«Sensationell» - Krawietz/Pütz feiern historischen Titel
Nach ihrem Erfolgskapitel für die deutsche Tennis-Geschichte kündigten die Überraschungssieger Kevin Krawietz und Tim Pütz verschmitzt nur eine kleine Party an. Als erstes deutsches Doppel hat das Duo überraschend das Tennis-Saisonfinale gewonnen und darf sich damit auch inoffizieller Tennis-Weltmeister nennen.
Nervenstark setzten sich Krawietz und Pütz im spannenden Endspiel der ATP Finals in Turin 7:6 (7:5), 7:6 (8:6) gegen die Weltranglisten-Ersten Marcelo Arevalo und Mate Pavic aus El Salvador und Kroatien durch.
«Sensationell», meinte Pütz: «So richtig angekommen ist es noch nicht. Ich glaube, das wird sich erst so richtig beim ersten Bierchen setzen. Viel mehr wird es auch nicht», meinte er schmunzelnd. Schließlich geht es für die beiden gleich bei der Davis-Cup-Endrunde weiter.
Erstes deutsches Doppel im Halbfinale
Schon der Halbfinaleinzug war historisch gewesen. Nie zuvor hatte das ein deutsches Doppel in der 55-jährigen Turniergeschichte geschafft. Auf dem Weg dorthin hatten Krawietz und Pütz zum Vorrunden-Auftakt ebenfalls gegen Arevalo und Pavic überrascht.
Im Finale blieben der 32 Jahre alte Krawietz (Coburg) und der am Dienstag 37 Jahre alt werdende Pütz (Frankfurt/Main) bei eigenem Aufschlag cool. Ein Break gab es im gesamten Match nicht. Im ersten Tiebreak holten sich die Deutschen beim ersten Satzball den ersten Durchgang. Im zweiten Tiebreak sicherten starke Returns von Pütz wichtige Punkte.
Der Coup war nach 1:38 Stunden beim zweiten Matchball perfekt. «Wir hatten ein wundervolles Jahr, dies ist ein großartiges Ende», sagte Pütz und dankte - wie Krawietz - seiner Frau, die sich zu Hause um die zwei Kinder kümmert. «Jetzt muss ich auch aufhören. Sonst weine ich», meinte Pütz gerührt.
Im September hatten die beiden bei den US Open in New York erstmals gemeinsam ein Grand-Slam-Endspiel erreicht. Nun feierten sie nach zwei Titeln in Hamburg (2023/2024) ihren dritten gemeinsamen Titel und dürfen sich über ein gemeinsames Preisgeld von 728.500 US-Dollar freuen.
Alexander Zverev war in Turin der große deutsche Hoffnungsträger, schied aber im Halbfinale aus. Der Weltranglisten-Zweite (2018, 2021) ist als Champion im Einzel wie Boris Becker (1988, 1992, 1995) und Michael Stich (1993) in der Turniergeschichte verewigt. Im Doppel zählen nun Krawietz und Pütz dazu.
Nächster Stopp Malaga
Krawietz und Pütz werden für den Davis Cup am Montagabend in Malaga erwartet. Am Mittwoch trifft das deutsche Team im Viertelfinale auf Kanada. Im Falle eines Sieges würde es im Halbfinale gegen den Gewinner des Duells Niederlande gegen Spanien gehen. Damit wäre ein Aufeinandertreffen mit dem spanischen Weltstar Rafael Nadal möglich, der bei der Davis-Cup-Endrunde seine Ausnahmekarriere beenden wird.
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