Auf seinem neuen Album «One Man Band» meldet sich Miles Kane mit rockigem Retrosound zurück., © Charlie Salt/Virgin Music/dpa
Auf seinem neuen Album «One Man Band» meldet sich Miles Kane mit rockigem Retrosound zurück. Charlie Salt/Virgin Music/dpa, dpa
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Miles Kane mit neuem Album «One Man Band»

04.08.2023

Mit seiner markanten Stimme, seiner charismatischen Bühnenpräsenz und einem Gespür für gutes Songwriting hat sich Miles Kane als Solokünstler einen Namen gemacht. Trotzdem haftet dem 37-jährigen Briten, der mit Arctic-Monkeys-Frontmann Alex Turner einst das Duo The Last Shadow Puppets bildete, immer noch der Ruf des Geheimtipps an. Nachdem er im vergangenen Jahr mit dem Album «Change The Show» Fans und Kritiker überzeugte, veröffentlicht der Sänger, Songwriter und Gitarrist jetzt schon den nächsten Longplayer.

Im Gegensatz zum hochgelobten Vorgänger, der eine Mischung aus Northern Soul und Indie-Rock bot, geht es in den Songs auf «One Man Band» wieder deutlich rockiger zu. Der mitreißende Uptempo-Rocker «Troubled Son» eröffnet Kanes fünftes Soloalbum mit kernigen New-Wave-Gitarren. Der Refrain bleibt sofort im Kopf. Mit seinem 80er-Jahre-Sound ist «Troubled Son» zwar eher die Ausnahme unter den elf neuen Songs, was Dynamik und Wucht betrifft, stehen ihm die anderen aber in nichts nach.

«The Best Is Yet To Come» und der Titelsong sind klanglich etwas rauer. Sixties-Garagenrock mit dezent übersteuertem Gesang trifft hier auftreibenden Indie-Pop. «Never Taking Me Alive» ist fast schon Punk. Wiederum ist «Heartbreaks» eindeutig von T.Rex inspiriert. Wenn der Wahl-Londoner Kane vom «modern girl in sixties throwbacks» und dem «retro boy» singt, klingt er dabei sogar stimmlich ein wenig nach Marc Bolan und den «Swinging Sixties». «The Wonder», das deutlich moderner klingt, groovt lässig mit Hawaii-Gitarren vor sich hin.

Reichlich positive Rock'n'Roll-Energie

Geradezu phänomenal ist «Baggio», ein melodischer, treibender Rocksong, der in einem wuchtigen Chor-Finale gipfelt, wie man ihn aus einem Ennio-Morricone-Soundtrack für einen Spaghetti-Western kennt, allerdings mit Gitarrengeschrammel dazu. Ansonsten ist das Album frei von klanglichem Schnickschnack. Er habe bewusst «keine Streicher, keine Bläser, kein Klavier» auf dem Album eingesetzt, sagte Miles Kane dem britischen Magazin «NME». Andere Musiker sind allerdings dabei, der Titel ist nicht wörtlich zu nehmen.

Manche Songs zünden sofort, andere entfalten nach mehreren Durchgängen ihr volles Potenzial. Die wenigen Platzfüller und mitunter klischeehaften Texte stören auf dieser Platte mit Retrofeeling nicht. «Das ganze Album ist ziemlich treibend», hatte Miles Kane im Vorfeld angekündigt. «Ich hab mich ganz bewusst bemüht, es sehr euphorisch zu gestalten.» Das ist ihm gelungen. Ruhige Momente gibt es bis auf die abschließende Akustik-Ballade «Scared Of Love» nicht, aber dafür reichlich positive Rock'n'Roll-Energie.

© dpa-infocom, dpa:230801-99-641205/4