Laut Bundesfamilienministerin Lisa Paus gibt es «nach wie vor eine Betreuungslücke, in den Kitas, aber auch im Bereich der Grundschulen»., © Uwe Anspach/dpa
Laut Bundesfamilienministerin Lisa Paus gibt es «nach wie vor eine Betreuungslücke, in den Kitas, aber auch im Bereich der Grundschulen». Uwe Anspach/dpa, dpa
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Studie: Es gibt nicht genug Kitaplätze

13.07.2023

Fast jedes Kind von drei Jahren bis Schulbeginn wird in einer Kita betreut - dennoch gibt es Eltern, deren Wunsch nach Betreuung nicht erfüllt wird. 49,1 Prozent der Eltern von unter dreijährigen Kindern hatten 2022 Bedarf an einem Betreuungsplatz, heißt es in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Betreuungsquote bei den unter Dreijährigen lag aber nur bei 35,5 Prozent.

Richtig sei, dass es nach wie vor eine Betreuungslücke gebe, «in den Kitas, aber auch im Bereich der Grundschulen», sagte Familienministerin Lisa Paus (Grüne). Das sei regional durchaus unterschiedlich verteilt.

«Deswegen ist die Einführung eines Rechtsanspruchs auf den Ganztagsgrundschulplatz so wichtig. Das ist die nächste Priorität», sagte die Grünen-Politikerin. Bund und Länder hatten 2021 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule beschlossen, der ab 2026 schrittweise eingeführt wird.

Bedarf auch abhängig vom Kindesalter

Bei der Betreuungsquote handelt es sich um den Anteil der in Kindertageseinrichtungen (zum Beispiel in Kindertagesstätten) oder in öffentlich geförderter Kindertagespflege (zum Beispiel ein öffentlich geförderter Betreuungsplatz bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater) betreuten Kinder an allen Kindern dieser Altersgruppe.

Bei den Kindern von drei Jahren bis zum Schulbeginn besuchten der Studie zufolge am Stichtag, dem 1. März 2022, bundesweit rund 2.651.000 Kinder ein Angebot der Kindertagesbetreuung. Das seien rund 39.000 Kinder mehr als im Vorjahr. Die Betreuungsquote lag bei 92 Prozent. Damit besuchte fast jedes Kind in dieser Altersgruppe ein Betreuungsangebot.

Grundlage für die in der Studie angeführten Daten ist eine Befragung von etwa 35.000 Eltern von Kindern bis zu zehn Jahren im vergangenen Jahr. Wie viele Eltern einen Betreuungsplatz wünschen, hängt demnach auch vom Alter der Kinder ab: Je älter das Kind ist, desto häufiger äußern Eltern einen Betreuungsbedarf.

So hätten sich 64,9 Prozent der Eltern von einjährigen Kindern und 80,7 Prozent der Eltern von zweijährigen Kindern im Jahr 2022 einen Betreuungsplatz für ihr Kind gewünscht. Im Vergleich zum Vorjahr äußerten 5,3 Prozentpunkte mehr Eltern von Einjährigen und 3,5 Prozentpunkte mehr Eltern von Zweijährigen einen Betreuungsbedarf.

Kritik von den Linken

Die Linke wirft der Ministerin «Augenwischerei» vor. «Rund die Hälfte der Eltern wünscht sich einen Betreuungsplatz für ihr unter dreijähriges Kind - gerade einmal ein Drittel bekommt ihn: Das ist die Bilanz von 10 Jahren Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz», sagte die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion, Heidi Reichinnek. Ein Rechtsanspruch allein ändere gar nichts, es brauche Konzepte und Investitionen. Alles andere sei «Augenwischerei».

Eine Investition will die Bundesregierung mit Blick auf die Qualität der Kinderbetreuung umsetzen: Die Länder sollen mit vier Milliarden Euro unterstützt werden. Das Geld müssen sie dann vor allem für die Qualitätsentwicklung verwenden - also beispielsweise in die Gewinnung von Fachkräften oder die Stärkung von Kita-Leitungen.

«Da ist jetzt auch genau die richtige Zeit dafür», sagte die Grünen-Politikerin im Gespräch mit der dpa. «Wir arbeiten auch bereits am nächsten Schritt: Gemeinsam mit den Ländern und den Kommunen entwickeln wir derzeit Vorschläge für ein Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards in der Kindertagesbetreuung», sagte Paus.

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