«Talk To Me»: Gesellschaftskritische Geisterbeschwörung
Horrorfilme mit Geisterbeschwörungen sind spätestens seit dem Klassiker «Der Exorzist» nicht mehr aus dem kollektiven Gedächtnis von Film-Fans wegzudenken. Doch nicht alle haben dabei eine ähnlich gesellschaftskritische Seite wie der neue Film «Talk To Me» der australischen Webvideo-Produzenten Daniel und Michael Philippou.
Wie viele Genrevertreter beginnt der Film mit einer Gruppe von Jugendlichen. Protagonistin Mia (Sophie Wilde) will nicht als Außenseiterin dastehen, während alle anderen eine Art Rausch durch eine mysteriöse einbalsamierte Hand erleben. Kurzerhand will auch sie mit den Toten sprechen - und sieht dabei ihre eigene Mutter.
Nicht nur zeigt der Film, wozu Gruppenzwang, soziale Isolation und Suchtmittel führen können. Er baut auch eine emotionale Spannung auf, die viele andere Filme mit Geisterbeschwörungen nicht vermögen.
Ein Unfall als Inspiration
Inspiration für den Film war für Daniel Philippou sein eigener Autounfall. Den habe er als Teenager gehabt, wie er auf der Berlinale-Premiere des Films erzählte. «Ich glaube, meine Wirbelsäule war gebrochen und mein Gesicht angeschwollen.»
Es gehe um zwischenmenschliche Verbindungen, sagte Daniel Philippou. Er habe nach seinem Unfall im Krankenhaus nicht aufhören können zu zittern, bis seine Schwester seine Hand genommen habe. So sei die Idee entstanden, im Film durch Berührung mit einer Porzellan-Hand mit Geistern zu kommunizieren.
Video-Erfahrung
Die Zwillingsbrüder produzieren seit 2013 als «RackaRacka» Webvideos auf dem Videoportal Youtube und haben dort mehr als sechs Millionen Abonnenten. Einige ihrer Videos enthalten Darstellungen von Gewalt und vulgäre Ausdrücke, wofür die Youtuber nach eigenen Angaben von der Videoplattform abgestraft wurden. 2020 mussten sich die Brüder vor Gericht verantworten, weil sie in einem ihrer Videos ein mit Wasser gefülltes Auto ohne Erlaubnis gefahren sein sollen.
Fans der Brüder freuten sich über die Entwicklung, die die beiden gemacht haben. Auch sie selbst sehen den Film als Weiterbildung ihrer eigenen Fähigkeiten als Regisseure. Und leugnen lässt sich nicht, dass bei dem Film Schock-Profis am Werk waren, die das Publikum in ihren Bann ziehen können.
Talk To Me, Australien 2022, 94 Min., FSK ab 16, von Danny Philippou und Michael Philippou, mit Sophie Wilde, Joe Bird, Alexandra Jensen, Otis Dhanji, Zoe Terakes, Chris Alosio, Miranda Otto, Alexandria Steffensen und Marcus Johnson
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