In eine solche Urne warf der SPD-Abgeordnete Daniel Born den Stimmzettel mit dem aufgemalten Hakenkreuz., © Bernd Weißbrod/dpa
In eine solche Urne warf der SPD-Abgeordnete Daniel Born den Stimmzettel mit dem aufgemalten Hakenkreuz. Bernd Weißbrod/dpa, dpa
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Kommunikationsexperte: Hakenkreuz-Skandal nützt der AfD

26.07.2025

Indem er ein Hakenkreuz auf einen Stimmzettel zeichnete, wollte der SPD-Abgeordnete Daniel Born nach eigenen Angaben vor der AfD warnen - und hat damit nach Einschätzung eines Kommunikationsexperten das genaue Gegenteil erreicht. Das Verhalten sei kontraproduktiv und nutze der AfD, sagte Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Die Partei könne lachend zusehen, weil der Vorfall genau zu ihrem Narrativ passe. «Wir sind die verfolgten Opfer. Uns wird immer Böses unterstellt. Dabei sind wir das doch gar nicht und wir werden ungerecht behandelt. Diese Geschichte, die kann sie bei ihren eigenen Anhängern jetzt wieder erzählen», sagte Brettschneider der dpa. Dafür habe Born eine Vorlage geliefert.

Der Abgeordnete hatte eingeräumt, bei einer geheimen Wahl hinter dem Namen eines AfD-Abgeordneten ein Hakenkreuzzeichen notiert zu haben. Neben seinem Rückzug als Vizepräsident des Landtags hatte er auch seinen Austritt aus der SPD-Fraktion angekündigt.

Er sprach von einer «Kurzschlussreaktion», in der er habe zeigen wollen, dass eine Stimme für die AfD in egal welcher Wahl eine Stimme für rechten Hass und Hetze sei, schrieb Born in seiner Erklärung. «Die AfD ist eine gesichert rechtsextreme, die Demokratie verachtende Partei und die zunehmende Gewöhnung an die AfD lässt mir keine ruhige Minute mehr.»

Wissenschaftler: Thema könnte nun abgeräumt sein

Der SPD dürfte der Skandal im aufziehenden Landtagswahlkampf nach Einschätzung des Experten nur mittelbar schaden. «Bei der Wahl im März spielen andere Themen eine Rolle», sagte Brettschneider. «Indirekt ist es aber auch für die SPD ein Schaden, weil es von den eigenen Themen ablenkt. Jetzt wird erst mal darüber gesprochen und nicht über Themen, die für die SPD günstig sind.»

Dass sich Born nur einen Tag nach dem Skandal im Landtag offenbarte, hält Brettschneider für klug. Hätte Born den Vorfall nicht zugegeben, hätten die Spekulationen über den Urheber noch über Tage angehalten und die Institution des Parlaments beschädigt, sagte Brettschneider. «Ich kann mir vorstellen, dass das Thema mit der schnellen Reaktion jetzt mehr oder weniger abgeräumt sein wird», sagte der Kommunikationswissenschaftler.

Frank Brettschneider lehrt als Professor an der Universität Hohenheim und forscht unter anderem zu politischer Kommunikation. (Archivbild), © Bernd Weißbrod/dpa

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