Jelina Switolina bejubelt ihren Sieg gegen Viktoria Asarenka., © Alastair Grant/AP/dpa
Jelina Switolina bejubelt ihren Sieg gegen Viktoria Asarenka. Alastair Grant/AP/dpa, dpa
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Siegen für die Ukraine: Switolinas Mission in Wimbledon

10.07.2023

Es sind emotionale Tage für Jelina Switolina. Während in ihrer ukrainischen Heimat weiter der russische Angriffskrieg tobt und Tag für Tag Opfer fordert, versucht die 28-Jährige ihren Landsleuten mit ihrem Tennis in Wimbledon zumindest etwas Ablenkung zu bieten.

«Ich weiß, wie wichtig das für die Leute ist», sagte Switolina nach dem spektakulären 2:6, 6:4, 7:6 (11:9) gegen Viktoria Asarenka aus Belarus im Achtelfinale des Rasen-Klassikers.

Die Bilder von Leid und Zerstörung aus der Heimat sind es, die Switolina in diesen Wochen von Wimbledon antreiben. Gegen Asarenka lag sie nach verlorenem ersten Satz auch im zweiten Durchgang bereits ein Break zurück. Doch dann habe sie an ihre Landsleute gedacht und zu sich gesagt, sie müsse sich jetzt zusammenreißen. «Es ist ein großes Privileg, dass ich hier spielen darf», sagte die Ukrainerin. «Ich habe nicht das Recht, mich zu beschweren.»

Switolina zeigt großes Kämpferherz

Und so drehte sie mit großem Kämpferherz die Partie und ließ sich nach dem Matchball mit Tränen in den Augen auf den Rasen fallen. «Nach der Geburt meines Kindes ist das der glücklichste Moment in meinem Leben», sagte Switolina, die mit dem französischen Profi Gael Monfils verheiratet ist. Das Paar hat eine Tochter. «Ich weiß, was dieser Moment für meine Leute in der Ukraine bedeutet. Es sind schwere Zeiten in der Ukraine, und ich kann hier spielen. Das ist unbeschreiblich.»

Wenn Switolina nicht Tennis spielt, ist sie am Handy. «Jeden Moment, den ich nicht auf dem Court stehe, checke ich, wie es meiner Familie und meinen Freunden geht, wie die Situation in der Ukraine ist», berichtete Switolina. «Mein Team und ich machen uns andauernd Gedanken, wem wir helfen, wo wir unterstützen können.» Mental sei das sehr belastend, so gar keine Auszeit mehr zu haben, sagte sie.

«Das ist ein klares Statement von mir»

Der Krieg in der Heimat begleitet sie immer und überall - vor allem in und nach Matches gegen Gegnerinnen aus Russland oder Belarus. Für Switolina kommt es nicht infrage, Spielerinnen aus diesen Ländern nach einem Spiel - wie im Tennis üblich - die Hand zu schütteln. «Ich habe es schon mehrmals gesagt, dass ich, solange russische Truppen nicht die Ukraine verlassen und wir uns unsere Territorien zurückgeholt haben, keine Handshakes machen werde. Das ist ein klares Statement von mir», sagte Switolina nach ihrem Sieg gegen Asarenka.

Auch Asarenka, zu der sie vor dem Angriff auf ihr Land eigentlich ein gutes Verhältnis pflegte, verweigerte sie den Handschlag. Was die Belarussin akzeptierte, einige Zuschauer allerdings dazu verleitete, Asarenka beim Verlassen des Courts auszubuhen. Was wiederum die frühe Nummer eins der Welt erzürnte. «Vielleicht waren zu viele Pimm's im Spiel», sagte Asarenka (33) mit Blick auf das Lieblingsgetränk der Engländer.

Viertelfinale am Dienstag gegen Swiatek

Switolina war es vor ein paar Wochen bei den French Open in Paris ähnlich ergangen, als sie nach ihrem Viertelfinal-Aus gegen Aryna Sabalenka aus Belarus ohne Handshake den Platz verließ. «Vielleicht ist es einigen Leuten nicht klar. Einige Leute scheinen nicht zu wissen, was los ist», sagte Switolina, die deshalb eine klare Ansage der Tennis-Organisationen fordert. «Ich denke, sie müssen mit einem Statement an die Öffentlichkeit gehen, dass es keine Handshakes zwischen russischen, belarussischen und ukrainischen Spielern geben wird», sagte Switolina.

Im Viertelfinale an diesem Dienstag wird es das Problem aber nicht geben. Switolina bekommt es mit der Weltranglisten-Ersten Iga Swiatek zu tun. Und die Polin hat sich seit Beginn des Krieges klar auf die Seite der Ukraine gestellt. Auf ihrer weißen Mütze ist stets eine kleine ukrainische Nationalflagge zu sehen. «Ich kann Iga gar nicht genug dafür danken, wie sehr sie uns unterstützt», sagte Switolina. Gewinnen will sie gegen Swiatek dennoch. Für sich - und ihre Landsleute.

© dpa-infocom, dpa:230710-99-345283/5