Wo sonst Straßen verlaufen, fließen nun Flüsse. Die Hochwasser in Süddeutschland sind extrem., © Armin Weigel/dpa
Wo sonst Straßen verlaufen, fließen nun Flüsse. Die Hochwasser in Süddeutschland sind extrem. Armin Weigel/dpa, dpa
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Hochwasser in BW geht langsam zurück

04.06.2024

Die Hochwasser-Lage in Baden-Württemberg entspannt sicher wieder leicht. Viele Pegel sinken wieder und der Deutche Wetterdienst hat seine Unwetterwarnung im Land wieder aufgehoben. Inzwischen werden jetzt aber erst viele Schäden sichtbar. Bisher sollen zwei Menschen in den Wassermassen im Land ums Leben gekommen sein. 

Landesregierung beschäftigt sich heute mit dem Hochwasser

Das Hochwasser ist heute auch Thema im baden-württembergischen Kabinett. Innenminister Thomas Strobl wird in der grün-schwarzen Landesregierung einen Bericht zur aktuellen Lage geben. Außerdem soll auch der Hochwasser-Schutz besprochen werden. Bei Abpumparbeiten im Keller eines Hauses sind in Schorndorf im Rems-Murr-Kreis wurden die zwei Leichen gefunden. Gestern Abend konnte die Polizei Aalen die Toten identifizieren. Es handelt sich um den 58-jährigen Hausbewohner und seine 84-jährige Mutter.

Städtetag: Mittel für Hochwasserschutz ausbauen

Verbände und Parteien forderten unterdessen mehr Investitionen in den Hochwasserschutz. Bund und Länder müssten «die Mittel für den Hochwasser- und Katastrophenschutz wieder deutlich ausbauen – und zwar dauerhaft und nicht ad hoc über Sonderprogramme», sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Helmut Dedy, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er wies auf die wachsenden Ausgaben der Städte und Gemeinden für Maßnahmen wie Dammbau, Begrünung und Bewässerung hin, die durch die Erderwärmung nötig würden.

Die Präsidentin des Technischen Hilfswerks (THW), Sabine Lackner, sagte der «Augsburger Allgemeinen» mit Blick auf nötige Investitionen: «Wir liegen mit rund 400 Millionen Euro für das laufende Jahr noch ein Stück über dem Niveau aus der Zeit vor der Corona-Pandemie, umgerechnet sind das etwa vier Euro pro Bundesbürger und Jahr, also nicht wirklich viel. Innenministerin Nancy Faeser sagt ja selbst, dass es erheblicher Investitionen bedürfe. Insofern ist die Politik in der Pflicht.»

Lob für freiwillige Helfer und gutes Zusammenspiel

Gleichzeitig lobte Lackner das Zusammenspiel von Feuerwehren, THW, Polizei und freiwilligen Helfern bei der aktuellen Unwetter-Lage. «Die Kompetenzen greifen jetzt Hand in Hand», sagte sie.

Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), lobte den Einsatz der freiwilligen Helfer. «Ohne ehrenamtliche Einsatzkräfte wären wir in Deutschland aufgeschmissen und hätten ein gewaltiges Problem», sagte er der «Neuen Osnabrücker Zeitung».

Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, sagte: «Das aktuelle Hochwasser zeigt ebenso wie das Hochwasser zur Jahreswende, von dem vor allem Niedersachsen und Sachsen-Anhalt betroffen war, dass der Katastrophenschutz in Deutschland prinzipiell gut aufgestellt ist.» Beeindruckend sei «insbesondere die Zahl der vielfach ehrenamtlichen Helfer, die in kurzer Zeit aktiviert werden konnten.»

Gleichzeitig forderte auch er mehr Geld. «Die aktuellen Geschehnisse im Süden stehen aber auch dafür, dass sich Deutschland noch besser als bislang auf extreme Wetterereignisse vorbereiten muss. Erforderlich ist insoweit insbesondere eine bessere Finanzausstattung.»

Lemke kündigt neues Gesetz zu Hochwasserschutz an

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte bereits ein neues Gesetz zum besseren Schutz vor Hochwasser in Deutschland angekündigt. «Es wird immer deutlicher, dass wir uns gegen die Folgen der Klimakrise besser schützen müssen», teilte die Ministerin mit. «Dafür brauchen wir auch ein neues Hochwasserschutzgesetz.»

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte den von den Fluten betroffenen Menschen in Süddeutschland verlässliche Unterstützung zu. «In den Hochwassergebieten steht jetzt nur eins im Vordergrund, Leib und Leben zu retten. Das ist der Imperativ der Stunde. Den Menschen in den Überschwemmungsgebieten muss aber auch beim Wiederaufbau geholfen werden», sagte er der «Augsburger Allgemeinen».

Dass die Überschwemmung weiter Landstriche häufiger als in der Vergangenheit aufträte, sei eine Folge der Erderwärmung. «Zurückdrehen können wir sie nicht, aber ich glaube, dass die fürchterlichen Ereignisse dieser Tage die Debatte darüber anregen werden, wie ernst wir den Klimaschutz nehmen», sagte Habeck.

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