Julie Ledru spielt die temperamentvolle und unabhängige Julia., © Plaion Pictures/dpa
Julie Ledru spielt die temperamentvolle und unabhängige Julia. Plaion Pictures/dpa, dpa
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«Rodeo»: Kann ein Bikerfilm feministisch sein?

11.07.2023

Die französische Regisseurin Lola Quivoron hat einen Bikerfilm gemacht für Leute, die eigentlich keine Bikerfilme mögen. Das Drama «Rodeo» hat alles, was einen solchen Film ausmacht: Viele Motorräder. Motocross- und Motorrad-Rennen mit langen Stunt-Fahrten. Menschen, die sich über das Biken definieren, darin ihre Freiheit sehen. Aber trotzdem ist da mehr.

Allen voran eine Hauptfigur, die nicht ins Klischee passt. Julia (Julie Ledru) ist eigentlich nur glücklich, wenn sie auf einem Motorrad Straßen entlangfährt. Aber erstens lebt sie in relativer Armut und hat kein Geld für dieses Hobby. Und zweitens ist sie in der männlich geprägten Szene nicht gern gesehen.

Ihre Motorräder besorgt sich Julia auf illegalem Wege. Dann gerät sie in den Bann einer Gruppe, die illegale Motorradtreffs veranstaltet. Dort stellen Männer ihr Können mit halsbrecherischen Stunts unter Beweis. Auch sie befinden sich eher am Rande der Gesellschaft, schlafen teils in einer Werkstatt und bekommen Aufträge von einem Bandenchef, der im Gefängnis sitzt. Dieser Chef hat dann eine besondere Idee, wie er Julia einspannen kann.

Frau in einer Gruppe voller Machos

«Rodeo» hat ein tolles Rhythmusgefühl. Die Kamera bleibt nah dran an dieser so faszinierenden wie undurchdringbaren Protagonistin. Julia ist furchtlos und kriminell, und muss gleichzeitig immer darum kämpfen, sich in einer Gruppe voller Machos zu behaupten. Ihre Weiblichkeit wird von den Männern wiederholt in Frage gestellt. Von anderen wird sie aber auch begehrt. Sie selbst wiederum - das wird aber nur angedeutet - fühlt sich eher zu einer bestimmten Frau hingezogen. Julie Ledru kommt übrigens selbst aus der Motorradszene und ist eine Laiendarstellerin, wie die Regisseurin Quivoron erzählte.

Es gab in der Filmgeschichte schon andere feministische Bikerfilme, etwa «She – Devils on Wheels» von 1968. Aber viele sind es nicht. Quivorons Regiedebüt «Rodeo», das 2022 bei den Filmfestspielen in Cannes eine Auszeichnung in einer Nebenreihe erhielt, ist eine sehenswerte Ergänzung.

Rodeo, Frankreich 2022, 105 Min., FSK ab 16, von Lola Quivoron, mit Julie Ledru, Yannis Lafki, Antonia Buresi

© dpa-infocom, dpa:230706-99-305316/5