Matarazzo schaut Union zeitverzögert: «Die haben was vor»
Als Union Berlin im legendären Estadio Santiago Bernabéu loslegte, war Pellegrino Matarazzo noch verhindert. «Erstmal musste ich meinen Sohn vom Training abholen», sagte der Cheftrainer der TSG 1899 Hoffenheim am Donnerstag über das Spiel des nächsten Bundesliga-Gegners bei Real Madrid (0:1).
Zu Hause angekommen, schaltete Matarazzo - 15 Minuten zeitverzögert - aber natürlich den Fernseher ein und war von der tapferen Leistung der Eisernen bei der Last-Minute-Niederlage bei Real Madrid beeindruckt: «Da hat man gesehen, wie unangenehm Union Berlin sein kann - auch in der Champions League. Es war schade, dass sie so spät noch das Gegentor bekommen haben.» Erst der Ex-Dortmunder Jude Bellingham entschied das Duell in der vierten Minute der Nachspielzeit zugunsten des Titelfavoriten.
Das Gastspiel der Kraichgauer an der Alten Försterei am Samstag (15.30 Uhr/Sky) nimmt der 45-Jährige daher ernst, auch wenn Union zuletzt drei Pflichtspiele in Serie verlor. «Es wäre ein großer Fehler, diese Mannschaft zu unterschätzen. Die haben was vor», sagte Matarazzo, dessen Team nach drei Siegen in Serie mit großem Selbstbewusstsein in die Hauptstadt reist. Die Offensive um Routinier Andrej Kramaric und Talent Maximilian Beier funktionierte in den vergangenen Wochen prächtig - und macht dem Club nach einer Saison im Abstiegskampf Mut für eine deutlich entspanntere Spielzeit mit Europa-Perspektive.
Als Matarazzo auf den Lauf seines Teams, das zuletzt 3:2 in Heidenheim, 3:1 gegen Wolfsburg und 3:1 in Köln gewann, angesprochen wurde, sagte der Trainer: «Unser Ziel sind nicht vier Tore, sondern drei Punkte. Es kann auch ein 1:0 werden. Wir gehen jedes Spiel an, um möglichst wenige Tore zu kassieren und möglichst viel ins Netz zu treffen.» In den vergangenen Wochen gelang das exzellent. Matarazzo erkannte eine «gewisse Geschlossenheit» in den eigenen Reihen. «Es stimmt mich sehr vieles positiv, was den Charakter der Mannschaft angeht.»
Das große Plus in dieser Saison könnte sein, dass Hoffenheim im Gegensatz zu einigen Konkurrenten nicht europäisch spielt und dadurch mit einer geringeren Belastung zu tun hat. Matarazzo muss deshalb bei Spielen im Wochenrhythmus nicht groß rotieren. Dies könnte sich vor allem für den im Sommer für etwa 12 Millionen Euro geholten Attila Szalai negativ auswirken: Der Ungar hat seinen Stammplatz erst einmal an Kevin Vogt eingebüßt.
«Fakt ist, dass wir Konkurrenz haben. Ich möchte nicht Spieler vergleichen, aber jeder Spieler bringt seine Stärken mit. Wir waren erfolgreich die vergangenen Spiele. Kevin Vogt hat seinen Job ordentlich gemacht, deshalb muss man geduldig bleiben und auf seine Chance warten», sagte Matarazzo über Szalai. Dieser erwischte beim 1:2 gegen Freiburg mit einem Eigentor und der Auswechslung nach 45 Minuten einen unglücklichen Saisonstart. Am dritten Spieltag vertrat er den fehlenden Ozan Kabak, doch nach dessen Rückkehr scheinen sich Vogt, Kabak und John Anthony Brooks als bestmögliche Dreierkette eingespielt zu haben.
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