Seriensieger Verstappen rast im Ferrari-Land zum Rekord
Nach seiner Spazierfahrt in die Formel-1-Geschichtsbücher hielt Rekordjäger Max Verstappen seine zehn Finger in die Höhe und gab Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez einen Klaps auf den Hintern.
Im Ferrari-Heiligtum Monza eroberte der WM-Dominator die alleinige Bestmarke des Formel-1-Seriensiegers und zerstörte die Hoffnungen der Tifosi auf einen Heimerfolg. «Du hast Geschichte geschrieben», funkte Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Doppelerfolg im Königlichen Park.
Ein entschlossenes Überholmanöver gegen Pole-Mann Carlos Sainz nach 15 Runden sicherte Verstappen seinen zehnten Grand-Prix-Triumph nacheinander.
«Das ist eine nette Statistik», meinte der Niederländer schmunzelnd. Sebastian Vettel waren 2013 ebenfalls im Red Bull neun gelungen. «Ich habe nie gedacht, dass das möglich wäre, aber wir mussten dafür hart arbeiten», sagte Verstappen, der mit dem zwölften Saisonsieg seinen WM-Vorsprung auf 145 Punkte ausbaute.
Hülkenberg nur auf Rang 17
Hinter dem Red-Bull-Star wurde beim Europa-Finale der Motorsport-Königsklasse sein Stallgefährte Perez Zweiter. Der Mexikaner ist auch in der WM-Wertung Verstappens erster Verfolger. Für Sainz war nicht mehr als der dritte Platz drin, die Tifosi brüllten unter dem Gänsehaut-Podium aber immer wieder seinen Namen. Nico Hülkenberg kam im unterlegenen Haas nicht über Rang 17 hinaus.
Erst mit mehr als 20 Minuten Verspätung erloschen die Roten Ampeln. Nach einem Motorschaden bei Yuki Tsunoda musste der Alpha Tauri mit einem Kran geborgen werden. Qualm war aus dem Cockpit des Japaners aufgestiegen. Eine zweite Einführungsrunde folgte, der Grand Prix an der geschichtsträchtigen Formel-1-Stätte Monza wurde auf 51 Runden verkürzt.
«Ich denke nicht an Zahlen»
«Ich will einfach versuchen, das Rennen zu gewinnen. Ich denke nicht an Zahlen. Es wäre schön, den Rekord zu haben, am Ende kämpfen wir aber um die Weltmeisterschaft, die wollen wir nach Hause bringen. Es geht nicht um zehn Siege nacheinander», hatte Verstappen vor dem Start über die greifbare Bestmarke gesagt.
Auf den 472 Metern bis zur ersten Kurve wurde der Niederländer gleich von Ferrari-Pilot Leclerc attackiert, er blieb aber auf dem zweiten Platz. Nach seiner ersten Pole Position in diesem Jahr hielt sich Sainz im zweiten Ferrari an der Spitze. «Ich träume schon das ganze Wochenende vom Sieg», räumte der Spanier ein. «Ich gehe auch optimistisch an die Sache ran, aber ich weiß, dass Red Bull im Rennen sehr schnell ist.»
Verstappen schnell im Angriffsmodus
Verstappen schaltete auf dem 5,793 Kilometer langen Kurs schnell in den Angriffsmodus. «Bleib für den Moment vernünftig, Max», riet ihm der Kommandostand in Runde vier, während Sainz seine Reifen schon strapazieren musste. Nur zwei Umläufe später versuchte Verstappen, aus dem Windschatten am führenden Ferrari vorbeizuziehen. Sainz hielt dagegen. «Das war schmutzig», ätzte Verstappen nach dem Zweikampf in der ersten Kurve.
In Runde 15 übernahm der 25-Jährige jedoch die Führung. Sainz verbremste sich gleich in der ersten Kurve, Verstappen schob sich außen vorbei und setzte sich in der Schikane an die Spitze.
Ferrari musste reagieren. Sainz kam in der 20. Runde an die Box - sein Rückstand auf Verstappen lag zu diesem Zeitpunkt schon bei 4,7 Sekunden. Einen Umlauf später ließ sich auch der Red-Bull-Dominator - genauso wie Leclerc - frische Reifen aufziehen und kehrte mit der harten Mischung vor den beiden Ferrari-Fahrern zurück auf den Asphalt.
Alonso lobt Red Bull und Verstappen
«Er ist der Beste in der Qualifikation, er ist der Beste im Rennen, er ist der Beste in den Zweikämpfen. Sie sind zusammen einfach unglaublich», lobte der zweimalige Weltmeister Fernando Alonso Red Bull und Verstappen beim Grand Prix von Italien.
Der WM-Führende zeigte weiter, warum all diese warmen Worte zutreffen. Nach 25 Runden war er wieder ganz vorn, kontrollierte das Geschehen und baute seinen Vorsprung auf Sainz auf knapp sechs Sekunden aus. Hinter dem Scuderia-Duo machte Verstappens Teamkollege Perez Druck. Der Mexikaner schob sich in der 32. Runde vorbei an Leclerc auf Position drei.
Nun nahm Perez auch Sainz ins Visier. Der Spanier verteidigte sich aber tapfer - bis der zweite Red-Bull-Pilot in Runde 46 doch vorbei war und den Doppelerfolg klarmachte. In der Schlussphase lieferten sich die beiden Ferrari noch einen knallharten Kampf um den letzten Platz auf dem Podium, Sainz hatte zumindest hier das bessere Ende für sich.
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