Jennifer Lawrence als Maddie und Andrew Barth Feldman als Percy in einer Szene des Films «No Hard Feelings»., © Macall Polay/CTMG/dpa
Jennifer Lawrence als Maddie und Andrew Barth Feldman als Percy in einer Szene des Films «No Hard Feelings». Macall Polay/CTMG/dpa, dpa
  • Promis
  • DPA-News

«No Hard Feelings»: Komödien-Spaß mit Lawrence und Broderick

21.06.2023

Erstmals gehört von Montauk hat wohl manch Literaturfan über Max Frischs gleichnamigen Kurzroman. Der Ort an der amerikanischen Ostküste taucht in einem Song von Billy Joel auf, soll als Inspiration auch für den Film «Der weiße Hai» von Bedeutung gewesen sein.

Um gefährliche weiße Unterwassertiere geht es weniger in «No Hard Feelings», dieser von Regisseur Gene Stupnitsky inszenierten US-Komödie. Dafür um ein Bübchen namens Percy, das sich kurz vorm Eintritt in ein Elite-Collage befindet, mit Frauen indes bisher weniger zu tun hatte. Dem wollen seine helikopternden Eltern, nach Montauk Zugezogene, unbedingt und unverzüglich abhelfen. Es spielen Jennifer Lawrence und andere US-Mimen. Eine Überraschung ist der so seltsame wie hübsche Auftritt eines Matthew Broderick (Percys besorgter Papa).

Lawrence, die erstmals auf sich aufmerksam machte vor bald 15 Jahren in starken kleinen Produktionen wie «Winter’s Bone», die mit ihren Auftritten in der «Hunger Games»-Reihe zu Weltruhm avancierte – diese Lawrence ist hier als selbstbewusste, wenn auch leicht derangierte Uber-Fahrerin zu sehen, die kurz vor dem Bankrott steht.

Ihr Auto wurde jüngst gepfändet, da lässt sich Maddie aus Verzweiflung auf einen ungewöhnlichen Deal ein: Ihre neuen Brötchengeber sind Eltern, deren introvertierter 19-jähriger Sohn zwar Interesse an Computerspielen hat und hochintelligent ist, dafür aber die Girls seines Alters, sei es aus Desinteresse, sei es aus Schüchternheit, links liegen lässt. Als Gegenleistung für einen Buick erklärt sich Maddie bereit, sich um das unreife Söhnchen aus reichem Haus zu kümmern, ihm den Weg gen Adulthood (Erwachsensein) zu ebnen.

Quirlige - und zuweilen traurige Komödie

Die besten Momente dieser quirligen, bisweilen auch traurigen Komödie lassen an Komödien-Gott Judd Apatow denken: Der hat es in den zurückliegenden zwanzig Jahren wie kein Zweiter des US-Kinos verstanden, so gebrochene wie starke, so heruntergewirtschaftete wie unendlich lustige Frauenfiguren auf die Leinwände dieser Welt zu schicken. Man denke an die großartige Amy Schumer in Apatows «Trainwreck» (dt. Titel «Dating Queen»). Und auch die tollen, längst in die Komödienhistorie eingegangen Frauen-Figuren in «Brautalarm», diesem völlig irren Kinotrip von 2011, sind Apatow zu verdanken, der das mit Kristen Wiig und anderen besetzte Kultstück produzierte. Ohne Apatow jedenfalls, der auch viele Kerl-Komödien lanciert hat, wäre der erfrischende Humor von «No Hard Feelings» undenkbar.

Bleibt die Frage, was man von Jennifer Lawrences (32) teils erratischem, teils umwerfenden Auftritt halten soll. Einmal ist sie sich nicht dafür zu schade, sich splitternackt am Strand von Montauk mit einem Touri-Grüppchen anzulegen. Es kommt zu einer veritablen Prügelei; und nach allem, was sich vom Kinosessel aus vermuten lässt, hat der US-Star hier nicht auf ein Körperdouble oder digitale Tricks zurückgegriffen. Das ist mutig; und, wenn man so will, von fast feministischer Verve.

Auf jeden Fall macht es gehörig Spaß und konterkariert manch, im US-Mainstream-Kino durchaus noch vorhandenes Schablonendenken in Sachen Geschlechterrollen. Was Lawrence auf jeden Fall kann, ist einer Figur wie Maddie deutlich mehr an Tiefe zu verleihen als es das (nicht immer sonderlich originelle) Drehbuch zunächst vermuten lässt.

Die meisten Lawrence-Fans werden um diesen Sommer-Spaß mit trauriger Grundierung nicht herumkommen. Was übrigens auch für Fans von Matthew Broderick gilt, der hier als Papa mit grauer Mähne nur wenig an den Ferris Bueller von vor 37 Jahren erinnert: Seine legendäre Filmfigur von damals («Ferris Macht Blau» gehört zu den besten US-Teenie-Komödien überhaupt) war etwa im Alter von Percy. Mit einem gravierenden Unterschied: Sein Ferris von 1986 stand schon deutlich breitbeiniger im Leben als der Percy von 2023.

© dpa-infocom, dpa:230621-99-134925/2