Plastikabfall wird auch exportiert und vermüllt viele Entwicklungsländer (Symbolbild), © K.M. Chaudary/AP/dpa
Plastikabfall wird auch exportiert und vermüllt viele Entwicklungsländer (Symbolbild) K.M. Chaudary/AP/dpa, dpa
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Scheitern möglich: Ringen um globales Plastikmüll-Abkommen

14.08.2025

Im Ringen um ein globales Abkommen zur Eindämmung des Plastikmülls ist in Genf bisher keine Einigung in Sicht. Die erwartete Abschlusssitzung wurde am Donnerstag schon auf den Abend verschoben, und wenn der Konferenzvorsitzende mangels Aussicht auf einen Kompromiss in letzter Minute dann nicht das Handtuch wirft, dürfte es eine Nachtsitzung in Genf geben.

Gut 180 Länder sind sich einig, dass die Flut an Plastik in Meeren, auf Bergen, in der Luft und inzwischen auch im menschlichen Körper eine große Gefahr darstellt. Sie streiten aber darüber, was dagegen zu tun ist. Die Länder verhandeln seit drei Jahren. In Genf sollte der Vertragstext fertig werden. Die Umsetzung würde wegen der nötigen Ratifizierungen ohnehin noch Jahre dauern.

Die unversöhnlichen Positionen

Auf der einen Seite stehen mehr als 100 Länder mit besonders ehrgeizigen Zielen (High Ambition Coalition), die eine Beschränkung der Plastikproduktion auf nachhaltigem Niveau fordern. Dazu gehören Deutschland, die EU und dutzende Länder in Südamerika, Afrika und Asien. Sie wollen auch Einwegplastik wie Becher oder Besteck aus dem Verkehr ziehen, Plastikprodukte zur Mehrfachverwendung und eine Kreislaufwirtschaft fördern, bei der die Rohstoffe eines Abfallprodukts aufbereitet und erneut verwendet werden.

Auf der anderen Seite stehen vor allem die Länder, die den Rohstoff für das Plastik haben: Öl. Dazu gehören Saudi-Arabien, der Iran und Russland. Sie nennen sich Gruppe der Gleichgesinnten (like-minded group). Sie möchten sich weitgehend auf besseres Abfallmanagement beschränken.

Der Auftrag, den die UN-Länder sich selbst 2022 gegeben haben, war allerdings eigentlich klar: Im Mandat heißt es, der Vertrag soll den ganzen Lebenszyklus des Plastiks umfassen, von der Produktion, über das Design bis zur Entsorgung.

Kompromiss, der keiner war

Der Konferenzvorsitzende Luis Vayas Valdivieso legte am Mittwoch etwas vor, das er Kompromisspapier nannte - doch die Empörung Dutzender Länder war groß. Er hatte praktisch alle ehrgeizigen oder umstrittenen Ziele aus dem Text gestrichen, darunter ersatzlos den Artikel 6 über die Begrenzung der Produktion. Kaum einer sah darin eine Verhandlungsbasis für einen Abschlusstext. Selbst die Erdölländer waren nicht zufrieden: Saudi-Arabien kritisierte im Namen der Gruppe andere Paragrafen, die etwa die Forschung an Plastikalternativen oder eine Haftung von Plastikproduzenten empfahlen.

Was Plastik mit Ökosystemen und Menschen macht

Plastik vermüllt Meere und Umwelt und vergiftet Ökosysteme, tötet Fische und andere Lebewesen und gefährdet die menschliche Gesundheit. Kleinste Partikel werden vermehrt in Organen und auch im Gehirn gefunden. Die Nano- und Mikroplastikpartikel beeinträchtigen nach Studien unter anderem das Immunsystem, können sich in Arterien absetzen und fördern Entzündungen.

Es gibt zahlreiche Zahlen zur Verschmutzung. Die folgenden stammen aus dem deutschen Umweltministerium: Die Kunststoffproduktion habe sich von den 1970er Jahren bis 2020 auf 367 Tonnen im Jahr versiebenfacht und könnte ohne Maßnahmen bis 2050 fast 600 Millionen Tonnen im Jahr erreichen. Ein großer Teil seien Einwegprodukte, darunter Verpackungen. Insgesamt seien bislang 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert und davon 6,3 Milliarden Tonnen zu Abfall geworden, der großenteils auf Deponien landete. In Flüssen und Ozeanen haben sich nach Schätzungen weltweit 152 Millionen Tonnen Plastikabfälle angesammelt.

© dpa-infocom, dpa:250814-930-909500/2