Rettungsdienste stehen nahe der Unglücksstelle an einem Ausflugslokal., © Sascha Baumann/All4foto.de/dpa
Rettungsdienste stehen nahe der Unglücksstelle an einem Ausflugslokal. Sascha Baumann/All4foto.de/dpa, dpa
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Zweites Todesopfer nach Blitzschlag in Unterensingen

17.08.2023

Die Polizei spricht von einem «tragischen Unglück»: Infolge des Blitzschlags im Landkreis Esslingen ist nach einem Mann nun auch eine Frau an ihren Verletzungen gestorben. Ihr elfjähriger Sohn werde weiterhin in einem Krankenhaus behandelt, teilte eine Polizeisprecherin am Donnerstag mit. Rein nach Zahlen ist ein solcher Unglücksfall bei Gewittern eine absolute Ausnahme.

Die 43 Jahre alte Mutter war am Mittwoch im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen, wie das Polizeipräsidium Reutlingen nun mitteilte. Einen Tag nach dem Vorfall vom Samstag in der Gemeinde Unterensingen war schon ein 35-Jähriger in einer Klinik gestorben.

Der Elfjährige war zunächst ebenfalls in Lebensgefahr gewesen. Ein Rettungshubschrauber flog ihn ins Krankenhaus. Sein Zustand hatte sich im Laufe des Wochenendes aber etwas gebessert.

Neben den beiden Todesopfern und dem Kind waren drei weitere Menschen von dem Blitzschlag unter einem Baum an einem Ausflugslokal betroffen. Die 40 Jahre alte Frau des Mannes wurde verletzt. Ihr vier Jahre alter Sohn und die knapp elf Monate alte Tochter erlitten einen Schock. Sie befanden sich bei dem Unwetter in einem Fahrradanhänger. Während mehr als ein Dutzend Menschen Schutz in einer Scheune suchten, blieben die Betroffenen an einer Biertischgarnitur sitzen.

Der Malteser Hilfsdienst hatte den couragierten Einsatz der Ersthelfer gewürdigt, die sich um die Verletzten gekümmert haben: «Die Ersthelfer haben richtig reagiert, die Betroffenen bei strömendem Regen ins Trockene gebracht und sofort mit den Reanimationsmaßnahmen begonnen», teilte Einsatzleiter Marc Lippe am Dienstag mit. Sie hätten unmittelbar nach dem Blitzschlag den Notruf gewählt und ohne zu zögern mit Herz-Lungen-Wiederbelebungen begonnen.

Die drei hauptsächlich betroffenen Opfer seien einfach umgefallen, schilderten die Malteser in der Mitteilung. «Drei Reanimationen zugleich sehen auch wir selten», sagte Lippe dazu.

Seit Tagen hat es immer wieder über Baden-Württemberg gewittert. Hin und wieder lösten die Blitze kleinere Brände oder auch mal einen Stromausfall auf. In den meisten Fällen verlief es aber glimpflich.

Für die kommenden Tage sagte der Deutsche Wetterdienst am Donnerstag dagegen Sommerwetter von der schöneren Seite voraus: Bei Temperaturen bis 35 Grad soll es sonnig werden und überwiegend trocken bleiben. Am Sonntag könnte es vor allem im Bergland hier und da mal schauern.

Im vergangenen Jahr war Baden-Württemberg gemessen an den Einschlägen pro Fläche Blitzhochburg unter den Bundesländern: Im Südwesten wurden laut Blitz-Informationsdienst von Siemens knapp 1,0 Blitze pro Quadratkilometer registriert. Vor allem wegen extremer Dürre war die Gesamtzahl der Blitze von 93 243 im Vorjahr auf 34 623 gesunken.

Bei Gewittern sollten Menschen Schutz in einem Gebäude oder einem geschlossenen Auto suchen, raten Fachleute. Im Freien sollte man sich eine flache Stelle oder Vertiefung suchen, in die Hocke gehen, die Füße eng nebeneinanderstellen und die Arme um die Knie schließen.

Auch beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bekommt man Informationen, etwa zum Verhalten bei einem Stromausfall nach einem Gewitter. Zudem empfahlen die Malteser, wer im Ernstfall anderen Menschen sicher und professionell zur Hilfe kommen möchte, könne sich im Katastrophenschutz ausbilden lassen.

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