Ravensburger nimmt Winnetou-Bücher aus Verkauf und erntet neue Kritik
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Ravensburger nimmt Winnetou-Bücher aus Verkauf und erntet neue Kritik

23.08.2022

Auch nach der Entscheidung, mehrere Kinderbücher wegen Rassismus-Vorwürfen aus dem Verkauf zu nehmen, sieht sich die Firma Ravensburger großer Kritik ausgesetzt. Hunderte Nutzer der Social-Media-Plattform Instagram äußerten ihr Unverständnis über die Entscheidung und bezichtigten die Firma etwa der Zensur oder des Einknickens vor Kritik. Daneben gab es auch Unterstützung für die Entscheidung.

Darum geht's:

  • begleitend zum Kinderfilm “Der junge Häuptling Winnetou” (seit Mitte August im Kino) hat Ravensburger drei Bücher zum Film veröffentlicht.

  • Die Geschichte handelt von dem Apachenjungen Winnetou sowie dem Waisenjungen Tom, die gemeinsam wilde Abenteuer erleben.

  • Der Vorwürfe vieler Kritikerinnen und Kritiker lauten u.a., dass die Story sowohl eine überholte Darstellung der Kultur indigener Völker sei als auch Völkermord romantisiere. Dies sei, so die Argumentation, ethisch nicht korrekt, da die neuen Werke nicht wie die Literatur von Karl May zu einer anderen Zeit geschrieben wurden, sondern in den vergangenen Jahren, wo die Sensibilisierung für koloniale Diskriminierung sowie kulturelle Aneignung durchaus berücksichtbar sei.

  • Nach Kritik vor allem auf Social Media nimmt Ravensburger die Bücher wieder vom Markt - und entfacht damit eine weitere Debatte.

Stimmen zum Thema

Die einen halten den Film für aus der Zeit gefallen, die anderen können die Kritik nicht nachvollziehen. Wir haben mit einigen über ihre Ansichten zu Film und Buch sowie Karl Mays Kosmos insgesamt gesprochen - darunter einer Grundschullehrerin, die sich mit Diskriminierung in Kinderbüchern beschäftigt, dem Vorsitzenden der Karl May Gesellschaft, einem Professor für Kunstpädagogik und -didaktik sowie der Direktorin der FBW-Filmbewertung, dem Gremium, das den Film das “Prädikat besonders wertvoll” verliehen hat. Klickt Euch durch die Zitate oder hört Euch Ausschnitte aus den Gesprächen als Zusammenschnitt an (die Reihenfolge entspricht dabei den Zitatgrafiken).

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Entscheidung würde sorgfältig abgewogen

Ravensburger hatte Mitte des Monats angekündigt, die Auslieferung der beiden Bücher "Der junge Häuptling Winnetou" zum gleichnamigen Film zu stoppen und aus dem Programm zu nehmen. In einem Instagram-Post begründete die Firma dies mit dem Feedback der Nutzer, das gezeigt habe, "dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben". Ein Sprecher von Ravensburger teilte am Montag auf Anfrage mit, man habe die Entscheidung, die Titel zum Film "Der junge Häuptling Winnetou" aus dem Programm zu nehmen, sorgfältig abgewogen.

Kritik gibt es auch am Film

Bei den genannten Winnetou-Titeln sei man nach Abwägung verschiedener Argumente zu der Überzeugung gelangt, dass angesichts der geschichtlichen Wirklichkeit, der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, hier ein "romantisierendes Bild mit vielen Klischees" gezeichnet werde. "Auch wenn es sich um einen klassischen Erzählstoff handelt, der viele Menschen begeistert hat: Der Stoff ist weit entfernt von dem, wie es der indigenen Bevölkerung tatsächlich erging." Vor diesem Hintergrund wolle man als Verlag keine verharmlosenden Klischees wiederholen und verbreiten, auch wenn man den Grundgedanken der Freundschaft - wie bei Winnetou vorhanden -hoch schätze. Neben den beiden Büchern seien auch ein Puzzle und ein Stickerbuch zu dem Film aus dem Programm genommen worden.

Die Kritik hatte sich zunächst allem an der gleichnamigen Verfilmung entbrannt, weil der Film rassistische Vorurteile bediene und eine kolonialistische Erzählweise nutze. Der Film kam am 11. August in die Kinos.