Spätzünder und Tour-Debüt: So tickt Sprint-Hoffnung Bauhaus
Für seine erste Tour de France musste Phil Bauhaus 28 Jahre alt werden. Doch gleich bei seinem ersten Sprint beim wichtigsten Radrennen der Welt sorgte der schnelle Mann aus Nordrhein-Westfalen mit Platz zwei für ein beachtliches Ergebnis. «In Deutschland bin ich nicht so bekannt», sagte Bauhaus danach. Noch nicht, mag man da entgegnen.
Greipels Spuren
Bauhaus verbindet eine Freundschaft mit Marcel Sieberg. Der jahrelange Anfahrer von Deutschlands erfolgreichstem Sprinter André Greipel erledigte diesen Job für Bauhaus beim Team Bahrain. «Ich schulde dir sehr viel. Du hast in jeder Sekunde an mich geglaubt. Diese drei Jahre habe ich für den Rest meines Lebens», schrieb Bauhaus, als Sieberg seine Karriere 2021 beendete.
Ganz privat
Geboren wurde Bauhaus in Bocholt an der niederländischen Grenze. Weil seine Verlobte Josefine in Köln Medizin studierte und er als Radprofi nicht ortsgebunden war, lebte das Paar für sieben Jahre in die Rhein-Metropole. Mittlerweile sind beide zurück in Bocholt, Josefine arbeitet dort im Krankenhaus.
Werdegang
Bauhaus kam durch seinen Papa zum Radsport, der hobbymäßig unterwegs war. Der Senior besorgte seinem Sohn ein altes Stahlrad, das eigentlich viel zu groß war. Zuerst waren sie nur eine halbe Stunde unterwegs, dann wurde es mehr. Irgendwann trat er dem RC 77 Bocholt bei. Über das Team Stölting und die damals zweitklassige Bora-Equipe stieg er 2017 in die WorldTour auf, feierte im Sunweb-Trikot beim Critérium du Dauphiné seinen ersten großen Sieg.
Siege
Mit gerade einmal neun Jahren fuhr der kleine Phil sein erstes Radrennen, zwei Jahren später folgten bereits Lizenzrennen. Als Profi hat er bisher 20 Siege eingefahren. Für einen Sprinter ist dies in seinem Alter trotz Erfolgen bei der Dauphiné und Tirreno-Adriatico kein sonderlich hoher Wert.
Rad und Tempo
Bauhaus fährt ein Merida Reacto, ein windschnittiges Aero-Rennrad. Dafür muss ein Ottonormalverbraucher etwa 12.000 Euro ausgeben. Für einen Profi lohnt sich das. Bauhaus erreicht in flachen Sprintfinals Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h. Bei der richtigen Windrichtung könnte dieser Speed am Dienstag im Finale auf der Rennstrecke in Nogara erreicht werden.
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