«Sehr traurig»: Krebskranker Aleksandersen verlässt MTV
Voller Stolz und mit einem breiten Lächeln verabschiedete sich Tore Aleksandersen Mitte Mai in die Sommerpause. Die Hoffnungen, dass der schwer an Krebs erkrankte Trainer noch einmal zum deutschen Volleyball-Meister Allianz MTV Stuttgart zurückkehrt, haben sich etwas mehr als zwei Monate nach der Titelsause aber zerschlagen. Der 55 Jahre alte Norweger zieht sich von seinem Posten zurück. «Ich bin natürlich sehr traurig, dass ich ab sofort nicht mehr Cheftrainer sein kann», sagte Aleksandersen.
In Abstimmung mit den Verantwortlichen um Sportdirektorin Kim Oszvald-Renkema traf Aleksandersen seine Entscheidung, die der Club am Montag verkündete. «Die Energie, die ich noch habe, muss ich ab sofort in den Fokus auf meine eigene Gesundheit legen», sagte er. «Ich werde versuchen, sobald ich wieder mehr Energie verspüre, dem Club während der Saison zu helfen.»
Zweimal holten die Schwaben unter Aleksandersen die deutsche Meisterschaft. Zweimal gewannen sie auch den Pokalwettbewerb. «Für uns alle ist es natürlich sehr schade, dass der Zeitpunkt gekommen ist, da wir Tore sehr viel zu verdanken haben», sagte Oszvald-Renkema. «Ich persönlich bedanke mich bei ihm für zwei unglaublich tolle Jahre. Er ist der erfolgreichste Trainer der Vereinsgeschichte, von dem ich sehr viel lernen konnte.»
Aleksandersen leidet an Prostatakrebs im Endstadium und verzichtete daher in den zurückliegenden Playoffs auf sämtliche Auswärtsreisen. Nur beim entscheidenden 3:1 im vierten Meisterschaftsspiel beim SC Potsdam fieberte er hinter der Bande mit.
Zu diesem Zeitpunkt hofften Oszvald-Renkema und Geschäftsführer Aurel Irion noch, dass Aleksandersen auch in der Spielzeit 2023/24 für den MTV tätig sein würde. Sie hatten jedoch vorgesorgt und bereits im März Konstantin Bitter als Coach präsentiert, der als Assistent und als Cheftrainer nach Stuttgart gekommen wäre.
Nun ist klar, dass Bitter die Hauptverantwortung tragen wird. «Zum Glück haben wir vor dem Ende der letzten Saison die Entscheidung getroffen, mit ihm einen jungen, talentierten Trainer zu verpflichten, der mit uns nun in die Zukunft gehen wird», sagte Oszvald-Renkema.
Aleksandersen hatte dem SWR vor wenigen Monaten gesagt, dass bei seiner Diagnose die durchschnittliche Lebenszeit noch drei Jahre betrage. «Jetzt sind drei Jahre vorbei», sagte er im Frühjahr. Es sei nicht möglich, gesund zu werden, «aber man kann versuchen, das in den Griff zu kriegen so lange wie möglich».
Daran wird Aleksandersen jetzt alles setzen. Dem Club und der Stadt wird er die Treue halten. «Ich werde weiterhin in Stuttgart bleiben, daher ist es kein Goodbye von meiner Seite, lediglich ein Zurückziehen aus dem alltäglichen Geschäft», sagte er.
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