Josefa von Hohenzollern-Emden erwartet mit 51 Jahren ihr erstes Kind und will Oberbürgermeisterin der Stadt Leonberg werden. (Archivbild), © Christoph Schmidt/dpa
Josefa von Hohenzollern-Emden erwartet mit 51 Jahren ihr erstes Kind und will Oberbürgermeisterin der Stadt Leonberg werden. (Archivbild) Christoph Schmidt/dpa, dpa
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«Singende Bürgermeisterin»: Baby und OB-Kandidatur

20.06.2025

Die Kommunalpolitikerin Josefa von Hohenzollern-Emden (51) wird nach eigenen Angaben Mutter und will für den Oberbürgermeister-Posten im baden-württembergischen Leonberg kandidieren. Das Kind soll im Juli zur Welt kommen, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Die OB-Wahl findet am 28. September statt. Die FDP-Politikerin, die überparteilich antritt, will sich für mehr Vereinbarkeit von Kommunalpolitik und Familie einsetzen.

Dass sie angesichts ihres Alters noch ein Kind bekommen würde, bezeichnet sie als «Herzenssache und wunderbares Geschenk». Ihr Sohn soll Leopold heißen. Dass sie erst spät Mutter wird, liege eben auch an ihrer langjährigen Tätigkeit als Bürgermeisterin. Da habe sie den Kinderwunsch aufgeschoben.

Familiäre Unterstützung

Momentan bereitet sich die gebürtige Bayerin auf den Wahlkampf vor. Nach der Entbindung will sie nur eine Woche pausieren. Bei der Baby-Betreuung könne sie auf familiäre Hilfe zählen.

Sie will zeigen, dass auch Frauen mit Neugeborenem ihrem Beruf mit Ernsthaftigkeit nachgehen können. «Ich will ein guter OB und eine warmherzige Mutter sein.» Wenn die Gesellschaft mehr Frauen in der Kommunalpolitik haben wolle, müsse man den Frauen das auch zutrauen.

Von Hohenzollern verweist auf die Statistik des Städtetages in Baden-Württemberg, nach der es in dem Bundesland sieben Oberbürgermeisterinnen gibt. Einer Sprecherin des Deutschen Städtetages zufolge war der Anteil der Oberbürgermeisterinnen der Mitgliedsstädte in den vergangenen Jahren tendenziell rückläufig.

Zwölf Jahre Rathaus-Chefin in Kollnburg

Bekannt wurde Josefa von Hohenzollern - damals unter ihrem Mädchennamen Schmid - als «singende Bürgermeisterin» ihrer Heimatgemeinde Kollnburg (Landkreis Regen) im Bayerischen Wald. Sie hatte eine Coverversion von Rainhard Fendrichs Lied «Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk» im Internet veröffentlicht - und Ärger mit dem Musikverlag des Sängers bekommen. Schließlich hatte es aber eine Einigung gegeben. Gesungen habe sie schon als Kind, und zwar in einer Musikgruppe mit ihren Geschwistern, berichtet die Politikerin.

Zwölf Jahre lang war sie Rathaus-Chefin in Kollnburg. Bürgermeisterin zu sein, sei ihr Traumjob, sagt sie. Im Hauptberuf war die Juristin unter anderem beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge tätig.

Von Bayern nach Baden-Württemberg

2020 war sie in Kollnburg nicht zur Bürgermeisterin wiedergewählt worden und ging nach Leonberg. Dort wurde sie 2021 zur ersten Bürgermeisterin und somit zur OB-Stellvertreterin gewählt. 2023 stellte der Leonberger Oberbürgermeister Martin Cohn städtischen Angaben zufolge von Hohenzollern vom Dienst frei. Im Juni 2024 wurde sie in den Kreistag Böblingen gewählt. Im Herbst kündigte Cohn an, nicht mehr für das OB-Amt kandidieren zu wollen.

Für Schlagzeilen sorgte von Hohenzollern 2019, als sie per Annonce einen Hausarzt für Kollnburg suchte und - mit Augenzwinkern, wie sie sagt - hinzufügte, dass die Bürgermeisterin des Ortes noch zu haben sei. Die Aktion sei insofern ein Erfolg gewesen, als dass es in der Gemeinde seither einen Arzt gebe. Geheiratet hat sie 2024 nach eigenen Angaben einen Unternehmer.

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