Gerne mal Königsklasse: Millots neue Stärke beim VfB
Die Vorschusslorbeeren waren ziemlich groß, als Enzo Millot 2021 von der AS Monaco zum VfB Stuttgart wechselte. Für einen jungen Mann von 19 Jahren vielleicht etwas zu groß. Der Franzose, der mittlerweile einen starken Spielmacher gibt und nach zwei Jahren des Abstiegskampfs maßgeblich zum Aufschwung des Bundesliga-Dritten beiträgt, sei für sein Alter «ein sehr, sehr kompletter Spieler», meinte Sven Mislintat damals. Millot sei «sofort klar und spielfähig», erklärte der frühere VfB-Sportdirektor bei der Verpflichtung, wollte ihm aber auch eine gewisse Eingewöhnungszeit geben. Die brauchte Millot dann auch.
Vielleicht ein wenig mehr, als die Verantwortlichen der Stuttgarter, die am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Köln antreten, geglaubt hatten. Das fußballerische Talent war tatsächlich sofort erkennbar. Die gute Balltechnik, die Schnelligkeit und die Wendigkeit des 1,74 Meter großen Profis auf engstem Raum. Doch neben Verletzungsproblemen begleiteten Millot auch Zweifel an seiner professionellen Einstellung. Und daran, ob er im zentralen und offensiven Mittelfeld wirklich den Routinier und Ex-Nationalspieler Gonzalo Castro ersetzen könnte, dem der VfB keinen neuen Vertrag mehr gegeben hatte.
Seit diesem Sommer ist das anders. Weshalb auch keine Zweifel daran bestehen, dass der mittlerweile 21-Jährige gegen die noch sieglosen Kölner wieder in der Startelf steht. «Er hat ein breites Repertoire», erklärte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß am Donnerstag und nannte auch Millots Laufbereitschaft, seine Zielstrebigkeit und die Arbeit gegen den Ball.
Millots neue Stärke war schon im vergangenen Frühjahr zu sehen, als er zwei Tore im DFB-Pokal erzielte und mit zwei weiteren Treffern im Relegations-Rückspiel beim Hamburger SV zum Klassenverbleib der Stuttgarter beitrug. Zum Saisonauftakt Mitte August im DFB-Pokal gegen die TSG Balingen erzielte er beim 4:0-Sieg das 1:0, bereitete das 3:0 von Toptorjäger Serhou Guirassy vor und war in der Rolle des Spielmachers sehr präsent. «Das ist seine Position», sagte Hoeneß damals.
Nun, nach den ersten fünf Bundesliga-Partien der Saison, hat sich Millot zum Stammspieler entwickelt und im Oberhaus mit jeweils zwei Toren und zwei Torvorlagen einiges zum starken Start der Stuttgarter mit vier Siegen beigetragen. Zudem hat er auf der Zehner-Position derzeit kaum Konkurrenz, weil Woo-Yeong Jeong mit Südkorea bei den Asienspielen ist. In seiner ersten Bundesliga-Spielzeit war Millot nur sechsmal eingewechselt worden, in der zweiten waren es 29 Einsätze, viele davon aber nur in Teilzeit. Hoeneß findet diese Entwicklung eines so jungen Spielers normal. «Er muss auch seine Erfahrungen machen.»
Millots Selbstbewusstsein litt unter der schwierigen Anfangsphase in Stuttgart offenbar nicht. Er finde es wichtig, sich ehrgeizige Ziele zu setzen, sagte er vor einigen Wochen der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten». «Ich möchte sehr gerne einmal in der Champions League spielen, vor allem aber mit der französischen Nationalmannschaft an einer Weltmeisterschaft teilnehmen. Das ist mein Traum.»
Zunächst profitiert der VfB davon, dass er mit Millot, Mittelstürmer Guirassy sowie den Flügelspielern Chris Führich und dem für Köln wegen Sprunggelenkproblemen allerdings fraglichen Silas eine bemerkenswerte Offensivreihe auf den Rasen bringt. Auch Guirassys Ex-Verein Köln, gegen den Stuttgart im Frühjahr 2022 quasi in letzter Sekunde den Klassenverbleib sicherte, soll am Samstag die neue Stärke zu spüren bekommen.
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