weitere Sparmaßnahmen setzen. Allein am Konzernsitz in Friedrichshafen werden rund 4.000 Teilnehmer erwartet, wie ein Sprecher des Gesamtbetriebsrats mitteilte. In der Stadt am Bodensee ziehen die Beschäftigten demnach durch die Innenstadt vor die Firmenzentrale. Dort gibt es auch Betriebsversammlungen. Ähnliche Aktionen sind an weiteren Standorten geplant, unter anderem in Saarbrücken und Schweinfurt.
Die jüngste Eskalation ausgelöst hatte der Sparkurs des Managements um ZF-Chef Holger Klein: Bei Betriebsversammlungen vor rund zwei Wochen wurde dem Betriebsrat zufolge weitere Einschnitte angekündigt. Mitarbeiter sollen auf Geld verzichten, auch betriebsbedingte Kündigungen sind demnach nicht mehr ausgeschlossen. Das habe für «für große Unruhe gesorgt».
Weiter teilte der Gesamtbetriebsrat mit: Um ZF aus der Krise zu steuern, setze der Vorstand unter anderem darauf, Standorte in Deutschland zu schließen, Entwicklungsprojekte zu stoppen und «Stellen nach dem Rasenmäherprinzip» abzubauen. «Wohin hat uns denn der eingeschlagene Kurs (...) bislang geführt? Nicht hinaus aus der Krise, sondern immer weiter hinein», hieß es.
ZF, einer der weltweit größten Autozulieferer, steckt aktuell in der Krise: Wie die Konkurrenten Bosch, Continental und Schaeffler leidet auch das Unternehmen vom Bodensee unter ausbleibenden Aufträgen der Hersteller und hohen Kosten für den Wandel hin zum Elektromotor. Der Zulieferer hat neben Automatik- und Schaltgetrieben unter anderem auch Fahrwerkskomponenten, Lenksystemen, Antriebe, Bremsen und Sicherheitstechnik im Angebot.
Milliardenverlust und Schulden belasten ZF
ZF hatte im vergangenen Jahr tiefrote Zahlen geschrieben. Der Verlust hatte knapp über eine Milliarde Euro betragen. 2023 hatte der Konzern unter dem Strich noch einen Gewinn von 126 Millionen Euro gemacht. Neben dem schleppenden Geschäft und einem enormen Investitionsdruck belasten auch hohe Schulden in Milliardenhöhe den Konzern. Diese haben ihren Ursprung vor allem im Erwerb des Autozulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco.
Das Unternehmen treibt daher mehrere Sparprogramme voran - und prüft, für einzelnen Sparten Investoren an Bord zu holen, diese zu verkaufen oder an die Börse zu bringen. Bis Ende 2028 will ZF außerdem bis zu 14.000 Stellen in Deutschland streichen - das wäre jeder vierte ZF-Arbeitsplatz im Land. 5.700 sind demnach seit Anfang 2024 schon weggefallen. Auch die Arbeitszeit vieler Mitarbeiter wurden gekürzt. Am Donnerstag legt ZF seine Halbjahreszahlen vor.
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