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VBE-Umfrage zu Gemeinschaftsschulen

10.07.2023

Die Arbeitsbelastung an den Gemeinschaftsschulen im Land hat ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr verantwortbar ist. Denn obwohl rund 60 Prozent der Lehrkräfte grundsätzlich mit der Gemeinschaftsschule identifizieren, wollen fast ebenso viele aufgrund der hohen Belastung die Schulart verlassen, erklärt der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand mit Blick auf die Ergebnisse einer neuen Umfrage. Er fordert konkrete Maßnahmen von der Landesregierung: „Wenn es nicht gelingt, den Job wieder leistbar zu machen, droht der Schulart eine massive Abwanderung von Fachkräften.“

Es ist die bislang größte Umfrage zur Gemeinschaftsschule (GMS) in Baden-Württemberg. Vom 18. bis 25. April 2023 hat der VBE landesweit 734 Lehrerinnen und Lehrer der GMS zum pädagogischen Konzept, zur Arbeitsbelastung, zu schulpraktischen Problemlagen und möglichen Lösungen befragt.

Pädagogisches Konzept 

Der Großteil der Lehrkräfte steht hinter dem pädagogischen Konzept der GMS: Fast zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) befinden die pädagogischen Grundideen der GMS für gut. „Die Möglichkeit, sowohl die fachlichen als auch sozial-emotionalen Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu fördern, die engen Zusammenarbeit zwischen Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften und die lange Offenheit des gewünschten Schulabschlusses bieten eine hervorragende pädagogische Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft.

Hohe Arbeitsbelastung

Nur fünf Prozent der Befragten sagen, dass sich die Arbeitsbelastung an der eigenen Schule innerhalb des erwartbaren Rahmens halte. Dagegen berichten 95 Prozent von einer hohen (18 Prozent) oder sehr hohen (77 Prozent) Arbeitsbelastung. Rund sechs von zehn Lehrkräften (57 Prozent) beschäftigen sich derzeit sogar damit, aufgrund der hohen Belastung die Schulart zu wechseln.

Verschiedene Herausforderungen

Die allermeisten Lehrkräfte (90 Prozent) sehen in der Menge der zu erstellenden Lernentwicklungsberichte eine zu hohe Arbeitsbelastung. Fast drei Viertel der Lehrkräfte (72 Prozent) sagen außerdem, dass beim Lernentwicklungsbericht zum Halbjahr der Arbeitsaufwand und der pädagogische Nutzen in keinem angemessenen Verhältnis zueinanderstehen. Drei Viertel der Lehrkräfte (76 Prozent) erklären, dass ein einfaches und standardisiertes Protokoll zu den ohnehin stattfindenden Standortgesprächen den Lernentwicklungsbericht zum Halbjahr ersetzen könnte.

Das individuelle Lerncoaching von Schülerinnen und Schülern ist ein zentrales Merkmal der GMS und wird an praktisch allen GMSen (95 Prozent) praktiziert. Bei knapp der Hälfte der Schulen (45 Prozent) wird das Coaching allerdings im Deputat der Lehrkräfte überhaupt nicht berücksichtigt. 2,0 Deputatsstunden für zehn zu coachende Schülerinnen und Schüler würden die Befragten durchschnittlich als angemessen erachten.

Unterrichtsvorbereitung auf drei verschiedenen Niveaustufen, Planung selbstständiger Arbeitsphasen, Individualisierung und Differenzierung in oftmals inklusiven Unterrichtssettings, die nur sehr begrenzt durch Lehrkräfte aus dem SBBZ unterstützt werden können: Um dies alles leisten zu können, fordern die Lehrkräfte an erster Stelle eine höhere und passgenauere Zuweisung von Poolstunden (83 Prozent). Auf den weiteren Plätzen folgen mehr Zeit für die Vorbereitung von Unterrichtseinheiten (82 Prozent), moderne Lehrmaterialien (39 Prozent) und hochwertige Fortbildungen (38 Prozent).

Forderungen des VBE

  1. Lernentwicklungsbericht zum Schulhalbjahr in die sogenannten Standortgespräche integrieren.

  2. Mindestens zwei Deputatsstunden pro zehn zu coachende Schülerinnen und Schüler. 

  3. Höhere und passgenauere Zuweisung von Poolstunden.

  4. Absenkung der Deputate und dadurch mehr Zeit für die Vorbereitung von Unterrichtseinheiten. 

  5. Eine Lehrkräfteversorgung von mindestens 110 Prozent an den Schulen. Ergänzend braucht es mehr unterstützendes Personal in Form von multiprofessionellen Teams.

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