Igel gefunden - was nun?
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Igel gefunden - was nun?

09.11.2022

Im späten Herbst, mit Anbruch der dunklen und kalten Jahreszeit, beginnt auch wieder das Rascheln und Quieken im Laub: Die Igel werden aktiv, um sich auf den nahen Winter vorzubereiten und sich einen Unterschlupf für ihren Winterschlaf zu suchen. Immer öfter könnt Ihr die Igel auch in Eurem Garten finden, auf der Suche nach Futter und einem Winterquartier zum Überwintern.

Nadja fragt nach: Wann brauchen die Tiere wirklich Hilfe?

Auch bei unserer Moderatorin Nadja Gontermann von Nadjas Nachmittag tummeln sich die stupfigen Gesellen vermehrt im Garten - Grund genug für sie, bei Igel-Fachfrau Anette Lampart von der Igelstation Esslingen nachzufragen, woran man bei einem gefundenem Igel erkennt, ob er in Not ist und wenn ja, wie man ihnen am besten helfen kann.

Nadja: "Anette, woran erkenne ich, ob ein Igel in Not ist?"

Anette Lampart: “Zunächst ist ein Igel im späten Herbst - auch tagsüber -  noch nicht zwangsläufig in Gefahr. Vielmehr sind tagesaktive Igel einfach vermehrt auf Futtersuche, da ihr Futter knapp wird. Ein typisches Anzeichen für einen abgemagerten Igel ist der so genannte „Hungerknick“: Achtet hierbei bei einer seitlichen Betrachtung des Tieres hinter dem Igelkopf auf eine Delle, die bei einem normal gut ernährten Igel nicht zu sehen ist.”

Nadja: “Wie kann ich einem Igel helfen, der zu schwach ist?”

Anette Lampart: “Wenn Ihr einen Igel findet, dann liebt er ungewürztes Rührei, Katzenfutter mit sehr hohem Fleischanteil, oder aber auch eines der diversen fertigen Igeltrockenfutter aus dem Fachhandel, hierbei allerdings solltet Ihr hier darauf achten, dass der Anteil an Haferflocken und Erdnüssen nicht zu hoch ist.”

Das Interview zum Nachhören:
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Mehr zur Igelstation Esslingen, Anette Lampart und was Ihr tun könnt, wenn Ihr einen Igel gefunden habt erfahrt hier.

Interessante Fakten über Igel

Ein ausgewachsener Igel kann bis zu 1.5000 Gramm wiegen und er besitzt zwischen 6.000 und 8.000 Stacheln. Die brauchte er, um sich vor seinen natürlichen Feinden zu schützen: Fuchs, Marder, Dachs und Uhu. Bei den Stacheln handelt sich es übrigens um verhornte Haare. Die Lebenserwartung beim erwachsenen Igel beträgt rund sieben Jahre.

Igel können sehr laut sein, wenn sie auf Nahrungssuche sind. Beim Fressen schmatzen sie oft und ab und zu knacken sie das Haus einer Schnecke oder den Panzer eines Insekts. Am lautesten sind sie aber, wenn sie mit ihren Artgenossen in Streit geraten oder auf Partnersuche sind.

Braucht der Igel überhaupt Hilfe?

Nicht jeder Igel, den Ihr im Spät-Herbst oder bei nahendem Winter im Garten findet, braucht Hilfe. Es ist sogar gesetzlich verboten, einen gesunden Igel der Natur zu entreißen und als Haustier zu halten. In erster Linie sind sie Wildtiere und keine Haustiere und kommen für gewöhnlich gut alleine zurecht. Nehmt also nur Tiere auf, die offensichtlich verletzt sind, verwaiste und schwache Tiere die außerhalb des Nests gefunden werden oder hilfsbedürftige Igel, die von Parasiten oder Eiern befallen sind. Nach der Genesung muss der gesunde Igel sofort wieder freigelassen werden.

Wer im Herbst einen Igel findet, muss sich also noch keine Sorgen machen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich der Igel einfach noch kein Fettpolster angefressen hat und noch fleißig auf der Suche nach Nahrung ist, wie das ein gesunder Igel eben macht. Ihr könnt dem Igel helfen, indem Ihr ihn wie oben beschrieben füttert und Wasser anbietet. Wichtig: Auch wenn sie noch so putzig sind: Igel sind Wildtiere und sollten nur dann hoch genommen werden, wenn dies explizit nötig ist.

Wann macht der Igel Winterschlaf?

Ab Mitte Oktober gibt es für Igel immer weniger zum Fressen im Garten zu finden. Die Bodentemperaturen sinken und es wird Zeit sich hinzulegen für den Winterschlaf. Vor dem Winterschlaf müssen sich die Tiere aber ordentlich Winterspeck anfuttern um nicht zu verhungern. Gegen Mitte bis Ende November schlummern die Igel tief und fest bis in den Frühling hinein. In besonders kalten Jahren kann das schon mal bis Mai dauern.

Deshalb eine Tipp: Ihr habt alte Laubhaufen im Garten liegen? In diesen Monaten auf keinen Fall entfernen, es könnte sich um ein Nest handeln und die Tiere stören oder im schlimmsten Fall sogar töten.

Nehmt dazu am besten die Gaben der Natur: Diese liefert genug Materialien, um ein natürliches Igel-Haus zu bauen. Ihr braucht dazu einen trockenen und warmen Hohlraum. Ein Reisighaufen, Rasenschnitt, etwas Holz und viel trockenes Laub eignen sich dazu. Das Material sollte mindesten einen halben Meter dick sein, damit das Tier vor Kälte und Regen geschützt ist. Die Nähe zu Komposthaufen lieben die Tiere, da durch die dortige Gärung Wärme entsteht und ab und zu kleine Snacks in Form von Insekten oder Würmer abfallen.

Für das Nest draußen kann man ein Winter-Schlafhaus für ein Freigehege im Garten bauen.

  • Das Gehege sollte mindesten 2m2 groß sein und circa 50cm hohe Seitenwände haben

  • Das eigentliche Igelhaus kann ein großer Karton sein, der mit Stroh ausgelegt wird

  • Darauf achten, dass der Karton nicht direkt von der Sonne beschienen wird, sonst wacht der Igel aus dem Winterschlaf auf

Wann ist dringend Hilfe notwendig?

Wann ist dringend Hilfe notwendig?

Erst wenn die Temperatur konstant unter 5°C liegt, wird es für die Tiere gefährlich. So verhaltet Ihr Euch am besten bei unterkühlten, unterernährten, kranken, verletzten oder schwachen Igeln:

  • Habt Ihr einen unterkühlten, geschwächten oder kranken Igel oder ein Jungtier gefunden, legt ihn auf warme Handtücher oder setzt ihn auf eine handwarme Wärmflasche.

  • Den Igel nach Verletzungen oder Parasitenbefall untersuchen. Nach Möglichkeit die Parasiten vorsichtig entfernen.

  • Wasser anbieten - in einer flachen Schüssel

  • Das Tier füttern. Igel sind Fleischfresser, Katzen-Futter, ungewürztes Rührei oder Insekten und Würmer sind das perfekte Igel-Futter. Obst und Gemüse hingegen sollten dem Tier nicht angeboten werden. Zum Trinken genügt ihm Wasser, alles auf einer flachen Schale hinstellen und niemals dem Igel Milch anbieten! Dies kann zu Durchfall und dadurch zum Tod des Igels führen.

  • wenn Ihr ein krankes und geschwächtes Tier im Garten gefunden habt, kontaktiert am besten einen Tierarzt oder eine Igelstation. Eine Liste mit Stationen sortiert nach Postleitzahl findet Ihr hier.

Der natürliche Lebensraum ist bedroht

Der Igel ist besonders durch den Mensch gefährdet. Der Straßenverkehr und die landwirtschaftliche Nutzung der Natur engen den Lebensraum des kleinen, stacheligen Tieres dramatisch ein. Durch die strukturierten Felder, mit viel offener Fläche, gibt es kaum mehr Unterschlupf-Möglichkeiten für den Nest-Bau. Deshalb ziehen die nachtaktiven Tiere immer mehr in die Nähe von Haus und Garten. Denn Hecken, Laub, totes Holz, Reisig oder Gestrüpp, bieten einen natürlichen Unterschlupf, ausreichend Futter und ein bequemes Winterquartier. Wenn Ihr bei Euch draußen also einen Igel findet, solltet Ihr den Garten für den Winter nicht zu sehr aufräumen. Nur dann findet das Tier einen geeigneten Unterschlupf für den Winterschlaf.